Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 511 Baden-Baden-Lichtental, Kloster Lichtenthal, Museum 1629

Beschreibung

Lesepult. Ehemals im Kapitelsaal, hier noch 1923 bezeugt.1 Später in das Klostermuseum verbracht. Tannen-, Fichten-, Nußbaum- und Eichenholz, die aufgelegten Flachschnitzereien in Ahornholz.2 Der hochrechteckige Möbelkorpus steht auf zwei weit vorkragenden Kufen. Die Vorderfront und die mit einer Tür versehene Rückseite sind durch Pilaster und Diamantquader architektonisch gestaltet sowie mit eingelegten Bandmustern verziert. Die Seitenwände waren noch um 1923 mit den Figuren der Muttergottes und des hl. Benedikts versehen.3 Im vorderen Fries des Gebälks die leicht beschädigte und teilweise erneuerte Jahreszahl, unterbrochen durch ein auch auf der Rückseite angebrachtes vegetabiles Ornament in Flachschnitzerei. Unterhalb des Gesimses ein umlaufender Klötzchenfries. Den verlorenen Pultaufbau ersetzt ein jüngerer4 Aufsatz in Form einer abgeflachten Pyramide.

Maße: H. 138, B. 63, Zi. 3–5 cm.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal, Baden-Baden [1/2]

  1. 16//29a)

Kommentar

Der obere Schaftabschnitt der 1 ist weggebrochen, das untere Ende als Schlinge ausgeführt. Die ovalen Bögen der 6 und der 9 sind benast. Die spitze 2 ist etwas kleiner als die übrigen Ziffern. Wie die auf dem Holz verbliebene Schattenkontur einer 8 beweist, ist die heutige 9 nicht original. Vielmehr stellt sie eine Kopie der 6 dar und wurde erst nach 1997 auf dem Kopf stehend eingepaßt.5 Dabei dürfte es sich jedoch um keine Verfälschung, sondern lediglich um die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes gehandelt haben, da die Jahreszahl 1629 noch um 1970 durch Sr. Mafalda Bauer bezeugt ist.3

Das Pult entstand während der Regierungszeit der Äbtissin Margareta Göll (reg. 1625–1640).6 Die Ziffernformen deuten darauf hin, daß das Möbel aus derselben Schreinerwerkstatt stammt wie der ebenfalls 1629 angefertigte und stilistisch ähnliche Lichtenthaler Aufsatzschrank.7

Textkritischer Apparat

  1. Unterbrechung durch ein Ornament. Die Konturen einer zwischenzeitlich die 9 ersetzenden 8 auf dem Hintergrund noch schwach erkennbar. 1628 750 Jahre Lichtenthal; Krupp.

Anmerkungen

  1. Vgl. RP Karlsruhe (Denkmalpflege), Photoarchiv, Neg.-nr. 0366 (Photo Wilhelm Kratt, 1923); s. a. 750 Jahre Lichtenthal 319 nr. 171; KA Lichtenthal o. Sig, Bauer (wie unten).
  2. Materialangaben nach 750 Jahre Lichtenthal 318 nr. 171.
  3. Vgl. KA Lichtenthal o. Sig., Bauer (wie unten).
  4. Vgl. 750 Jahre Lichtenthal 318 nr. 171.
  5. Die Jahreszahl 1628 letztmal bezeugt in KA Lichtenthal o. Sig., Krupp (wie unten).
  6. Zu Margareta Göll vgl. Schindele, Abtei Lichtenthal (1985) 129–133; Wolters, Lichtenthaler Abtissinnen 73f.; Bauer, Frauenkloster Lichtenthal 227.
  7. Vgl. nr. 510.

Nachweise

  1. KA Lichtenthal o. Sig., Bauer, Inventar Bd. 4: Konventgebäude, Höfe, Abtei, fol. 1r (Photo der Rückseite v. Wilhelm Kratt, 1923).
  2. 750 Jahre Lichtenthal 318f. nr. 171 (Abb. 171).
  3. KA Lichtenthal o. Sig., Krupp, Inventar, Bd.: Museum, Fürstenzimmer 10, Wand III bis Mohrenstühle, o. S.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 511 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0051100.