Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 48 Baden-Baden-Lichtental, Kloster Lichtenthal, Fürstenkapelle 1402

Beschreibung

Grabplatte für Markgräfin Mechthild von Baden. Etwa in der Mitte des Kapellenschiffes im Boden.1 Rötlicher Sandstein. Hochrechteckige, sich zum Fußende hin leicht verjüngende Platte mit umlaufender Rahmenleiste. Im oberen Bereich des Binnenfeldes zwei eingetieft reliefierte Wappenschilde nebeneinander. Im Zentrum die nachgetragene und auf dem Kopf stehende Zahl IX. nach Franz Josef Herrs Numerierungssystem.2 Zwischen den Rahmenritzlinien der eingemeißelte Sterbevermerk, der sich im Binnenfeld parallel zur oberen und rechten Schriftzeile fortsetzt und hier durch den heraldisch linken Wappenschild unterbrochen wird. Die obere Außenkante in der Mitte ausgebrochen und notdürftig ausgebessert.

Maße: H. 164, B. 71, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel mit einem einzelnen Minuskelbuchstaben.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal, Baden-Baden [1/1]

  1. + ANNOa) · D(OMI)NIb) · / M · CCCCIIc) · XVIII · DIE · MENS(IS)d) · / APrIL(IS)e) · O(BIIT) · / MEHTHILDIS · VIRGO · FILIA · BERN/H//ARDIf) · MAR//CHIONISg) · DE · BADEN

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1402 verstarb am 18. Tag des Monats April die Jungfrau Mechthild, Tochter Bernhards Markgrafen von Baden.

Wappen:
Baden, Oettingen3.

Kommentar

Die tief eingemeißelten Buchstaben sind durch kräftige Bogenschwellungen geprägt und werden überwiegend von deutlichen Sporen begrenzt, die vor allem bei C, E und S beiderseits spitz ausgezogen sind. Das A ist pseudounzial, das C geschlossen. An unzialen bzw. runden Formen erscheinen das geschlossene E, das H, das offene M, das N und das T. Sämtliche freien, auf die Grundlinie treffenden Bögen, geschwungenen Schäfte und Caudae münden in dünne Zierlinien, die teils parallel zur Grundlinie ausschwingen und bisweilen mit einer leichten Schwellung versehen sind, teils auch nach oben oder unten umgebogen sind. Die Schrägschäfte des V sind oben keilförmig verbreitert. Als Worttrenner dienen kleine Kreise auf halber Zeilenhöhe. Die Schriftformen sind nah verwandt mit jenen auf dem Kreuz des Burkhard Keller.4 Eine besonders markante Gemeinsamkeit besteht in den schräg unter die Grundlinie gezogenen Zierlinien an den unteren Enden des linken A-Schrägschafts und der R-Cauda.

Mechthild war die dritte Tochter Markgraf Bernhards I. von Baden von seiner zweiten Gemahlin Anna von Oettingen.5 Sie starb nur wenige Monate nach ihrer Geburt (11. Dezember 1401) und wurde als eine der letzten Angehörigen der markgräflich badischen Familie im Kloster Lichtenthal begraben.6

Textkritischer Apparat

  1. Das O durch eine tiefe Kerbe beschädigt.
  2. Der Kürzungsbalken oberhalb der äußeren Rahmenritzlinie.
  3. Der untere Bogenabschnitt des zweiten C leicht beschädigt.
  4. Abkürzung durch einen langen, über die äußere Rahmenritzlinie hinausgezogenen Haken.
  5. Das Bogen-r besteht aus zwei übereinandergesetzten Quadrangeln. Abkürzung wie unter Anm. d beschrieben.
  6. Die Unterbrechung nach dem H durch die innere Rahmenritzlinie.
  7. Nach dem R setzt sich der Text parallel zur senkrechten inneren Rahmenritzlinie fort. Unterbrechung durch den heraldisch linken Wappenschild.

Anmerkungen

  1. Vgl. zur Lokalisierung GLA Karlsruhe G Lichtenthal nr. 2, Grundriß Fürstenkapelle nr. IX., abgedr. in Kdm. Baden-Baden 515 (Abb. 421).
  2. Zu F. J. Herrs Numerierung der Lichtenthaler Grabmäler 1803/04 vgl. GLA Karlsruhe 47/37, Herr, Beschreibung Lichtenthal 5.
  3. Hier lediglich ein Schragen ausgeführt.
  4. Vgl. nr. 47.
  5. Vgl. auch zu den folgenden Angaben Schwennicke, Europ. Stammtafeln, NF Bd. 1.2, Taf. 267.
  6. Bereits 1391 war die spätere Stiftskirche der Stadt Baden zur künftigen Grablege des Hauses Baden bestimmt worden, vgl. Frank, Stiftskirche 3; Weis, Stiftskirche 10. Dennoch wurden nach Mechthild noch weitere Kinder Markgraf Bernhards I. im Kloster Lichtenthal begraben, z. B. Bernhard d. J. (gest. 1424) und Rudolf (gest. 1424), vgl. Schwennicke, Europ. Stammtafeln NF, Bd. 1.2, Taf. 267.

Nachweise

  1. KA Lichtenthal o. Sig., Glyckher, Chronik 93.
  2. GLA Karlsruhe 47/37, Herr, Beschreibung Lichtenthal 28 nr. IX.
  3. GLA Karlsruhe G Lichtenthal nr. 2, Grundriß Fürstenkapelle nr. IX, abgedr. in Kdm. Baden-Baden 515 (Abb. 421).
  4. GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 510, Herr, Begräbnisse Lichtenthal, fol. 16r.
  5. Herr, Kloster Lichtenthal 58.
  6. Gutgesell, Kloster Lichtenthal 78.
  7. Bauer, Frauenkloster Lichtenthal 323f.
  8. Deodata, Frauenkloster Lichtental 211.
  9. Kdm. Baden-Baden 512f. nr. IX.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 48 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0004802.