Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 519 Privatbesitz 1633

Foto vgl. Druckversion, Abb. 309. Für die Onlineversion wurde keine Fotopublikationsgenehmigung erteilt.

Beschreibung

Tafelbild mit dem Porträt des Markgrafen Hermann Wilhelm von Baden-Baden. Noch 1958 im Neuen Schloß zu Baden-Baden bezeugt;1 im Zuge der Vorbereitungen zur Veräußerung des markgräflichen Stammsitzes (2003) an den heutigen privaten Standort überführt. Hochrechteckiges Gemälde in Öl auf Leinwand. Kniestück, der Knabe darin vor dunklem Hintergrund leicht nach rechts gewendet. Links oben ist ein zur Seite geraffter Vorhang mit einem applizierten Wappenschild, rechts eine Fenster- oder Türöffnung erkennbar. Der junge Markgraf hat braune, gescheitelte Haare und trägt ein langes dunkelrotes Kleid mit einem breit umgelegten, spitzenbesetzten Kragen. Er steht links neben einem Tisch, auf dem ein Eichhörnchen, das er mit beiden Händen an einer Halskette hält, eine Nuß verzehrt. In der linken unteren Bildecke der zeilenweise angeordnete und wohl erst nach 1958 wieder aufgedeckte2 Bildtitel in goldgelben Lettern. Anschließend folgt in etwas hellerer Farbe die Nummer 209. nach einem 1810 erstellten Gemäldeverzeichnis.3 Die Zeilenanfänge sind teilweise durch die linke Rahmenleiste verdeckt. Auf der Rückseite der Leinwand zwischen vorgezeichneten Zeilenlinien die später ausgeführte Wiederholung des Bildtitels: No. 209. / Herman(nus) M(archio) Ba(densis) Aetat(is) IIII. / a(nn)o M. Dc. xxxiii. Die Nummer wurde 1958 oder später durchgestrichen und durch den Verweis Ki 299.4 ersetzt. Gleichzeitig fügte man zwischen den Zeilen die Lebensdaten des Markgrafen ein: 1628–1691 Baden-Baden. Auf der oberen Rahmenleiste eine goldfarbige Metallplakette mit der schwarz aufgetragenen Nummer 248,5 die eine ältere, mit Bleistift vermerkte Nummer teilweise überdeckt. Von dieser lediglich noch erschließbar: 2[.]4. Rechts daneben die kleinere, mit Kugelschreiber vermerkte Ziffer 2. Auf der unteren Rahmenleiste die mit blauem Fettstift wiederholte Plakettennummer Nr. 248.

Maße: H. 81, B. 64,6 Bu. 1 cm.

Schriftart(en): Humanistische Minuskel.

  1. [H]ermannus / M(archio) B(adensis) / [A]Etat(is) IIII / [A(nn)]ọa) M. DC. XXXIII

Übersetzung:

Markgraf Hermann von Baden, (seines) Alters 4 (Jahre) im Jahr 1633.

Wappen:
Baden-Sponheim.

Kommentar

Die Buchstaben lassen deutliche Bogenschwellungen und Linksschrägenverstärkungen erkennen. Die Schäfte der stark vergrößerten Versalien und Ziffern sind mit waagerecht angesetzten Sporen versehen, die teilweise asymmetrisch weit nach außen ragen. Der Mittelteil des leicht konischen M endet auf der Grundlinie. Sämtliche Balken des E sind von unterschiedlicher Länge. Als Kürzungs- bzw. Interpunktionszeichen dienen Punkte auf der Grundlinie.

Der stilistische Vergleich mit den übrigen, im gleichen Jahr angefertigten Markgrafen-Porträts und die äußerst ähnlichen Buchstabenformen lassen darauf schließen, daß auch dieses Gemälde von dem badischen Hofmaler Willem Panneels stammt.7

Hermann Wilhelm war der fünfte Sohn Markgraf Wilhelms von Baden-Baden aus dessen erster Ehe mit Gräfin Katharina Ursula von Hohenzollern.8 Er kam mit seinem Zwillingsbruder Wilhelm Christoph am 11. oder 12. Oktober 1628 zur Welt. Zunächst für den geistlichen Stand bestimmt, erhielt er 1649 die niederen Weihen und wurde hernach Domherr zu Eichstätt (1650), Paderborn (1651), Köln (1653), Straßburg (1662), Salzburg und Augsburg (1664).9 Außerdem trat er in spanische Kriegsdienste und fand infolge seiner militärischen Leistungen zunehmend auch am kaiserlichen Hof Beachtung. So wurde er 1671 zum Generalfeldzeugmeister und nach seinem Einsatz gegen Frankreich 1681 zum Präsidenten des Hofkriegsrates und Wirklichen Geheimen Rat ernannt. In dieser Stellung hatte er großen Anteil an der siegreichen Bekämpfung der Türken vor Wien und erhielt 1688 das Amt des kaiserlichen Prinzipalkommissars am Reichstag zu Regensburg. Er starb am 21. Oktober 1691 an einem Schlaganfall und wurde in der Kirche St. Emmeram zu Regensburg begraben.

Textkritischer Apparat

  1. Das kleiner ausgeführte und hochgestellte o nur unsicher wahrnehmbar.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kircher, Zähringer Bildnissammlung 70 nr. 299.
  2. Ebd. nicht zitiert.
  3. Vgl. ebd. 3.
  4. Offensichtlich in Bezug auf ebd. 70 nr. 299.
  5. Numerierung nach dem von Ernst Richard und Karl Koelitz 1890 erstellten Verzeichnis zu den Gemälden im Neuen Schloß Baden, vgl. ebd. 3f.
  6. Maßangaben ohne Rahmen; mit Rahmen: H. 84,2, B. 67,2 cm.
  7. Vgl. nrr. 517 (mit Signatur), 518, 520. Zu Willem Panneels vgl. nr. 37.
  8. Vgl. Schwennicke, Europ. Stammtafeln NF, Bd. 1.2, Taf. 268f. Zu seiner Biographie vgl. Christian Beese, Markgraf Hermann von Baden (1628–1691). General, Diplomat und Minister Kaiser Leopolds I. (Veröff. d. Kommission f. geschichtl. Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B Forschungen 121), Stuttgart 1991, passim; Albert Krieger, Aus den Papieren des Markgrafen Hermann von Baden 1628–1691, in: ZGO 66 NF 27 (1912) 407–444; Weech, Badische Geschichte 188–199; Müller, Badische Fürsten-Bildnisse o. S. nr. 20; ADB, Bd. 12, 120–122; Schoepflinus, Historia, tom. 3, 157–180.
  9. Vgl. auch zu den folgenden Angaben Weech, Badische Geschichte 190–199; Schwennicke, Europ. Stammtafeln NF, Bd. 1.2, Taf. 269.

Nachweise

  1. Kircher, Zähringer Bildnissammlung 70 nr. 299 (erw.).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 519 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0051903.