Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 493 Bühl-Kappelwindeck, Städtischer Friedhof 1. V. 17. Jh.

Beschreibung

Grabmal für einen unbekannten Schuster. An der Innenseite des nordwestlichen Abschnitts der Friedhofsmauer, rechts neben dem Grab für Gabriel Kehrdorf (gest. 1814) im Mauerwerk. Rötlicher Sandstein. Kleine hochrechteckige Tafel, die oben mit einem Flachbogen abschließt. Im eingetieften Binnenfeld das Relief eines sog. Halbmondes.1 Darüber die erhaben ausgehauene Marke nr. 75, darunter einige kaum mehr wahrnehmbare Buchstaben (B). Auf dem oberen Abschnitt der nach innen abgetreppten Rahmenleiste noch die Reste einer ehemals umlaufenden Inschrift (A). Der untere Rahmenabschnitt ragt etwas stärker aus der Wand hervor und ist offenbar unbearbeitet. Die Oberfläche des Steins verwittert, bemoost und durch Ausblühungen beschädigt.

Maße: H. 60, B. 31, Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    [– – –] ẸṚSA[M] ṾṆ[D – – –]

  2. B

    A[. . . . . . .]

Kommentar

Die Kerben der Buchstaben sind gleichbleibend schmal geschlagen. Die Datierung der Inschrift orientiert sich an der Tatsache, daß sämtliche kleinformatigen Grab- und Gedenksteine in der Bühler Friedhofsmauer aus dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts stammen.2 Die noch erkennbaren Buchstabenformen, die stilistische Gestaltung des Grabmals sowie die Ausführung des Werkzeugs, dessen Heft bereits leicht schräg im Blattansatz steckt, sind mit dieser Zeitstellung gut zu vereinbaren.3

Anmerkungen

  1. Zu den historischen Schusterwerkzeugen und -zeichen vgl. Friedrich Karl Azzola / Heinz Bormuth / Hans Werner Haas, Überregionale Entwicklungszüge historischer Schusterzeichen auf Kleindenkmalen. Zugleich ein Beitrag zur Ikonographie Odenwälder Handwerkszeichen, in: Beiträge zur Erforschung des Odenwaldes und seiner Randlandschaften 3 (1980) 363–382.
  2. Vgl. nrr. 425, 426, 442, 445.
  3. Vgl. zur Entwicklung der Kapitalis im Bearbeitungsgebiet Einl. Kap. 5.4, LXXXVI–XCI. Zur stilistischen Gestaltung vgl. die Grabsteine ähnlicher Größe für die Schuster Hans Evecheit (1598) in Heustreu (Lkr. Rhön-Grabfeld), vgl. Azzola / Bormuth / Haas (wie Anm. 1) o. S. (Abb. 15), und Hans Braun (A. 17. Jh.) in Schweinsberg (Lkr. Marburg-Biedenkopf), vgl. Friedrich Azzola, Der Grabstein des Hans Braun mit einem Schuhmacher-Handwerkszeichen an der Kirche von Schweinsberg. Ein Beitrag zur Geschichte des „Halbmondes“, in: Hessische Heimat 41 (1991) H. 3, 90–96 (hier auch zur Datierbarkeit des „Halbmondes“).

Nachweise

  1. Stadtgesch. Inst. Bühl, Photoarchiv, Gruppe 15: Friedhöfe, b.) Bühl-Kernstadt, 2.) einzelne Grabsteine.
  2. Stadtgesch. Inst. Bühl Sg 100, Falk, Grab- u. Gedenksteine 4 nr. 15.b.3.7.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 493 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0049303.