Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)
Nr. 64 Bühl-Kappelwindeck, Burg Altwindeck, Gastwirtschaft 1. H. 15. Jh.?, 4. V. 16. Jh.
Beschreibung
Wappentafel. Ehemals wohl am Wasserschloß Bach, das sich bis zum Ende des 18. Jahrhunderts an der Stelle der heutigen Bühler Bachschloßschule (Nelkenstr. 16) befand.1 Nach dessen Abriß im Eingangsbereich eines ebenda errichteten Bauernhauses als Spolie vermauert.2 Heute im Restaurant der Burg Altwindeck innen an der Nordwand der Ritterstube.3 Rötlicher Sandstein. Querrechteckige Tafel mit zwei erhaben ausgehauenen Wappenschilden nebeneinander. Die Schildspitze des heraldisch rechten flankieren die Zahlzeichen der eingemeißelten Jahresangabe (A). Unter beiden Schilden die vermutlich erst nachträglich hinzugesetzten Namen der Wappenführer (B). Die Platte ist an den Rändern bestoßen, die rechte untere Ecke ausgebrochen.
Maße: H. 45, B. 61, T. 9, Bu. 6–7 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), Fraktur (B).
- A
m. // ccc.
- B
Bach · Sicki(n)gena)
Bach4, Sickingen (?)5. |
Textkritischer Apparat
- Der obere und der mittlere Bogenabschnitt des c überkreuzen sich. Der Kürzungsstrich und der Punkt des zweiten i befinden sich wegen der heraldisch linken Schildspitze etwas versetzt über dem g. Das n durch die weggebrochene Plattenecke rechts unten leicht beschädigt.
Anmerkungen
- Vgl. Gartner/Hall, Kappelwindeck 19, 45. Zur Geschichte des Wasserschlosses Bach vgl. Reinfried, Das ehemalige Wasserschloß (wie unten) 132–142; Glaubitz, Wasserschloß (wie unten) 169–172. Siehe hierzu auch Fischer, Die Herren von Bach, T. 2, 38.
- Vgl. Gartner/Hall, Kappelwindeck 19. Siehe hierzu das Photo in Stadtgesch. Inst. Bühl, Photoarchiv (wie unten).
- Eine Kopie der Wappentafel befindet sich im Stadtmuseum Bühl (Inv.-nr. 07/152).
- Linksgewendet.
- Da die Beischriften jünger als die Schilde und damit auch falsch sein können, ist auch Flehingen in Betracht zu ziehen.
- Vgl. Fischer, Die Herren von Bach, T. 1, 75; zu den frühesten urkundlichen Nachweisen vgl. ebd. 87–108.
- Vgl. zur Verwendung beider Schriftarten im Bearbeitungsgebiet Einl. Kap. 5.2, LXXVIII–LXXXIII und Einl. Kap. 5.5, XCIf.
- Vgl. Neubecker, Heraldik 76f.
- Vgl. die Erstbelege der Fraktur im Bearbeitungsgebiet unter nrr. 196, 254, 277.
- Vgl. nrr. 375, 395.
- Vgl. zu den Herren von Bach Fischer, Die Herren von Bach, T. 1/2, insbes. T. 1, 88f. und zur Familie von Sickingen Europ. Stammtafeln NF, Bd. 11, Taf. 61–68; Otto Beutenmüller, Die Herren von Sickingen, in: Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete 50 (1984) H. 93, 343–358, H. 94, 423–436; Harold H. Kehrer, Die Familie von Sickingen und die deutschen Fürsten 1262–1523, in: ZGO 127 NF 88 (1979) 71–158 und ZGO 129 NF 90 (1981) 82–188.
- Vgl. die Literaturangaben zur Baugeschichte in Anm. 1.
Nachweise
- GLA Karlsruhe N Mone 111, Mone, Aufzeichnungen Büllot, fol. 105r (Skizze von Karl Reinfried).
- Stadtgesch. Inst. Bühl, Photoarchiv, Gruppe 14: Kunst-, Natur- und Baudenkmale, a.) Burgen und Schlösser, 3.) Bachschloß.
- Reinfried, Stadtpfarrkirche Bühl 6 Anm. 1.
- Karl Reinfried, Das ehemalige Wasserschloß Bach zu Kappel-Windeck bei Bühl, in: Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den angrenzenden Landschaften 18 (1902) 132–142, hier 132.
- Theodor von Glaubitz, Das Wasserschloß Bach, in: Die Ortenau 21 (1934) 169–172, hier 172.
- Theodor von Glaubitz, Die „Außenwerke“ der Burg Windeck, in: Bühler Blaue Hefte 1 (1957) 59–62, hier 60.
- Joseph Harbrecht, Geschichte der Gaststätte auf Alt-Windeck, in: Bühler Blaue Hefte 5/6/7 (1960) 7–20, hier 16.
- Rolf Gustav Haebler, Das ehemalige Bachschlößle, in: Der Merkur. Heimatkalender für die Kreise Bühl und Rastatt und die Kurstadt Baden-Baden 2 (1964) 109 (Abb.).
- Joseph Harbrecht, Die sich nannten Herren von Bach, in: Bühler Blaue Hefte 15 (1966) 41–44, hier 42 (Abb.).
- Stadtgesch. Inst. Bühl So 53, Schleh, Geschichte Bühl 322 (Abb.).
- Michael Rumpf, 700 Jahre Bühl-Kappelwindeck, in: Heimatbuch Lkr. Rastatt 1992, 49–56, hier 52 (Abb.).
- Gartner/Hall, Kappelwindeck 19 (Abb. 8), 45.
- Fischer, Die Herren v. Bach T. 1, 75, 90 (Abb.).
- Rumpf, Bach’sche Grabkapelle 53 (Abb.).
Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 64 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0006406.
Kommentar
In der Jahresangabe (A) nimmt die Höhe der c gestaffelt ab. Die Quadrangel auf der Grundlinie sind an den unteren Ecken jeweils mit einem kurzen Zierhäkchen ausgestattet. In Inschrift (B) mündet der untere Bogen des B in eine unter der Grundlinie nach vorn umgebogenen Haarlinie. Das S ist annähernd nach der Grundform des Schleifen-s wiedergegeben. Sein geschwungener unterer Bogenabschnitt verdoppelt sich im Binnenfeld des Buchstaben. Der Bogen des h ist im Unterlängenbereich weit nach links gezogen und umgebogen. Als Worttrenner dient ein paragraphzeichenförmiges, sowohl in den Ober- als auch in den Unterlängenbereich ragendes Quadrangel.
Dieser Wappenstein galt bisher als der früheste Beleg für die Existenz der Herren von Bach, die urkundlich erst einige Jahre später nachweisbar sind.6 Dabei wurde jedoch den offensichtlichen Widersprüchen zwischen der inschriftlichen Jahresangabe und den verwendeten Schriftformen zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. So läßt sich weder die Gotische Minuskel noch die Fraktur mit der Zeit um 1300 vereinbaren.7 Auch die Schildformen dürften in ihrer gedrungenen, unten abgerundeten Gestalt jünger sein und vermutlich aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammen.8 Demnach wurde die Datierung (A) nicht im angegebenen Jahr, sondern mindestens 100 Jahre später eingemeißelt. Die Namen der Wappenführer (B) können frühestens in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden sein.9 Aufgrund vergleichbarer Formen des B und des S in den Grabschriften für Margareta Baldung und Franz Braun kommt jedoch vor allem das letzte Viertel des 16. Jahrhunderts in Betracht.10 Da zu dieser Zeit sowohl die Gotische Minuskel als auch die Fraktur in Inschriften Verwendung fanden, ist nicht auszuschließen, daß (A) und (B) gemeinsam nachträglich unter die Schilde gesetzt wurden. Für diese Vermutung spricht die ähnliche Ausführung von Punkten (A) und Trennzeichen (B). In jedem Falle ist davon auszugehen, daß die Inschriften für eine Eheallianz Bach/Sickingen oder für die Erbauung des Wasserschlosses keinen primären Quellenwert besitzen, sondern lediglich einen späteren Kenntnisstand um diese Dinge dokumentieren. Ob dieser den historischen Tatsachen entspricht, muß offenbleiben. Bisher ist weder in der Bach’schen noch in der Sicking’schen Stammfolge eine Eheverbindung zwischen beiden Familien belegt.11 Ebensowenig liegen zur frühen Baugeschichte des ehemaligen Schlosses Erkenntnisse vor.12