Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 41† Baden-Baden-Lichtental, Kloster Lichtenthal, Klosterkirche 1376

Beschreibung

Grabplatte für Heinrich von Fleckenstein. Erstmals zwischen 1732 und 1761 „bey denen hinderen manns stühlen gegen den weichwasser kessel“ bezeugt.1 An dieser Stelle in der Mitte der Kirche zwischen dem nördlichen Haupteingang und der gegenüberliegenden Sakristei im Süden noch von Franz Josef Herr um 1804 als „große[r] Stein“ beschrieben, dessen inschriftlicher Sterbevermerk allerdings nur noch teilweise zu entziffern war.2 Im Zuge der 1893 vorgenommenen Renovierung der Klosterkirche mit neuen Bodenplatten überdeckt, aber an Ort und Stelle belassen.3 Vermutlich infolge der vollständigen Bodenerneuerung während der 1965 einsetzenden Bauarbeiten abgegangen.4

Inschrift nach GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 510, Herr; Ergänzungen nach KA Lichtenthal o. Sig., Glyckher.

  1. Anno . Domini Millesimo [CCC LXXVI. X. Kalend(as)a)] Junii O(biit)b) Nobilisc) Dominus [Henericus de Fleckenstein Senior.]

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1376, am 10. Tag vor den Kalenden des Juni verstarb der edle Herr Heinrich von Fleckenstein der Ältere.

Datum: 23. Mai 1376.

Kommentar

Heinrich von Fleckenstein, genannt von Bickenbach, war der Sohn seines gleichnamigen Vaters und Guttas von Bickenbach.5 Erstmals am 7. Juni 1347 erwähnt, ist er ab 1372 im Umfeld Pfalzgraf Ruprechts I. nachweisbar und wurde während dessen vormundschaftlicher Verwaltung der Markgrafschaft Baden6 im Jahre 1373 als deren Pfleger und oberster Amtmann eingesetzt. Seine Ehe mit Katharina von Wasigenstein, mit der er mehrere Kinder hatte, ist um 1350 bezeugt. Damals führte er bereits den Rittertitel, der auch im Eintrag des Nekrologs erscheint.7 Bis 1356 war Heinrich von Fleckenstein Bürger der Stadt Straßburg. Im Jahre 1373 stiftete er eine Pfründe in der Kapelle zu Niederrödern (dép. Bas-Rhin) und 1376 für sich ein Anniversarium im Kloster Lichtenthal.8 Der inschriftlich bezeugte Todeszeitpunkt weicht von den Angaben im Totenbuch um einen Tag ab; hier ist sein Name unter dem 24. Mai (IX Kal.) eingetragen.7

Textkritischer Apparat

  1. Im Ms. durch Doppelpunkt abgekürzt.
  2. Fehlt in GLA Karlsruhe 47/37, Herr.
  3. Strenuus . Miles . Glückherr.

Anmerkungen

  1. KA Lichtenthal o. Sig., Glyckher (wie unten). Der Weihwasserkessel von Herr „in der Mitte der Kirche an einem Seil gerade am Anfang des Steins” lokalisiert, vgl. GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 510, Herr (wie unten).
  2. Vgl. GLA Karlsruhe 47/37, Herr (wie unten). S. a. den Lageplan in GLA Karlsruhe G Lichtenthal nr. 1, Grundriß (wie unten).
  3. Vgl. Kdm. Baden-Baden 520f. Zu den Renovierungsarbeiten um 1893 vgl. Stober, Denkmalpflege 141–143.
  4. Vgl. Stober, Denkmalpflege 150.
  5. Sämtliche Angaben nach Müller, Herren von Fleckenstein 479f.; s. a. Spiegel, Urkundenwesen, T. 1, 249. Zur Genealogie s. a. Europ. Stammtafeln NF, Bd. 7, Taf. 27 (falsches Todesjahr).
  6. Zur Vormundschaft Pfalzgraf Ruprechts I. über die noch minderjährigen Söhne Rudolfs VI., Bernhard I. und Rudolf VII., vgl. RMB, Bd. 1, nrr. 1296f.; Weech, Badische Geschichte 41.
  7. Vgl. GLA Karlsruhe 64/19, Nekrolog Lichtenthal II, fol. 121r: „ix kalendas [Iunii] + Obiit Heinricus de Fleckenstein miles“.
  8. Der Vermerk aus einer Akte des Gayling v. Altheimschen Gesamtarchiv (Ebnet B 2) ist durch Müller, Herren von Fleckenstein 479 Anm. 4, offensichtlich falsch wiedergegeben worden: Statt „Burne“ ist dort zweifellos „Buren“ zu lesen, womit das Kloster Lichtenthal (Beuren), und nicht Marienbronn gemeint ist.

Nachweise

  1. KA Lichtenthal o. Sig., Glyckher, Chronik 94.
  2. GLA Karlsruhe 47/37, Herr, Beschreibung Lichtenthal 19 nr. 22.
  3. GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 510, Herr, Begräbnisse Lichtenthal, fol. 10r–v.
  4. GLA Karlsruhe G Lichtenthal nr. 1, Grundriß Klosterkirche nr. 22, abgedr. in Kdm. Baden-Baden 510 (Abb. 416).
  5. GLA Karlsruhe N Mone 109, Mone, Aufzeichnungen Oosthal, fol. 202r.
  6. Gutgesell, Kloster Lichtenthal 34.
  7. Bauer, Frauenkloster Lichtenthal 277.
  8. Deodata, Frauenkloster Lichtental 173f.
  9. Kdm. Baden-Baden 521 nr. 22.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 41† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0004103.