Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 26 Stollhofen (Gde. Rheinmünster), Friedhofskapelle 1348

Beschreibung

Grabplatte für die unbekannte Ehefrau eines Johannes genannt Diener (?). Quer vor den Stufen zum Eingang in die Kapelle im Boden. Rötlicher Sandstein. Am Rand zwischen zwei rahmenden Ritzlinien der umlaufend eingemeißelte Sterbevermerk. Das Binnenfeld ist leer. Der untere Abschnitt der Platte wurde zu unbestimmter Zeit geradlinig abgetrennt. Die Inschrift ist stark verwittert und abgetreten.

Maße: H. 174, B. 92,5, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. + · ANNO · D(OMI)NI · / M · C [·] C · C · X · X · X · X · V · I · I · I · [. .]a) · P[– – – / – – – / – – – V]XORb) · JOHA(N)NISc) · D(I)C(T)Id) · DIẸṆERe) ·

Kommentar

Die Buchstaben weisen deutliche Bogenschwellungen auf. Die freien Schaftenden sind überwiegend keilförmig verbreitert. An unzialen bzw. runden Buchstaben erscheinen D, das geschlossene E, H, das links geschlossene M und N. Das A ist pseudounzial, das C besitzt einen Abschlußstrich, und der rechtsschräge Schaft des X ist geschwungen. In D(OMI)NI und DIENER ist das D in Form des Kapitalis-Buchstaben wiedergegeben. Als Worttrenner dienen Punkte auf halber Zeilenhöhe.

Der von Gutmann entzifferte Name Jacob, der auf einen gleichnamigen, im Jahre 1332 bezeugten Pfarrer zu Stollhofen verweisen könnte,1 läßt sich mit dem Buchstabenbefund nicht vereinbaren. Vielmehr handelt es sich hierbei offenbar um die Grabplatte einer verheirateten Frau. Da sich die ursprüngliche Pfarrkirche Stollhofens auf dem Friedhofsgelände befand, könnte das Grabmal durchaus von dort stammen.2 Der genannte Ehemann Johannes genannt Diener (?) läßt sich anderweitig nicht nachweisen.

Textkritischer Apparat

  1. Erkennbar sind lediglich noch zwei Schäfte. Der rechte, etwas rechtsschräg gestellte Schaft wird von einer kürzeren, linksschrägen Linie durchschnitten.
  2. Vom X nur noch die beiden rechten Schaftabschnitte erhalten. Jacob Gutmann.
  3. Das freie Ende des oberen S-Bogens ist so weit herabgezogen, daß es mit dem unteren Bogen verschmilzt. Über dem A ein waagerechter Kürzungsstrich oberhalb der Rahmenritzlinie.
  4. Über dem C ein waagerechter Kürzungsstrich oberhalb der Rahmenritzlinie.
  5. Vielleicht auch die Lesung DICKER möglich. Die Cauda des R ist verlängert, weit nach oben umgebogen und am Ende anscheinend gespalten.

Anmerkungen

  1. Vgl. Gutmann, Stollhofen. Beinahe vergessen (wie unten) 295.
  2. Vgl. ebd.; allg. zur Pfarrei vgl. ders., Die Mutterpfarrei (wie unten) 251–260.

Nachweise

  1. Alfons Hasel, Ein lebensnahes Geschichtsbild von Stollhofen, der einstigen Festung am mittleren Oberrhein, in: Die Ortenau 42 (1961) 190–206, hier 203 (erw.).
  2. RP Karlsruhe (Denkmalpflege), Photoarchiv, Neg.-nrr. 5717/3, 3057/45, 3057/47, 3057/51.
  3. Ernst Gutmann, Stollhofen. Beinahe vergessen, eine uralte Grabsteinplatte, das einzige Zeugnis der Mutterkirche St. Cyriak, in: Die Ortenau 74 (1994) 294–296, hier 294f. (unvollst.).
  4. Gutmann, Stadtgeschichte Stollhofen 56 (Abb.).
  5. Ernst Gutmann, Die Mutterpfarrei Stollhofen, in: Die Ortenau 85 (2005) 251–260, hier 252 (erw.).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 26 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0002606.