Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 479 Baden-Baden-Lichtental, Kloster Lichtenthal, Fürstenkapelle 1620

Beschreibung

Grabplatte für den Pfarrer Andreas Sensenbach. Ehemals im südwestlichen Bereich des Kapellenschiffes zwischen den Grabplatten für die Markgrafen Rudolf III. und Rudolf Hesso von Baden parallel zur Südwand im Boden.1 Vermutlich im Zuge der 1829/32 vorgenommenen Renovierung der fürstlichen Grablege aus dem Gebäude entfernt oder überdeckt.2 Die Inschrift damals ersatzweise auf einen Sammelgrabstein übertragen, der gegenwärtig an der Außenwand des Chores steht.3 Die Originalgrabplatte erneut im Jahre 1942 in der „Ecke rechts vom Eingang“ bezeugt.4 Diese Lokalisierung ist auch mit dem heutigen Standort vereinbar: Die hochrechteckige Platte liegt quer zur Südwand im südwestlichen Winkel der Kapelle. Sandstein. Die Oberfläche ist horizontal zweigeteilt. Im oberen Drittel ein eingetieftes, querrechteckiges Feld, das den zeilenweise eingemeißelten Sterbevermerk enthält. Im unteren Plattenbereich ein hochrechteckiges, von Ritzlinien abgegrenztes Feld, das bis auf den oberen Abschnitt von einer breiten Rahmenleiste umschlossen ist. Im Zentrum ein eingetieftes Medaillon mit dem Relief eines Kelchs und einer Hostie. Rechts darunter die auf dem Kopf stehende Zahl 22. nach Franz Josef Herrs Numerierungssystem.5 An der unteren rechten Plattenkante eine schmale Aussparung.

Maße: H. 140, B. 69,5, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal, Baden-Baden [1/2]

  1. Anno 1620 den 24 / Junij ist in Gott entschlaff(en)a) / der Erwürdig Geistlich ḥ(err)a) / Andreas Sensenbach gewesz/ner Pfründtner alhie deme / Gott gnedig seÿ Amen

Kommentar

Andreas Sensenbach aus Hochendingen (vermutlich Hohentengen, Lkr. Waldshut) wurde im Jahre 1583 von der Lichtenthaler Äbtissin Barbara Veus zum Kaplan des Liebfrauenbenefiziums an der Steinbacher Pfarrkirche bestellt.6 Zumindest seit 1605 war er Pfarrer in Haueneberstein.7 In diesem Jahr hatte er als Kämmerer des Landkapitels Rastatt am Badischen Landtag teilgenommen.8 Da die Gemeinde Haueneberstein in den darauffolgenden Jahren den Landesherrn Markgraf Georg Friedrich von Baden um die Einsetzung eines evangelischen Pfarrers bat, wurde Sensenbach 1612 von seinen seelsorgerischen Verpflichtungen wieder entbunden.9 Offenbar erhielt er als Ersatz eine Pfründe im Kloster Lichtenthal, wo er acht Jahre später auch bestattet wurde. Im Gegensatz zur inschriftlichen Überlieferung ist im Nekrolog der 23. Juni 1620 als Todestag angegeben.10

Textkritischer Apparat

  1. Kein Kürzungszeichen erkennbar.

Anmerkungen

  1. Vgl. GLA Karlsruhe G Lichtenthal nr. 2, Grundriß Fürstenkapelle nr. 22, abgedr. in Kdm. Baden-Baden 515 (Abb. 421). Zu den Grabplatten für die Markgrafen Rudolf III. und Rudolf Hesso von Baden vgl. nrr. 17, 19.
  2. Vgl. zu den Renovierungsmaßnahmen von 1829/32 Stober, Denkmalpflege 116–128; Krimm, Fürstenkapelle 147–158. Damals ließ Fr. J. Herr neun Grabsteine von Verstorbenen, die nicht der markgräflichen Familie angehörten, aus der Kapelle entfernen, vgl. Krimm, Fürstenkapelle 155.
  3. Vgl. Kdm. Baden-Baden 519 nr. 12. Der etwas abweichende Wortlaut der übertragenen Inschrift lautet: + A(NNO) MDCXXII D(EN) XXVITEN IUNI / IST IN GOTT ENTSCHLAFEN / DER ERWÜRDIG GEISTLICHE / ANDREAS SENSENBACH / GEWESSTER PFRÜNDNER / ALLHIE D(EM) G(OTT) G(NEDIG) S(EIN) W(OLLE) A(MEN). In diesen Sammelgrabstein wurden außerdem die inschriftlichen Sterbevermerke für Philipp Gerwick und Thomas Scherhauf neu eingemeißelt, vgl. nr. 193.
  4. Vgl. Kdm. (wie unten). Möglicherweise hatte man die Platte während der Instandsetzungsarbeiten um 1913/15 unter Fritz Hirsch wiedergefunden, als man den Bodenbelag der Kapelle abhob und auf einer Betonschicht neu verlegte, vgl. Stober, Denkmalpflege 135f.
  5. Zu F. J. Herrs Numerierung der Lichtenthaler Grabmäler 1803/04 vgl. GLA Karlsruhe 47/37, Herr, Beschreibung Lichtenthal 5.
  6. Vgl. Reinfried, Pfarrei Steinbach 110, 112.
  7. Vgl. Kurt Hochstuhl / Erwin Senft, Haueneberstein. Aus der Geschichte des Dorfes am Eberbach, Baden-Baden 1994, 224, 236. S. a. GLA Karlsruhe 64/47, Nekrolog Lichtenthal III, fol. 12r: „Anno domini 1.6.20. Obijt Reuerendus dominus Andreas Sensenbach. multos annos parochus in Hafeneberstein“.
  8. Vgl. Weech, Landtagsabschiede 363.
  9. Vgl. Hochstuhl/Senft (wie Anm. 7) 224.
  10. Vgl. GLA Karlsruhe 64/47, Nekrolog Lichtenthal III, fol. 12r: „viiii kalendas [Iulii]“.

Nachweise

  1. GLA Karlsruhe 47/37, Herr, Beschreibung Lichtenthal 37 nr. 22.
  2. GLA Karlsruhe Hfk–Hs nr. 510, Herr, Begräbnisse Lichtenthal, fol. 22v nr. 22.
  3. GLA Karlsruhe N Mone 109, Mone, Aufzeichnungen Oosthal, fol. 195v.
  4. Kdm. Baden-Baden 516 nr. 22.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 479 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0047904.