Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 386 Gernsbach, Bleichstr. 20–22 (Haus Katz) 1590

Beschreibung

Zwei Ofenplatten. Im Treppenhaus des Erdgeschosses neben anderen, überwiegend jüngeren Ofenplatten unbekannter Provenienz in die Wand eingelassen. Vor 1963 zusammen mit sechs weiteren im Haus Kast zu Hörden, Landstr. 43, bezeugt.1 Die Platte (I) vielleicht identisch mit derjenigen, die sich 1882 an einem Ofen in Gernsbach-Scheuern befand: „ein alter eiserner 4eckiger Ofen mit bildlicher Darstellung der Hochzeit zu Cana und alten Ruinen, spätestens aus dem 17. saeculo.“2 Gußeisen, schwarz gestrichen. Beide Platten (I, II) hochrechteckig. Oben jeweils ein quadratisches Bildfeld und darunter eine niedrige Sockelzone mit Rollwerkkartusche.

I. Darstellung der Hochzeit zu Kana unter einem von drei Pfeilern getragenen Gewölbe, seitlich gerahmt von zwei breiten, geschuppten Randstreifen. Unter dem Bildfeld die Bibelstellenangabe (A). In der Rollwerkkartusche die querrechteckig gerahmte Jahresangabe (B), die von Blumen umgeben ist und durch eine Maske unterbrochen wird.

Maße: H. 70, B. 45,5, Bu. 1,5 (A), Zi. 3 cm (B).

Schriftart(en): Schrägliegende Kapitalis.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    IOHAN · AM · 2 · CAPITTELLa)3)

  2. B

    15 //b) 90

II. Darstellung der Stillung des Sturms. Im Zentrum das Boot, in dem Christus schlafend inmitten der Jünger das vom Sturm aufgewühlte Meer überquert. Am linken Bildrand ein Leuchtturm. Oben zwischen zwei die Winde symbolisierenden Köpfen ein Wappenschild. Darin die Marke nr. 47, flankiert von den Initialen (C). In der Rollwerkkartusche die Jahreszahl (D). Bild- und Sockelzone jeweils seitlich von zwei breiten, geschuppten Randstreifen gerahmt.

Maße: H. 68,5, B. 52, Bu. 1 (C), Zi. 3 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. C

    W //c) L

  2. D

    15 //b) 90

 
Wappen:
unbekannt.4

Kommentar

Die Buchstaben in (A) haben eine deutliche Rechtsneigung. Der Mittelteil des konischen M endet noch in der oberen Zeilenhälfte. In den Jahreszahlen (B, D) ist der Schaft der 1 stark nach rechts durchgebogen, die 9 offen und die kleinere, kreisrunde 0 in den oberen Zeilenbereich gerückt.

Die identische Ausführung der Rollwerkkartuschen auf beiden Ofenplatten deutet darauf hin, daß diese aus derselben Gießerei und vermutlich sogar von demselben Ofen stammen. Aufgrund des Schuppenornaments der Randstreifen ist anzunehmen, daß sie in einer Hütte des Lahn-Gebiets gegossen wurden.5 Dabei kommt vor allem die Gießerei Löhnberg (Lkr. Limburg-Weilburg) in Betracht, der einige Platten mit dem nach derselben Vorlage gestalteten Motiv der Hochzeit zu Kana zuzuordnen sind.6 Eine davon weist eine besonders starke Ähnlichkeit auf und trägt ebenfalls die Jahreszahl · 1 · 5 · 90.7 Das Wappen kann entweder auf den Formschneider oder den Gießer verweisen; die beigefügten Initialen lassen sich bislang nicht auflösen.

Textkritischer Apparat

  1. Nach dem letzten Buchstaben eine Oberflächenbeschädigung; vielleicht Verlust eines Worttrenners.
  2. Unterbrechung durch eine Maske.
  3. Unterbrechung durch die Marke nr. 47.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Rastatt 205.
  2. RP Karlsruhe (Denkmalpflege) I/60, Fragebögen (1882), Antwortschreiben zu den weltlichen Bau- und Kunstdenkmälern von Gernsbach, o. S.
  3. Verweis auf Jh 2,1–11.
  4. Marke nr. 47, begleitet von den Buchstaben W und L.
  5. Vgl. Driesch, Handbuch 411.
  6. Vgl. ebd. 412f. nrr. 733–735 (Abb.).
  7. Vgl. ebd. 412f. nr. 743 (Abb.); zu einem weiteren Exemplar siehe Denkmäler XIX Taf. XXVIII/1.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 386 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0038607.