Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 474 Schwarzach (Gde. Rheinmünster), Lindenbrunnenstr. 4 1616

Beschreibung

Eckständer. Ursprünglich an der nördlichen Fassadenecke des traufständigen Fachwerkhauses in Höhe des ersten Obergeschosses.1 Während des Umbaus 1963/64 durch einen neuen Ständer ersetzt und im Keller sichergestellt.2 An das Gebäude schließt sich seither im Norden ein giebelständiges Wohnhaus an. Holz. Die ehemalige Nordostkante des im Querschnitt nahezu quadratischen Ständers ist in der Mitte breit gefast. Hier unter einem Fruchtbündelrelief, das von einem lappigen und unten volutenartig eingerollten Blatt verhüllt ist, das Sprichwort (A). Darunter offenbar zwei erhaben geschnitzte Eheallianzwappen in einem Schild. Im unteren Fasenabschnitt die entsprechenden Namensinitialen (B). Am unteren Ende des Ständers beiderseits der Kante ein eingetieftes Feld mit der umrahmten Jahreszahl (C). Sämtliche Inschriften eingekerbt.

Maße: H. 197, B. 23, T. 26, Bu. 5,5 (A), 6 (B), Zi. 7,5 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur (A), Kapitalis (B).

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    Welcher / GOtt ver=/trawta) hat / wol Ge=/bawtb) ·c)

  2. B

    N(ikolaus) · H(aeusler) · S(chaffner) · Z(u) / · S(vartzach)d) · / E · Re) · S(eine) · E(heliche) / · H(aus)F(raw) ·f)

  3. C

    16/16g)

Versmaß: Deutsche Reimverse (A).

Wappen:
Häusler/unbekannt.3

Kommentar

Die Kerben der eingeschnittenen Buchstaben sind nahezu gleichbleibend schmal. Innerhalb der Kapitalis-Initialen (B) hat das N einen geschwungenen Schrägbalken, der links weit über den Ansatz des schrägestellten und nach rechts durchgebogenen linken Schaftes hinausragt. Die Balken des Z, das einen kurzen Mittelbalken besitzt, sind linksschräg gestellt. Als Worttrenner dienen in der Regel kleine Quadrangel auf halber Zeilenhöhe.

Die Inschrift bezeugt, daß dieses Haus im Jahre 1616 von dem damals bereits verheirateten Klosterschaffner Nikolaus Häusler ursprünglich errichtet oder erweitert wurde. Er war am 22. Mai 1615 als Nachfolger Johann Beylers von Abt Georg Dölzer angestellt worden und übte das Amt bis zum Jahre 1619 aus.4 Zu dieser Zeit erhob der Schwarzacher Konvent aufgrund der Verwandtschaft Häuslers mit dem Abt – er war dessen Vetter – Einspruch und forderte seine Entlassung. Als Nachfolger wurde Martin Brombach berufen.5

Textkritischer Apparat

  1. Als Trennzeichen ein rechtsschräger Doppelstrich unterhalb der Grundlinie.
  2. Als Trennzeichen ein rechtsschräger Doppelstrich auf der Grundlinie.
  3. Liegendes, paragraphzeichenförmiges Quadrangel auf halber Zeilenhöhe.
  4. Auflösung des Ortsnamens nach der Schreibweise in nr. 343.
  5. E · R] Namensinitialen der unbekannten Ehefrau.
  6. Paragraphzeichenförmiges Quadrangel auf halber Zeilenhöhe.
  7. In der Mitte der Jahreszahl ein durch die Ständerkante bedingter Richtungswechsel.

Anmerkungen

  1. Vgl. RP Karlsruhe (Denkmalpflege), Photoarchiv (wie unten); hier anhand der darüber befindlichen Knagge am Haus lokalisierbar.
  2. Freundliche Auskunft des derzeitigen Hausbesitzers, Herrn Reinhold Matz. Der damals eingesetzte Fachwerkständer wurde offenbar 1990 erneut ausgewechselt, da dieser die Inschrift trägt: Welcher / der Gott /vertraut / der hat / nicht / auf Sand / gebaut. Danach folgt eine Kopie des am alten Eckständer befindlichen Wappens und die Jahreszahl 1990.
  3. Gespalten: vorn Häusler (Löwe), hinten unbekannt (geteilt: oben drei 1:2 gestellte Kugeln, unten ein lateinisches Kreuz auf einem Dreiberg).
  4. Vgl. Gerettete Wahrheit, Bd. 1, 292 § 332; Bd. 2, 408 § 401 nr. 375. Zum Abt Georg Dölzer vgl. nr. 483.
  5. Vgl. Gerettete Wahrheit, Bd. 1, 293 § 334a, 400f. § 346 nr. 291 (hier nr. 5).

Nachweise

  1. LfV Freiburg o. Sig., Fragebögen (1894/95), Antwortschreiben v. 15.2.1895 (Verf. Franz Koch; nur C).
  2. RP Karlsruhe (Denkmalpflege), Photoarchiv, Neg.-nr. 11/26.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 474 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0047402.