Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)
Nr. 429† Ottersweier, kath. Pfarrkirche St. Johannes d. Täufer 1605
Beschreibung
Glocke. Innerhalb des älteren Geläutes die größte Glocke mit einem Gewicht von 45 Zentner.1 Letztmalig im Jahre 1905 nachgewiesen.2 Da 1917 nur noch „zwei kleine Glocken“ aus der alten Kirche vorhanden waren,3 dürfte der Verlust im Zuge des Kirchenneubaus von 1906/09 eingetreten sein.4 Die Außenseiten der vier Kronenbügel waren mit reliefierten Zopfbändern versehen.5 An der Schulter befand sich zwischen zwei Stegen der als Glockenrede formulierte Herstellungsvermerk. Unterhalb des Schlages zwei weitere Stege; die Flanke unverziert.
Inschrift nach Baugewerke-Schule Karlsruhe.
Maße: H. ca. 86, Dm. ca. 98, Bu. ca. 3,4 cm.6
Schriftart(en): Kapitalis.
OSIANNAa)7) · HEIS · ICH · HANS · IACOB · MILLER ZV STRASBVRCb) GOS · MICH · 1605
Versmaß: Deutsche Reimverse.
Textkritischer Apparat
- Ozianna Reinfried.
- Strasburg Reinfried; Straßburg Kleine Badische Chronik.
Anmerkungen
- Vgl. Reinfried (wie unten).
- Vgl. Baugewerke-Schule Karlsruhe, o. S.
- Vgl. EA Freiburg Na 35 VI, 7–10, Glockenakten 1917/18, Aufnahmebögen, o. S. (Schreiben vom 9.7.1917, Beschlagnahme von Bronzeglocken betr. 492, Verf. unbekannt). Zur älteren der beiden kleinen Glocken vgl. nr. 59, zur jüngeren vgl. Dt. Glockenatlas (Baden) 546 nr. 1740.
- Vgl. zum Kirchenbau von 1906/09 Coenen, Baukunst 155–159.
- Beschreibung der Glocke nach Baugewerke-Schule Karlsruhe, o. S. (Abb.).
- Maßangaben errechnet nach der Maßstabsangabe ebd.
- Häufiger Glockenname, vgl. Walter, Glockenkunde 202, 218, 261, 263f., 267, 291. Er entspricht dem hebräischen Imperativ הוֹשִׁיָעה נָּא im Sinne von „hilf doch!“. Siehe ausführlich hierzu DI 1 (Bad. Main- u. Taubergrund) nr. 426; DI 9 (Lkr. Naumburg) nr. 402; Walter, Glockenkunde 218 Anm. 4, 261 Anm. 1.
- Vgl. zu Hans Jakob Miller Dt. Glockenatlas (Baden) 34, 89 Anm. 164.
- Vgl. Dt. Glockenatlas (Württ./Hohenz.) 70 Anm. 230; 474 nr. 1259.
- Vgl. Dt. Glockenatlas (Baden) 486 nr. 1473. S. a. die Glocke in Zell am Harmersbach (Ortenaukreis) ebd. 538 nr. 1704.
Nachweise
- Reinfried, Pfarrei Ottersweier 59.
- Kleine Badische Chronik, in: Badischer Beobachter, Ausg. v. 8.5.1895, o. S.
- Baugewerke-Schule Karlsruhe, o. S. (Abb.).
Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 429† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0042904.
Kommentar
Aus der anscheinend originalgetreu angefertigten Abschrift geht hervor, daß der Mittelteil des geraden M knapp über der Grundlinie endete. Die Cauda des R war geschwungen, der Schaft der 1 unten gespalten. Die beiden weit nach außen abgespreizten Enden bildeten dabei eine nahezu waagerechte Linie. Die 6 war eingerollt, die 5 S-förmig.
Hans Jakob Miller stammte aus Stuttgart und ließ sich 1580 in Straßburg nieder.8 Von ihm sind vor allem in Württemberg zahlreiche Glocken nachweisbar.9 In der näheren Umgebung von Ottersweier besitzt noch heute die Pfarrkirche in Achern (Ortenaukreis) eine Glocke, die von Miller 1599 gegossen und mit fast der gleichen Inschrift versehen wurde.10