Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 518 Privatbesitz 1633

Foto vgl. Druckversion, Abb. 308. Für die Onlineversion wurde keine Fotopublikationsgenehmigung erteilt.

Beschreibung

Tafelbild mit dem Porträt des Markgrafen Ferdinand Maximilian von Baden-Baden. Noch 1958 im Neuen Schloß zu Baden-Baden bezeugt;1 spätestens im Zuge der Vorbereitungen zur Veräußerung des markgräflichen Stammsitzes (2003) an den heutigen privaten Standort überführt. Hochrechteckiges Gemälde in Öl auf Leinwand. Kniestück. Der Knabe ist leicht nach rechts gewendet. Er hat dunkle Haare und trägt ein weißgraues Wams mit geschlitzten Puffärmeln und einem breiten, spitzenbesetzten Kragen. Darüber ist schräg über den Leib eine Schärpe gebunden. Die Rechte streckt er halb geöffnet nach vorn, die Linke liegt am Griff seines Degens. Der linke Bildhintergrund gibt den Blick in einen runden, gekuppelten Saal frei, in dem über einer Büste ein Wappenschild abgebildet ist. Rechts davon in einer Wandnische die Figur der Diana mit dem Hirsch.2 Zur Linken des jungen Markgrafen ein balusterartiger, reich ornamentierter Säulenabschnitt. Zu seiner Rechten in der linken unteren Bildecke der zeilenweise und zentriert aufgemalte Bildtitel sowie die später mit etwas hellerer Farbe hinzugefügte Nummer 208. nach einem 1810 erstellten Gemäldeverzeichnis.3 Der Bildtitel wurde vermutlich erst nach 1958 wieder freigelegt, da Kircher lediglich eine übermalte Aufschrift erkennen konnte.1 Auf der Rückseite steht in großen schwarzen Buchstaben zwischen vorgezeichneten Zeilenlinien eine jüngere Kopie des Textes: No. 208.4 / Ferdinand(us) Maxim(ilianus) / Marchio Badensis. Atato.5 7. / A(nno) M. D. C. 33. Auf der oberen Rahmenleiste ein kleines, aufgenageltes Blechschild mit der Nummer 192 nach dem 1890 erstellten Gemäldeverzeichnis von Ernst Richard und Karl Koelitz.6 Links davon die mit Bleistift vermerkte Ziffer 2, rechts die mit Kugelschreiber ausgeführte Zahl 457.

Maße: H. 80,8, B. 64,8 Bu. 0,8 cm.

Schriftart(en): Humanistische Minuskel.

  1. Ferdinand(us) Maxima) / Marchio Badensis / AEtat(is)b) VII. / A(nn)oc) M. DC. XXXIII.

Übersetzung:

Ferdinand Maximilian Markgraf von Baden, (seines) Alters 7 (Jahre) im Jahr 1633.

Wappen:
Baden-Sponheim.

Kommentar

Die Buchstaben lassen Bogen- und Linksschrägenverstärkungen sowie deutliche Sporen erkennen. Die Versalien sind im Vergleich zu den Gemeinen unverhältnismäßig groß ausgeführt (H. 2,0–2,7 cm). Der Mittelteil des geraden oder schwach konischen M endet auf der Grundlinie. Der rechtwinklig angesetzte Sporn am oberen Ende des linken Schaftes ragt hier weit nach links über und ist nach unten umgebogen. Sämtliche Balken an E und F sind von unterschiedlicher Länge. Als Kürzungs- bzw. Interpunktionszeichen dienen Punkte oder Quadrangel auf der Grundlinie.

Ferdinand Maximilian war der älteste Sohn Markgraf Wilhelms von Baden-Baden aus dessen erster Ehe mit Gräfin Katharina Ursula von Hohenzollern.9 Er wurde am 23. September 1625 geboren. Zur Zeit der Anfertigung des Bildes, das aufgrund der Altersangabe noch vor dem Herbst des Jahres 1633 entstanden sein muß, dürfte er sich mit seinem Vater im Exil befunden haben. Die Markgrafschaft Baden-Baden war zwischen 1632 und 1634 von den Schweden besetzt und Friedrich V. von Baden-Durlach unterstellt worden.10

Das Gemälde wird dem flämischen Maler Willem Panneels zugewiesen, der in den letzten Jahren seines kurzen Lebens in die Stadt Baden kam und hier eine Anstellung als Hofmaler erhielt.11 Die Zuschreibung stützt sich vor allem auf die Signatur, die auf dem stilistisch vergleichbaren und ebenfalls 1633 angefertigten Porträt von Ferdinand Maximilians Bruder Philipp Sigmund verzeichnet ist.12 Sie läßt sich durch die Schriftanalyse bekräftigen. So sind die auffälligen Sporen am M ebenfalls in der Bildbeischrift AGAMEMNON zu Panneels Kreidezeichnung „Iphigenie in Aulis“ zu beobachten.13 Auch das E ist dort ganz ähnlich gestaltet. Vermutlich war der Maler der markgräflichen Familie in die Emigration gefolgt und hatte während dieser Zeit einige der Kinder porträtiert.14 Er starb bereits ein Jahr später am 1. Juli 1634.15

Textkritischer Apparat

  1. Der rechte Teil des m scheinbar durch die Hose des Knaben verdeckt. Ergänze zu: Maximilianus.
  2. Kürzung durch Punkt auf der Grundlinie.
  3. Das o kleiner ausgeführt und hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kircher, Zähringer Bildnissammlung 68 nr. 290.
  2. Vgl. zum Motiv der Diana mit dem Hirsch RDK, Bd. 3, Sp. 1435; LIMC, Bd. 2.1, 820f. nrr. 157–160, Bd. 2.2, 608f. (Abb. 157–160 u. a.); zum mythologischen Hintergrund vgl. Hunger, Lexikon 75–82.
  3. Vgl. Kircher, Zähringer Bildnissammlung 3.
  4. Die Zahl erst später etwas kleiner hinzugesetzt; zu unbestimmter Zeit durchgestrichen und statt dessen vermerkt Ki 290, offenbar bezogen auf Kircher, Zähringer Bildnissammlung 68 nr. 290.
  5. Sic!
  6. Vgl. Kircher, Zähringer Bildnissammlung 3f.
  7. Die 5 nur unsicher identifiziert, weil der Bogen fehlt.
  8. Maßangaben ohne Rahmen; mit Rahmen H. 84,2, B. 67,6 cm.
  9. Vgl. auch zu den folgenden Angaben Schwennicke, Europ. Stammtafeln NF, Bd. 1.2, Taf. 268f. Zur Biographie vgl. Eberhard Gothein, Zwei Episoden badischer Fürstengeschichte. I. Ein unglücklicher Fürstensohn (Markgraf Ferdinand Maximilian von Baden), II. Eine tapfere Fürstin (Markgräfin Augusta Maria von Baden-Durlach), in: ZGO 66 NF 27 (1912) 543–561; Weech, Badische Geschichte 178–185; Müller, Badische Fürsten-Bildnisse, o. S. nr. 16; Schoepflinus, Historia, tom. 3, 137–146; s. a. nr. 532.
  10. Vgl. zur Verbannung Weech, Badische Geschichte 179; zu den historischen Vorgängen allgemein vgl. Kast, Mittelbadische Chronik 31–67; Kohnle, Geschichte 125; Haebler, Geschichte, Bd. 1, 119f.; Press, Markgrafen 38–40; s. a. nr. 516.
  11. Vgl. Kircher, Zähringer Bildnissammlung 68 nr. 290 und den inschriftlichen Sterbevermerk in nr. 37 mit Anm. 6 (Lit.).
  12. Vgl. nr. 517.
  13. Vgl. Rubens Cantoor. The drawings of Willem Panneels. A critical catalogue by Jan Garff and Eva de la Fuente Pedersen with an introduction by Jan Garff, Copenhagen 1988, vol. 1, 182f. nr. 246, vol. 2, Taf. 249 (Abb. 246).
  14. Vgl. nrr. 517, 519, 520.
  15. Vgl. nr. 37.

Nachweise

  1. Kircher, Zähringer Bildnissammlung 68 nr. 290 (Taf. 7).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 518 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0051809.