Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)
Nr. 444† Baden-Baden-Fremersberg, ehem. Kloster Fremersberg, Klosterkirche St. Ursula 1607 o. früher
Beschreibung
Epitaph für den Straßburger Stiftsherrn Michael Reinlin. In der Mitte des 18. Jahrhunderts neben dem Altar des hl. Antonius in der Wand bezeugt.1 Verlustumstände unbekannt. Steinerne Platte mit dem Wappen des Verstorbenen und dem Gebet.2 Farbig gefaßt und vergoldet.
Inschrift nach GLA Karlsruhe 65/222, Annales.
Jesu Fili Dei, miserere mei!
Übersetzung:
Jesus, Gottes Sohn, erbarme dich meiner!
Versmaß: Reimprosa.
Priesterwappen.3 |
Anmerkungen
- Vgl. GLA Karlsruhe 65/222, Protocollum 27: „Prostat erectum ad latus Altaris Sancti Antonii in muro.“
- Vgl. GLA Karlsruhe 65/222, Annales 12: „(…) pro anima sua Anniversarium una cum lapideo Epitaphio illuminato, et deaurato fundavit, et in Ecclesia Sanctae Ursulae poni fecit, una cum imagine crucifixi, Sancti Michaelis, et Sancti Petri Apostoli in scuto Gentilitio cum hoc suspirio (… [Inschrift]) in lapide sculptis.“
- Offenbar ein Kruzifix zwischen den Figuren des Erzengels Michael und des Apostels Petrus, vgl. wie Anm. 2. Ob das inschriftliche Gebet auch innerhalb des Schildes ausgeführt war, bleibt offen.
- Vgl. GLA Karlsruhe 65/222, Annales 12. Zum Kollegiatstift vgl. Barth, Handbuch, Sp. 1342–1350.
- Vgl. Matrikel Freiburg, Bd. 1, 425 nr. 59.
- Vgl. Karl Hahn, Die katholische Kirche in Straßburg unter dem Bischof Erasmus von Limburg (1541–1568) (Schriften des Wissenschaftlichen Instituts der Elsaß-Lothringer im Reich an der Universität Frankfurt NF 24), Frankfurt/M. 1940, 79f. Anm. 32.
- Vgl. GLA Karlsruhe 65/222, Annales 12: „quia corpore non potuit“. Zur Geschichte des Klosters Fremersberg vgl. die Literaturhinweise in nr. 117 Anm. 6.
- Vgl. auch zu den folgenden Angaben GLA Karlsruhe 65/222, Protocollum 27.
Nachweise
- GLA Karlsruhe 65/222, Annales 12.
Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 444† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0044404.
Kommentar
Michael Reinlin, Stiftsherr der Straßburger Kollegiatkirche St. Michael und Alt-St.-Peter,4 stammte aus Eger (Böhmen, Region Karlsbad) und gehörte bereits dem Straßburger Klerus an, als er 1557 in Freiburg i. Br. zu studieren begann.5 Für das Jahr 1564 ist er erstmals als Dechant des Kollegiatstifts bezeugt.6 Damals wurde er vom Rat der Stadt in Arrest genommen, weil er offenbar der Aufforderung, seine Konkubine zu entlassen, nicht nachgekommen war. Zum Franziskaner-Kloster Fremersberg unterhielt er zeitlebens eine enge Beziehung, auch wenn er es offenbar nur selten aufgesucht hat.7 Kurz vor seinem Tode (gest. 1607) richtete Reinlin hier für sich eine Jahrzeit ein.2 Er überwies dafür 60 fl. und das aufzustellende Epitaph.8 Für dessen farbige Gestaltung und Vergoldung sandte er nachträglich nochmals 20 fl. Diese Stiftung ermöglichte es den Fremersberger Mönchen, ihre Kirche in der Folgezeit zu renovieren und neu auszumalen.