Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 22† Baden-Baden-Lichtental, Kloster Lichtenthal, Klosterkirche (1343) oder später

Beschreibung

Grabplatte für Adelheid von Lichtenberg, geb. Gräfin von Werdenberg. Erstmals 1804 nahe der Südwand im Boden zwischen dem Eingang zur Sakristei und dem Grabmal für Johann III. von Lichtenberg bezeugt.1 Bereits damals nur noch das obere Drittel der Platte vorhanden. 1893 bei der Erneuerung des Fußbodens abgegangen oder überdeckt.2 Der ehemals umlaufende und sich am Ende zeilenweise unterhalb der oberen Randleiste fortsetzende Sterbevermerk wurde durch eine Rahmenlinie vom Binnenfeld abgesetzt. Im oberen Bereich der Platte ein Vollwappen; die Helmzier flankiert von der auf dem Kopf stehenden Angabe N: // 16. nach Franz Josef Herrs Numerierungssystem.3

Inschrift nach GLA Karlsruhe 47/37, Herr.

  1. Anno. Domini. M. CCC. [– – – / – – – / – – – / – – –]a) o(biit) Adelheid.b) Comitissac) //d) de. Werdenberg. Matere) [– – –]f)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 13(…) starb Adelheid, Gräfin von Werdenberg, Mutter (…).

Wappen:
Lichtenberg.4

Kommentar

Adelheid war anscheinend die Tochter Graf Hugos I. von Werdenberg und Montfort und Mechthilds von Neuffen.5 Ihre Ehe mit Johann I. von Lichtenberg ist erstmals für den 2. April 1295 bezeugt.6 Ihr ältester Sohn Johann III. gehörte zu den Wohltätern der Abtei Lichtenthal und hatte offenbar den Chorneubau zu Beginn des 14. Jahrhunderts maßgeblich unterstützt.7 Er erhielt deshalb ein würdiges Grabmal in einer Nische der Südwand.7 Innerhalb der dazugehörigen Wandmalerei, die eine Kreuzigungsszene mit dem anbetenden Stifterehepaar zeigt, ist hinter Johann III. von Lichtenberg auch seine Mutter Adelheid abgebildet.8 Es darf deshalb angenommen werden, daß die verstümmelt überlieferte Inschrift auf ihrer ehemals direkt daneben befindlichen Grabplatte sie vor allem als Mutter des Stifters in Erinnerung rufen sollte, obwohl sie noch weitere Kinder hatte.6 Adelheid ist in der Zeit zwischen 1295 und 1343 urkundlich bezeugt.5 Sie starb an einem 6. Juli und wurde nach einer Notiz im Totenbuch gemeinsam mit einer anderen, ihr offenbar nahestehenden Person (Johann III. von Lichtenberg?) in der Klosterkirche begraben.9

Textkritischer Apparat

  1. Zeilenumbrüche nach Skizze in Grundriß Klosterkirche.
  2. Adelheidis Grundriß Klosterkirche.
  3. Fehlt in Grundriß Klosterkirche.
  4. In Grundriß Klosterkirche ab hier Fortsetzung der Inschrift im Binnenfeld zwischen der oberen Rahmenleiste und dem Vollwappen.
  5. Fehlt in Grundriß Klosterkirche.
  6. Ergänze vermutlich zu: [Johannis de Liehtenberg – – –]; vgl. Kommentar.

Anmerkungen

  1. Vgl. GLA Karlsruhe 47/37, Herr (wie unten); GLA Karlsruhe G Lichtenthal nr. 1 (wie unten). Zum Grabmal Johanns III. von Lichtenberg vgl. nr. 13.
  2. Vgl. Kdm. Baden-Baden 520 nr. 16. Zu den Renovierungsarbeiten um 1893 vgl. Stober, Denkmalpflege 141–143.
  3. Zu F. J. Herrs Numerierung der Lichtenthaler Grabmäler 1803/04 vgl. GLA Karlsruhe 47/37, Herr, Beschreibung Lichtenthal 5.
  4. Identifizierung nach GLA Karlsruhe G Lichtenthal nr. 1, Grundriß Klosterkirche nr. 16. Darunter ehemals vermutlich das Wappen Werdenberg, vgl. dazu Alberti, Wappenbuch 1043; s. a. nr. 13.
  5. Vgl. Europ. Stammtafeln NF, Bd. 12, Taf. 50.
  6. Vgl. Europ. Stammtafeln NF, Bd. 11, Taf. 73.
  7. Vgl. nr. 13.
  8. Vgl. dazu ausführlich Niester, Kreuzigungsdarstellung 217–224.
  9. Vgl. GLA Karlsruhe 64/47, Nekrolog Lichtenthal III, fol. 13r: „Octava Apostolorum domina adelheidis de werdenberg anbo pariter in kirchen.“ Am Rand verweist eine später eingetragene Linie auf einen am 8. Juli verstorbenen Konrad von Lichtenberg, der dem Konvent für seine eigene Jahrzeit 10 Mark Silber stiftete. Für ihn ist in Lichtenthal jedoch kein Grabmal überliefert. Siehe hierzu Schindele (wie unten) 64f.

Nachweise

  1. GLA Karlsruhe 47/37, Herr, Beschreibung Lichtenthal 18 nr. 16.
  2. GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 510, Herr, Begräbnisse Lichtenthal, fol. 9r.
  3. GLA Karlsruhe G Lichtenthal nr. 1, Grundriß Klosterkirche nr. 16.
  4. GLA Karlsruhe N Mone 109, Mone, Aufzeichnungen Oosthal, fol. 201r.
  5. Gutgesell, Kloster Lichtenthal 32.
  6. Bauer, Frauenkloster Lichtenthal 275.
  7. Deodata, Frauenkloster Lichtental 172.
  8. Kdm. Baden-Baden 520 nr. 16.
  9. Schindele, Abtei Lichtenthal (1984) 64.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 22† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0002208.