Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 44 Gernsbach, kath. Pfarrkirche Unserer Lieben Frau 1388

Beschreibung

Eckquader. Ursprünglicher Standort an der Kirche unbekannt. Seit 1833 außen etwa in 8 m Höhe über einer Sonnenuhr am südöstlichen Eckstrebepfeiler des südlichen Seitenschiffes.1 Sandstein, braun gefaßt. Auf der Stirnseite in halber Höhe zwischen zwei rahmenden Ritzlinien die eingemeißelte Jahresangabe, die sich auf der Nordostseite des Steins fortsetzt.

Maße: H. ca. 50, B. ca. 70, Bu. ca. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. AN(N)Oa) · D(OMI)NI · Mb) · CCC · LX/XXVIII

Kommentar

Die Buchstaben und Zahlzeichen weisen kräftige Bogenschwellungen auf. Die Sporen sind bei C und D beiderseits spitz ausgezogen. Das flachgedeckte A hat einen geschwungenen linken Schaft und einen rechtsschräg gestellten Mittelbalken. Das C besitzt einen Abschlußstrich, das L einen etwa bis auf halbe Zeilenhöhe verlängerten Balkensporn. Das unziale M ist links geschlossen, das N rund. Ihre frei auf der Grundlinie endenden Bögen münden in hakenförmig umgebogene Haarlinien. Der Rechtsschrägschaft des X ist fast senkrecht gestellt, der andere geschwungen. Als Trennzeichen dienen kräftige Punkte auf halber Zeilenhöhe.

Die Jahreszahl datiert den Vorgängerbau, der in der Funktion einer Wallfahrtskapelle durch Margarete Schenkin von Erbach, die Frau Graf Wilhelms II. von Eberstein, und Markgraf Rudolf VII. von Baden errichtet wurde.2 Das damalige Gebäude war eine dreischiffige und vierjochige Pfeilerbasilika.2

Textkritischer Apparat

  1. Ohne Kürzungszeichen.
  2. D(OMI)NI · M] Über I · M oberhalb der Rahmenlinie ein Schrägkreuz (oder nur ein Schräglinksschaft?) zwischen zwei Schrägrechtsschäften, vgl. Stz. nr. 1. Trenkle, Beiträge (1885) 149, interpretiert dies als Steinmetzzeichen, es könnte aber ebenso ein Schifferzeichen sein, vgl. dazu Scheifele, Murgschifferschaft 134, Jägerschmid, Murgthal 170f.

Anmerkungen

  1. Datierung nach inschriftlicher Jahreszahl im unteren Bereich desselben Strebepfeilers, vgl. Kdm. Rastatt 152, 157; hier auch allg. zur Kirchenerweiterung von 1830/34.
  2. Vgl. Hennl, Gernsbach 236f.; siehe zur Baugeschichte auch Kdm. Rastatt 154–157; Marbach, Liebfrauenkirche Gernsbach 4–8.

Nachweise

  1. Krieg v. Hochfelden, Geschichte 282.
  2. GLA Karlsruhe N Mone 108, Mone, Aufzeichnungen Murgthal, fol. 44r.
  3. Trenkle, Beiträge (1881) 182, (1885) 149.
  4. RP Karlsruhe (Denkmalpflege), Photoarchiv, Neg.-nrr. 5659, 5678, 5679.
  5. Arnold Tschira, Das Stadtbild von Gernsbach, in: Badische Heimat 24 (1937) 361–374, hier 368.
  6. Langenbach, Gründung der Pfarrei Gernsbach, o. S.
  7. Kdm. Rastatt 152, 158.
  8. Franz Kappler, Die Gernsbacher Stadtbefestigung, in: Heimatbuch Lkr. Rastatt 2 (1975) 34–38, hier 37.
  9. Heinz Schumacher, Gernsbach, eine Stadt der Sonnenuhren aus Stein, in: Naturstein 33 (1978) 850–852, hier 852 (Abb.).
  10. Ambrus u. a., Kennzeichen RA, BAD 28.
  11. Marbach, Liebfrauenkirche Gernsbach 6.
  12. Kieser u. a., Kunst- u. Kulturdenkmale RA/BAD 214.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 44 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0004404.