Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 424 Bischweier, ehem. Zehntscheuer (Klosterstraße / Friedrichstraße 3) 1604

Beschreibung

Rundbogenportal. Von dem ehemals südlich des Rathauses gelegenen Gebäude ist oberirdisch nur noch der ebenerdige Kellereingang erhalten geblieben, dessen zweiflügelige Tür von einem Rundbogen aus rötlichem Sandstein überfangen wird. Das Bogengewände besteht aus zwei Segmenten, in deren äußere Stirnseiten vier gleich große Binnenfelder eingetieft sind, die von einfachen Stabprofilen umrahmt werden. In den beiden linken sind zeilenweise die Nameninschriften mit Amtsbezeugung (B, C) ausgeführt, die sich jeweils auf der unteren Randleiste fortsetzen. Dazwischen und im Scheitelpunkt die Ziffern der Jahreszahl (A). Rechts des Bogenscheitels ist im linken Bereich der oberen Binnenfläche das Wappenbild Bischweiers, ein Pflugstab, erhaben ausgehauen.1 Die übrigen Flächen sind leer. Das Gewände ist stark verwittert, manche Buchstaben dadurch beschädigt.

Maße: H. 200, B. 245, Bogenstärke 28, Bu. 3,5–5,5, Zi. 2–10 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    1 // 6̣ / 04a)

  2. B

    LORENTZ SCHERR ZV / DER ZEIDT AMPTSCH//VLDTHEISb)

  3. C

    LORENTZ SCHMIDT VND / STEPHANNc) GETZEMAN //d) BVRGERMEISTERR

Kommentar

Die Kerben der ungelenk ausgeführten Buchstaben sind gleichbleibend schmal und flach gemeißelt. Das A besitzt einen kurzen, beiderseits überstehenden Deckbalken, der Balken des H eine Ausbuchtung nach oben. Der Mittelteil des konischen M endet im oberen Zeilendrittel, die geradlinige Cauda des R knapp über der Grundlinie. Das O ist spitzoval, die Balken des Z sind linksschräg gestellt. Die Spatien zwischen den Wörtern wurden auf ein Mindestmaß reduziert oder gänzlich weggelassen. Die Buchstabenformen deuten darauf hin, daß ihr Urheber mit Gabriel Herdweg identisch sein dürfte, dessen Steinmetzzeichen am Kellerbogen seines ehemaligen Hauses (1606) sowie neben der Grundsteinlegungsinschrift am Rathaus (1609) erscheint.2 Hier wird auch der Schultheiß Lorenz Scherer nochmals genannt. Dessen Frau Sabina starb am 15. Oktober 1635.3 Lorenz Schmid(t) erscheint erstmals in der 1583 ausgestellten Renovationsurkunde der Kirche zu Rotenfels.4 Darin wird seine Hofreite „neben der Murg am Almend-Weg“ beschrieben. Er starb neunzigjährig am 22. September 1630.5 Mit Stefan Götzemann dürfte der Ältere dieses Namens gemeint sein. Das Rotenfelser Sterberegister verzeichnet zwischen 1619 und 1622 den Tod dreier Kinder eines Stefan Götzemann, der für den 3. Januar 1621 als der Jüngere identifiziert wird und vermutlich der Sohn des inschriftlich erwähnten Bürgermeisters war.6

Textkritischer Apparat

  1. Die etwa 10 cm große 1 befindet sich zwischen den beiden linken Schriftfeldern. Ihr Schaft ist unten gespalten, die 0 kleiner ausgeführt und in die obere Zeilenhälfte gesetzt.
  2. Innerhalb des Wortes der Übergang auf die untere Randleiste.
  3. Der Nexus litterarum undeutlich, die Balken des E kaum zu erkennen.
  4. Übergang auf die untere Randleiste.

Anmerkungen

  1. Vgl. das Wappen in Kreis u. Gemeindewappen 36; Wappenbuch Lkr. Rastatt 24.
  2. Vgl. nrr. 437, 449.
  3. Vgl. PfA Bad Rotenfels o. Sig., Sterberegister, fol. 498r.
  4. Vgl. die Abschrift der Urkunde „Renovation und Beschreibung über den Kirchenbau zu Rotenfels“ (1583) in: PfA Bad Rotenfels 26 Chronik, Kirchen- u. Ortschronik, fol. 108r.
  5. Vgl. PfA Bad Rotenfels o. Sig., Sterberegister, fol. 482r.
  6. Vgl. PfA Bad Rotenfels o. Sig., Sterberegister, fol. 472r (1619), 473r (1621), 476r (1622).

Nachweise

  1. Kdm. Rastatt 47.
  2. Rümmele, Bischweier 34 (Abb.).
  3. Kreis u. Gemeindewappen 36 (nur A).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 424 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0042402.