Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 483† Schwarzach (Gde. Rheinmünster), Abteikirche St. Peter u. Paul 1622

Beschreibung

Grabplatte für den Abt Georg Dölzer. Um 1667 durch Gallus Wagner in der Südapsis des Querhauses bezeugt.1 Die Umstände des noch vor 1892 eingetretenen Verlustes sind unbekannt.2 Am Rand der Platte der Sterbevermerk mit Fürbitte (A).3 In der Mitte ein von einer Mitra gekrönter und von einem Abtsstab mit Sudarium hinterlegter Wappenschild.4 Darunter in einem quadratischen Täfelchen die Grabbezeugung (B).

Inschrift nach GLA Karlsruhe 65/606, Wagner.

  1. A

    Anno a partu Virgineoa) MDCXXII. dieb) XXVI. Januarij Obijt. Req(ui)escat in Pace

  2. B

    R(everen)di Patris ac D(omi)ni Georgij Dölzer abbatis Mon(aster)ij Schwarzacensis hic ossa claud(u)n(tur)c) donec immuta(ti)o v(e)n(i)atd), et corruptibile hoc induat incorrupt(i)o(n)e(m), et mortale immortalit(atem).

Übersetzung:

Er starb im Jahr nach der jungfräulichen Geburt 1622, am Tag des 26. Januar. Er ruhe in Frieden. (A) – Hier sind die Gebeine des ehrwürdigen Vaters und Herrn Georg Dölzer, des Abts des Klosters Schwarzach, geborgen, bis (ihre) Umwandlung naht und dieses Verderbliche Unverderblichkeit annimmt und das Sterbliche Unsterblichkeit. (B)

Wappen:
Abtei Schwarzach/Dölzer.5

Kommentar

Georg Dölzer läßt sich bereits 1582 im Kloster nachweisen.6 1584 erhielt er in Speyer die Priesterweihe und wurde 1590 zum Abt des nur aus wenigen Mitgliedern bestehenden Schwarzacher Konvents gewählt. Während seiner Amtszeit erließ er zahlreiche Verordnungen, u. a. eine Landschatzungserneuerung (1593), eine Regelung zur Vermeidung und Ahndung von Feldschäden (1599), eine Stubenordnung (1602), eine Bäderordnung (1604) und eine Fischerordnung (1606). Außerdem bemühte er sich um die Aufnahme des Klosters in den Bursfelder Kongregationsverband. Trotz aller Sparsamkeit gelang es ihm nicht, die ernormen Schulden des Klosters zu verringern, weshalb er von Bischof Leopold von Straßburg und Markgraf Georg Friedrich von Baden, der die Landeshoheit über Schwarzach beanspruchte und Dölzer 1612 mit der Pfarrei Ottersweier belehnt hatte, zur Rechenschaft gezogen wurde. Georg Dölzer starb im inschriftlich überlieferten Jahr in Straßburg an der Wassersucht, die er dort über mehrere Wochen hinweg vergeblich zu kurieren versucht hatte.

Textkritischer Apparat

  1. Im Ms. nach dem zweiten i eine Unterbrechung durch die Wappenskizze.
  2. Im Ms. korrigiert aus den, das durchgestrichen und mit die überschrieben wurde.
  3. Auch die Lesung clauda(ntur) möglich.
  4. Lesung unsicher.

Anmerkungen

  1. Vgl. GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, Comportata, vol. 2, 1321: „(…) et sepelitur in apside Chori dormitorio religiosorum propinqua“; s. a. Hirth, Heimatbuch Greffern, T. 3, 53. Zur Lage des Dormitoriums vgl. Marzolff, hochma. Abteikirche 36.
  2. In Reinfried, Geschichte Schwarzach (1892) 59, 62 ist die Grabplatte bereits als verloren bezeugt.
  3. Beschreibung nach GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, Comportata, vol. 2, 1321: „Lapis sepulchralis habet inscriptionem in limbo ([A]). (…) Sub insignibus quasi in quadrata tabella legitur incisum ([B]).
  4. Vgl. die Wappenskizze in GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, Comportata, vol. 2, 1321, abgedr. in Hirth, Heimatbuch Greffern, T. 3, 53.
  5. Nach GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, Comportata, vol. 2, 1321: „Jnsiginia in superiori parte sunt clavis et gladius Sanctorum Apostolorum Petri et Pauli Patronorum Monasterij, in inferiori parte supra colliculum crux.“ Demnach und unter Berücksichtigung der beigefügten Skizze geteilt: oben Abtei Schwarzach (Schlüssel und Schwert schräggekreuzt), unten Dölzer (ein auf einem Berg stehendes lateinisches Kreuz).
  6. Vgl. auch zu den folgenden Angaben Hirth, Heimatbuch Greffern, T. 3, 48–54; Gartner, Kloster Schwarzach 320–322; Harbrecht, Reichsabtei Schwarzach (1952) 22–27.

Nachweise

  1. GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, Comportata, vol. 2, 1321.
  2. Reinfried, Geschichte Schwarzach (1892) 62 (fehlerhaft nach Wagner).
  3. Harbrecht, Reichsabtei Schwarzach (1952) 27 (nur B in Übers.).
  4. Hirth, Heimatbuch Greffern, T. 1, 22 (Übers.).
  5. Stadtgesch. Inst. Bühl o. Sig., Smets, Geschichte 209 (nach Reinfried).
  6. Stadtgesch. Inst. Bühl o. Sig., Smets, Grabinschriften 4 (nach Reinfried).
  7. Hirth, Heimatbuch Greffern, T. 3, 53f. (Übers.).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 483† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0048301.