Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 467 Neuweier (Stadt Baden-Baden), Unteres Schloß 1614?

Beschreibung

Tafelbild mit dem Porträt Anna Maria Sidonias von Graenrot (?), verh. Knebel von Katzenelnbogen.1 Im Arbeitszimmer der Beletage an der Wand. Kniestück in Öl auf Leinwand. Die im Halbprofil dargestellte Frau ist etwa 20 bis 30 Jahre alt, trägt ein gestreiftes Kleid mit umgeschlagenen Ärmeln und einem hohen, spitzenbesetzten Kragen. Die Haare sind aufgesteckt und oben mit einem Blütenkranz geschmückt. Links neben dem Kopf ein Vollwappen und darunter die Jahreszahl. Die Arme sind leicht angewinkelt. Während die Rechte an eine vor der Brust herabhängende Perlenkette greift, hält die Linke einen Fächer. Der Verschluß der Handgelenkkette am linken Arm ist mit zwei undeutlichen Wappenschilden verziert.

Bruchstellen in der Farbschicht bezeugen, daß das Gemälde ursprünglich ein kleineres hochrechteckiges Format hatte. Zu unbestimmter Zeit muß die Leinwand vergrößert worden sein, um sie in einen hochovalen Rahmen einpassen oder das Bild an die Gestaltungstradition einer Ahnengalerie2 angleichen zu können. Dabei wurde offenbar die Frisur fülliger ausgemalt und der untere Abschnitt des Kleides hinzugefügt. Gegenwärtig umgibt das Gemälde ein größerer hochrechteckiger Rahmen, der die freien Zwickel sichtbar läßt. Diese sind vermutlich deshalb nachträglich mit grünen Zweigen bemalt worden.

Maße: H. 100,5, B. 86, Zi. 1,5 cm.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Klaus Schätzle, Neuweier [1/3]

  1. 1614.

Wappen:
Graenrot3; Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (?)4, [unkenntlich]5.

Kommentar

Über der 1 sitzt ein Punkt; ihr Schaft ist unten gespalten.

Die Identität der dargestellten Frau läßt sich nur vermutungsweise erschließen. Den Wappen zufolge muß sie der Adelsfamilie Graenrot (Grorodt) entstammen und offenbar mit einem Kämmerer von Worms gen. von Dalberg verwandt gewesen sein. Dies trifft zu für die vierte Ehefrau Johann Philipp Knebels von Katzenelnbogen, Anna Maria Sidonia, eine Tochter Melchiors von Graenrot und Elisabeth Dorothées von Lindau.6 Ihr Schwiegervater Philipp war mit Anna Kämmerer von Worms gen. von Dalberg verheiratet, die nach dem Tod ihres Vaters Eberhard II. im Jahre 1614 die Hälfte des Unteren Schlosses zu Neuweier erbte.7 Die Ehe mit Johann Philipp Knebel von Katzenelnbogen kann jedoch nicht vor 1642 geschlossen worden sein, da dessen dritte Frau, Anna Margret von Frankenstein, erst in diesem Jahr verstarb.8 Diese Tatsache steht nun im Widerspruch zu der auf dem Gemälde verzeichneten Jahreszahl 1614. Da aber das Bild offenbar mehrfach überarbeitet wurde, ist anzunehmen, daß entweder die Jahresangabe oder das Wappen nicht mehr den Originalbefund wiedergibt.

Anmerkungen

  1. Inv.-nr. 1.
  2. Vgl. nrr. 326, 452, 512.
  3. In Schwarz ein goldener Balken, begleitet von drei goldenen Kugeln. Helmzier: wachsender Mann mit Fahnenstange über der linken Schulter. Wie es scheint, ist hier eine ältere Helmzier (Flug?) überdeckt worden.
  4. Anscheinend unter einem Spickelschildhaupt sechs silberne Punkte (Lilien?), 3:2:1 gestellt. Die weiteren Tinkturen nicht erkennbar.
  5. Befund unsicher: Anscheinend geteilt. Oben und unten je eine Kugel (?).
  6. Vgl. Humbracht, Zierde, Taf. 52. Ebd. Taf. 284 wird als Vorname der Mutter auch Katharina angegeben. Zu Johann Philipp Knebel von Katzenelnbogen vgl. nr. 512.
  7. Vgl. Dalberger Urkunden, Bd. 3, Taf. V; Europ. Stammtafeln NF, Bd. 11, Taf. 56; Reinfried, Das untere Schloß zu Neuweier 4f. Anm. 3.
  8. Vgl. Humbracht, Zierde, Taf. 52.

Nachweise

  1. Reinfried, Das untere Schloß zu Neuweier 4f. Anm. 3 (erw.; Identität unsicher).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 467 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0046707.