Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 529 Freiburg i. Br., Augustinermuseum M. 17. Jh.

Foto vgl. Druckversion, Abb. 314. Für die Onlineversion wurde keine Fotopublikationsgenehmigung erteilt.

Beschreibung

Standkreuz.1 Ehemals im Kloster Lichtenthal.2 Silber, gegossen, getrieben, graviert, ziseliert, vergoldet, mit Emailfarben bemalt und mit gefaßten Edelsteinen besetzt; der Korpus aus Elfenbein. Der auf drei Engelsköpfen ruhende Sockel ist in Form eines seitlich gekehlten Tetraeders gestaltet und mit zahlreichen Steinen in runden und ovalen Fassungen versehen. Auf den oberen Ecken sitzen drei gegossene Engelsfigürchen, die aufgeschlagene Bücher vor sich halten und offenbar singen. Dazwischen erhebt sich das Kleeblattkreuz, das auf beiden Seiten mit graviertem und farbig bemaltem Weinrankenwerk verziert ist. In die Stamm- und Balkenenden sind vorn jeweils drei Steine eingelassen. Über dem nur noch lose befestigten Korpus das gegossene und offenbar nachträglich aufgelötete Titulusschild in Form einer geschwungenen und unten geschlitzten Banderole. Darin der eingravierte Kreuztitulus IN/RI.3 Auf der Rückseite des von plastischen Strahlen umgebenen Kreuzungsfeldes ein Oval mit dem in Halbkontur eingravierten Jesusmonogramm.

Maße: H. 12,1, B. 4,8, Bu. 0,3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. IH(ESV)S

Kommentar

Die Buchstaben tragen rechtwinklig angesetzte Sporen. Schäfte und Bögen wurden konturiert wiedergegeben, der Balken im H nur als schmaler Strich.

Die schlanke Gestalt des Gekreuzigten läßt sich stilistisch nur schlecht mit dem Kreuz und dem Sockel vereinbaren. Der Korpus dürfte deshalb älter sein und ist wohl in Zweitverwendung gemeinsam mit dem Titulusschild zu unbestimmter Zeit auf das Kreuz appliziert worden. In Halbkontur eingravierte Buchstaben lassen sich auf Lichtenthaler Goldschmiedearbeiten aus dem Ende des 16. und dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts wiederholt nachweisen.4 In Anbetracht der barocken Formgebung vor allem des Sockels wird dieses Kreuz jedoch etwas später entstanden sein.

Anmerkungen

  1. Inv.-nr. K 12/D
  2. Vgl. Schroth (wie unten).
  3. Io 19,19.
  4. Vgl. nrr. 468, 495, 497.

Nachweise

  1. Schroth, Mittelalterliche Goldschmiedekunst 71 nr. 111.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 529 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0052909.