Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 466 Gernsbach, Hauptstr. 59 1614

Beschreibung

Flachbogenportal. An der Straßenseite des traufständigen Wohnhauses neben dem sog. Storchenturm. Sandstein. Das Gewände ist teilweise mit einem Kehle-Wulst-Profil versehen. Auf der äußeren Stirnseite des hohen, querrechteckigen Sturzsteins, der den Durchlaß mit einem Flachbogen überfängt, mehrere Marken, die von Namensinitialen und den Ziffern einer Jahreszahl flankiert werden. Sämtliche Zeichen eingemeißelt und in jüngerer Zeit mit schwarzer Farbe nachgezogen.

Maße: H. 270, B. 140, Bu. 7–9 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. M // Va) 16 //b) 14 M // KṢc)

Kommentar

Die geradlinigen Schrägbalken des K stehen in unterschiedlichem Winkel zum Schaft. Der Mittelteil des konischen M endet etwa auf halber Zeilenhöhe.

Da das Schifferzeichen nr. 29 nochmals auf einem Sturzstein von 1585 vorkommt,1 lassen sich die zugehörigen Namen erschließen. Es handelt sich vermutlich um die Witwe Martina (auch Marta) des vor dem 11. Juni 1605 verstorbenen Martin Kast.2 Offenbar heiratete sie nach dem Tod ihres ersten Ehemannes erneut. Ihr zweiter Gatte ist nicht überliefert, doch passen die Initialen M V zu Michael Völcker, der zwischen 1614 und 1634 als Gernsbacher Schadensbeschauer amtierte.3 Obwohl er seiner Hausmarke nach nicht zu den Schiffern zählte,4 handelte er zumindest im Jahre 1637 nachweislich mit Holz.5 Auch diese Tatsache spricht für die vorgeschlagenen Namensauflösungen, denn sein Einstieg in das Holzgeschäft ist durch das in die Ehe eingebrachte Erbe der Martina Kast gut erklärbar.6

Textkritischer Apparat

  1. M // V] Unterbrechung durch die Marke nr. 63. Lies vermutlich: M(ICHAEL) // V(ÖLCKER); vgl. Kommentar.
  2. Unterbrechung durch einen senkrecht gestellten Doppelhaken, das Wappenbild der Stadt Gernsbach, vgl. Kreis- und Gemeindewappen, Bd. 2, 49; John, Wappen 51.
  3. M // KS] Unterbrechung durch das Schifferzeichen nr. 29. Die Identifizierung des letzten Buchstaben (?) unsicher; er entspricht einer 5 mit rechtsschräg gestelltem Balken. Lies vermutlich: M(ARTINA) // K(A)S(T), vgl. Kommentar.

Anmerkungen

  1. Vgl. nr. 380, hier das Schifferzeichen nr. 15.
  2. Vgl. Hoffmann, Frühe Kast 172 nr. 9. Langenbach löst die Initialen hingegen ohne Beleg zu M(athias) K(ast) auf, vgl. StdtA Gernsbach o. Sig., Langenbach (wie unten).
  3. Vgl. Hennl, Gernsbach 150 Anm. 92.
  4. Vgl. zu den typischen Zeichen der Murgschiffer Scheifele, Murgschifferschaft 133f.; Jägerschmid, Murgthal 170f.
  5. Vgl. Hennl, Gernsbach 232 Anm. 124.
  6. Zur Murgschifferfamilie Kast vgl. Hennl, Gernsbach 222f. und passim; s. a. Einl. Kap. 2.1, XXX.

Nachweise

  1. Rudolf John Gorsleben, Hoch-Zeit der Menschheit, Leipzig 1930, 683.
  2. Kunn Müller, Runische Zeichen im Gesicht einer Stadt, in: Alemannisches Volk. Kultur- und Heimat-Beilage der „Bodensee-Rundschau“ 5 (1937) nr. 38 (v. 25.9.1937), 150–152.
  3. StdtA Gernsbach o. Sig., Langenbach, Stadtchronik Gernsbach, Bd. 2, fol. 133r.
  4. Kdm. Rastatt 186.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 466 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0046600.