Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 365 Karlsruhe, Generallandesarchiv Karlsruhe (Nördliche Hildapromenade 2) 1579

Beschreibung

Beschläge des Stammbuches Markgraf Philipps II. von Baden-Baden.1 Messing, Silber. Die Seiten des umfangreichen Buches sind allesamt leer. Lediglich auf der Rückseite des ersten Blattes zwei kleine, übereinander eingeklebte Zettel mit Inventarnummern: auf dem oberen die Zahl 434, auf dem unteren Durlach / 15. Auf der Rückseite des dritten Blattes das ebenfalls eingeklebte Bücherzeichen Markgraf Ernst Friedrichs von Baden-Durlach, ein Stahlstich mit dem gevierten Vollwappen unter den Initialen · E(rnst) · F(riedrich) · M(arggraue) · Z(v) · B(aden) · V(nd) · H(achberg). Die hölzernen Buchdeckel sind in Leder eingebunden und mit getriebenen Metallbeschlägen versehen. Vorder- und Rückseite tragen jeweils einen Rahmen und ein hochovales Mittelstück. Die Deckelränder sind mit umlaufenden Beschlagwerkfriesen verziert, die in regelmäßigen Abständen von Löwenmasken unterbrochen werden. In den Ecken viertelovale Platten mit tanzenden Putti, Kriegsgerät – darunter Brustharnische, Lanzen, Schilde u. a. – sowie Fruchtbündel. Die Mittelstücke haben im Zentrum ein rundes, in Gruben- und Zellenschmelztechnik gefertigtes Emailmedaillon. Darin ein von zwei roten Blüten flankierter Wappenschild, über dem die Initialen des markgräflichen Titels und eine Jahreszahl erscheinen, auf der Vorderseite (A), auf der Rückseite (B). Die aus Metallstegen geformten Buchstaben, die Blüten und der Schild sind von blauem, transluzidem Glasfluß umgeben, der bereits stellenweise ausgebrochen ist. Die Jahreszahlen auf den silbernen Grundplatten sind eingraviert und waren vom Schmelz ehemals gänzlich überdeckt. Die Medaillons sind von je sechs aufspielenden Musikanten innerhalb eines mehrgliedrigen Rahmens aus Roll- und Beschlagwerk umgeben.

Maße: H. 21,8, B. 18, T. 5,5,2 Bu. 0,45, Zi. 0,35 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    P(hilips) M(arggrave) Z(u) B(aden)a) / 15//79b)

  2. B

    P(hilips) M(arggrave) Z(u) B(aden)a) / 15//79c)

Wappen:
Baden-Sponheim.

Kommentar

Die Buchstabenbestandteile sind gleichbleibend schmal und an den freien Enden mit unscheinbaren Sporen ausgestattet. Die Bögen des B setzen getrennt voneinander am Schaft an, das konische M ist leicht nach rechts aus der Achse verschoben. Sein Mittelteil endet etwa in Zeilenmitte. Der untere Balken des Z ist in (B) etwas linksschräg gestellt. Die 1 hat einen kurzen Anstrich, ihr Schaft ist stark nach rechts durchgebogen. Die 5 ist rechtsschräg gestellt und ihr Balken nach unten durchgebogen.

Die Geschichte des Buches ist bisher noch nicht genauer untersucht worden. Offenbar hat es Markgraf Philipp II. von Baden-Baden nach der Anschaffung nie benutzt. Aus dem Bücherzeichen und der Durlacher Signatur läßt sich schließen, daß es wohl in den ersten Jahren der Oberbadischen Okkupation (1594–1622)3 von Ernst Friedrich von Baden-Durlach beschlagnahmt und seiner Bibliothek einverleibt worden war. Ob es nach der Schlacht von Wimpfen (1622) der baden-badischen Linie wieder ausgehändigt wurde und folglich im Bearbeitungsgebiet verblieb, ist ungewiß.4

Textkritischer Apparat

  1. Auflösung der Abkürzung nach der Umschrift eines Gnadenpfennigs von 1584, vgl. Wielandt/Zeitz, Medaillen 31 nr. 17.
  2. Unterbrechung durch den Wappenschild. Der Glasfluß über den zwei letzten Ziffern weggebrochen, so daß diese freiliegen.
  3. Unterbrechung durch den Wappenschild.

Anmerkungen

  1. Sig. Hfk-Hs. 56. Eigentum von SKH Markgraf von Baden.
  2. Maße des Buches.
  3. Zur Oberbadischen Okkupation vgl. Einl. Kap. 2, XVIIIf.
  4. Da die Inschriften auf den Beschlägen bisher nirgends vollständig ediert sind, wurden sie hier trotz der ungeklärten Besitzverhältnisse bis 1650 in den Katalog aufgenommen.

Nachweise

  1. Schwarzmaier u. a., Geschichte 108 (Abb.; nur B).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 365 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0036508.