Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 14† Schwarzach (Gde. Rheinmünster), Abteikirche St. Peter u. Paul 1326

Beschreibung

Grabplatte für einen Priester Johannes. Um 1667 im Kreuzgang bezeugt.1 Verlustumstände unbekannt. Auf der Platte die ausgehauene Figur eines Weltpriesters, offenbar eines Mannes von großer Gestalt.1 Am Rand der umlaufend eingemeißelte Sterbevermerk mit Grabbezeugung.1

Inschrift nach GLA Karlsruhe 65/606, Wagner.

  1. Anno D(omi)ni 1326. 17. Calend(as) Sept(embris) obijt Joannes Presbyter de Bischoffszhaim2) hic sepult(us)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1326 am 17. Tag vor den Kalenden des September starb Johannes, Priester von Bischofsheim. Er ist hier begraben.

Datum: 16. August 1326.

Kommentar

Reinfried identifiziert den Verstorbenen mit einem Wohltäter des Klosters namens Johannes von Utenheim, der zwischen 1270 und 1301 Kirchherr zu Stützheim (Elsaß, dép. Bas-Rhin) war und im Jahre 1301 seine sämtlichen Güter der Abtei übertrug.3 Dafür wurde er in der Marienkapelle des Schwarzacher Münsters beigesetzt.4 Reinfrieds Beweggründe, die hier behandelte Grabplatte auf diesen Stifter zu beziehen und sie entgegen den Standortangaben Gallus Wagners „im Eingang zur Marienkapelle (jetzt Rufina-Chörlein?)“ zu beschreiben, resultieren offenbar nur aus der Gleichheit der Vornamen.5 Indessen sprechen alle Indizien gegen eine solche Identifizierung; neben der widersprüchlichen Lokalisierung vor allem die inschriftliche Nennung von Bischofsheim statt Stützheim und nicht zuletzt auch das Sterbedatum. So ist kaum glaubhaft, daß Johannes von Utenheim zunächst 31 Jahre lang Kirchherr von Stützheim war und anschließend noch für 25 Jahre als Priester in Bischofsheim gelebt haben soll. Der Überlieferung nach ist er vielmehr bereits im Jahre 1307 oder kurz zuvor verstorben.6 Somit liegt hier zweifellos eine Verwechslung Reinfrieds vor. Die wahre Identität des Verstorbenen bleibt damit weiterhin ungeklärt.

Anmerkungen

  1. Vgl. GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, Comportata, vol. 1, 199: „Est lapis sepulchralis in peristilio cum incisa imagine Sacerdotis secularis magnae staturae hominis, versus Orientem, qui in limbo habet hanc inscriptionem incisam (…).“
  2. Rheinbischofsheim (Stadt Rheinau, Ortenaukreis), vgl. Topogr. Wb., Bd. 2, Sp. 594.
  3. Vgl. Reinfried, Geschichte Schwarzach (1892) 59 Anm. 1; s. a. Harbrecht, Reichsabtei Schwarzach (1951) 174. Zum Adelsgeschlecht von Utenheim vgl. Kindler v. Knobloch, Das goldene Buch, T. 2, 382–384. Zur Schenkung und den Vereinbarungen mit der Abtei im einzelnen vgl. das Urkundenregest in GLA Karlsruhe 67/1321, Registratura Phoeberii, o. S. nr. B 23.
  4. Vgl. GLA Karlsruhe 67/1321, Registratura Phoeberii, o. S. nr. B 24; Reinfried (wie unten). Die Marienkapelle soll um 1300 an die Nordseite des Querhauses angefügt worden sein, vgl. Harbrecht, Reichsabtei Schwarzach (1956) 178–180.
  5. Vgl. Reinfried (wie unten).
  6. Vgl. GLA Karlsruhe 67/1321, Registratura Phoeberii, o. S. nr. B 24. Den Hinweis auf das hieraus annähernd erschließbare Sterbejahr Johannes’ von Utenheim verdanke ich Herrn Dr. Suso Gartner, Altschweier.

Nachweise

  1. GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, Comportata, vol. 1, 199.
  2. Reinfried, Geschichte Schwarzach (1892) 59 (fehlerhaft nach Wagner).
  3. Stadtgesch. Inst. Bühl o. Sig., Smets, Geschichte 104 (nach Reinfried).
  4. Stadtgesch. Inst. Bühl o. Sig., Smets, Grabinschriften 1 (nach Reinfried).
  5. Harbrecht, Reichsabtei Schwarzach (1956) 180 (erw.).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 14† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0001406.