Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)
Nr. 520 Privatbesitz 1633
Beschreibung
Tafelbild mit dem Porträt des Markgrafen Wilhelm Christoph von Baden-Baden. Noch 1958 im Neuen Schloß zu Baden-Baden bezeugt;1 spätestens im Zuge der Vorbereitungen zur Veräußerung des markgräflichen Stammsitzes (2003) an den heutigen privaten Standort überführt. Hochrechteckiges Gemälde in Öl auf Leinwand. Kniestück, die Figur darin vor dunklem Hintergrund, der lediglich rechts oben einen zur Seite gerafften Vorhang erkennen läßt, leicht nach links gewendet. Der junge Markgraf trägt ein langes, goldenes Brokatkleid mit floralen Mustern, dessen breit umgelegter weißer Kragen und dessen Manschetten mit einem gebogten Spitzenbesatz versehen sind. Auf der durch einen Handschuh geschützten Linken sitzt ein roter Papagei, der Weinbeeren frißt, während der Knabe mit der Rechten ebenfalls von einer Traube pflückt, die neben ihm in einer Schale liegt. Darunter ist in der linken Bildecke in goldgelben Buchstaben der Bildtitel zeilenweise aufgemalt. Danach folgt die später und in etwas hellerer Farbe hinzugesetzte Nummer 211., die einem 1810 erstellten Gemäldeverzeichnis2 entspricht. Beide Inschriften wurden vermutlich erst nach 1958 wieder aufgedeckt, da Kircher lediglich ihre Wiederholung auf der Rückseite der Leinwand zitiert.1 Hier steht in schwarzen Lettern zwischen vorgezeichneten Zeilenlinien: No 211.3 / Wilhelm(us) Christ(ophorus) M(archio) B(adensis) / Aetat(is) IIII4 a(nn)o5 M.D.C.xxxiii. Darüber in der Mitte der oberen Rahmenleiste die mit Kugelschreiber vermerkte Ziffer 1. Auf der linken, vertikalen Leiste in halber Höhe der einzelne, mit Bleistift ausgeführte Buchstabe m. Der untere, horizontale Rahmenabschnitt trägt ein Scharnier, das eine kleine Papierplakette fast vollständig verdeckt. Von der darauf verzeichneten Nummer deshalb lediglich die erste Ziffer 1[. .]6 sichtbar.
Maße: H. 81, B. 64,7 Bu. 1,2 cm.
Schriftart(en): Humanistische Minuskel.
Wilhelmus / Christoph(orus) M(archio) B(adensis) / AEtat(is) IIII. / A(nn)oa) M. DC. XXXIII.
Übersetzung:
Wilhelm Christoph Markgraf von Baden, seines Alters 4 (Jahre) im Jahr 1633.
Textkritischer Apparat
- Das o kleiner ausgeführt und hochgestellt.
Anmerkungen
- Vgl. Kircher, Zähringer Bildnissammlung 70 nr. 298.
- Vgl. ebd. 3.
- Die Nummer vermutlich erst später nachgetragen. Sie wurde zu unbestimmter Zeit zweifach durchgestrichen und mit dem Vermerk Ki 298 korrigiert, offenbar bezogen auf Kircher, Zähringer Bildnissammlung 70 nr. 298.
- Das römische Zahlzeichen nachträglich in den oberen Zeilenbereich eingefügt.
- Das o kleiner ausgeführt und hochgestellt.
- Vermutlich nach dem von Ernst Richard und Karl Koelitz erstellten Gemäldeverzeichnis von 1890 zu 1[78] zu ergänzen, vgl. Kircher, Zähringer Bildnissammlung 3f., 70 nr. 298.
- Maßangaben ohne Rahmen; mit Rahmen H. 84,3, B. 67,3 cm.
- Vgl. auch zu den folgenden Angaben Schwennicke, Europ. Stammtafeln NF, Bd. 1.2, Taf. 268f.; Kircher, Zähringer Bildnissammlung 70 nr. 298.
- Vgl. ebd. sowie nrr. 517–519. Zu Willem Panneels vgl. nr. 37.
Nachweise
- Kircher, Zähringer Bildnissammlung 70 nr. 298.
Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 520 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0052009.
Kommentar
Die Buchstaben lassen deutliche Bogen- und Linksschrägenverstärkungen erkennen. Der Mittelteil des konischen M endet auf der Grundlinie. Der rechtwinklig angesetzte Sporn am oberen Ende des linken Schaftes ragt weit nach links über und ist nach unten umgebogen. Sämtliche Balken des E sind von unterschiedlicher Länge. Als Kürzungs- bzw. Interpunktionszeichen dienen Punkte oder Quadrangel auf der Grundlinie.
Wilhelm Christoph war ein Sohn Markgraf Wilhelms von Baden-Baden aus dessen erster Ehe mit Gräfin Katharina Ursula von Hohenzollern.8 Er kam mit seinem Zwillingsbruder Hermann Wilhelm am 11. oder 12. Oktober 1628 in der Stadt Baden zur Welt. Sein Leben blieb der geistlichen Laufbahn vorbehalten; er wurde Domherr zu Köln (1641), Konstanz (1645) und Straßburg (1646) sowie Rektor der Kirche zu Weyersheim am Thurn (Elsaß, dép. Bas-Rhin). Er starb am 23. August 1649 durch einen Jagdunfall.
Das Gemälde kann nach stilistischen und schriftkundlichen Kriterien dem flämischen Künstler Willem Panneels zugewiesen werden, der als badischer Hofmaler im Jahre 1633 mehrere Kinder des Markgrafen Wilhelm von Baden-Baden porträtierte.9