Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 362† Schwarzach (Gde. Rheinmünster), Abteikirche St. Peter u. Paul. 1578

Beschreibung

Grabplatte für den Schaffner Anton Goll und dessen Ehefrau Ursula, geb. von Botzheim. Um 1667 durch Gallus Wagner in der Mitte des Kirchenschiffes, im Gang zwischen den Sitzen bezeugt.1 Die Umstände des offenbar schon vor 1892 eingetretenen Verlustes sind unbekannt.2 Auf dem Rand der umlaufende Sterbevermerk für die Ehefrau (A).3 In der Mitte der Platte der Sterbevermerk für ihren Gatten (B) und die beiden Eheleuten gewidmete Fürbitte. Darunter zwei Wappenschilde.

Inschrift nach GLA Karlsruhe 65/606, Wagner.

  1. A

    Anno D(omi)ni 1578. [– – –]a) Januarij entschlieff in Jesu Chr(ist)o ganz Gottseliglich die Ehren und Tugendtreich Frauw Vrsula Gollin, geborne Bozheimin.

  2. B

    Vnd den 23. Martii ihr lieber hauszwirth Antonj Goll der zeit Schaffner desz Gottszh(auses) Schwarzach; welchen Seelen Gott gnad, vnd dem leib mit allen Christglaübigen ein fröliche Vrstendt verleihe. amen.

Wappen:
Goll4, Botzheim5.

Kommentar

Ursula entstammte dem alten und weit verzweigten Adelsgeschlecht von Botzheim, das ursprünglich in der Nähe von Schlettstadt (Sélestat; Elsaß, dép. Bas-Rhin) ansässig war.6 Die niederadelige Familie Goll war zu Beginn der Neuzeit im Oberelsaß, im Breisgau sowie in der Ortenau beheimatet.7 Die Geburtsdaten Anton Golls sind nicht bekannt. Da er bereits seit 1572 als Schaffner des Klosters Schwarzach bezeugt ist,8 hatte er wohl vor allem die umfangreiche Renovierung des Schwarzacher Münsters im Jahr 1573 zu verwalten.9 So verfolgte er mit Mißtrauen den von Prior Firnkorn begonnenen Neubau der Orgel und erstattete darüber dem Markgrafen von Baden Bericht.10 Sein Amtsnachfolger wurde 1578 David Hofmann.8

Textkritischer Apparat

  1. Der Textverlust im Ms. durch ein größeres Spatium gekennzeichnet. Es fehlt lediglich die Tagesangabe.

Anmerkungen

  1. Vgl. GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, Comportata, vol. 2, 1565: „Jn medio navis templi in ambulacro intra subsellia.“ Die Annahme Scheurers (wie unten), es habe sich um ein „großes Renaissancegrabmal“ gehandelt, beruht offenbar auf den irreführenden Angaben in Harbrecht (wie unten).
  2. In Reinfried, Geschichte Schwarzach (1892) 59, 61f. bereits als verloren bezeugt.
  3. Beschreibung nach GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, Comportata, vol. 2, 1565.
  4. Nach GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, Comportata, vol. 2, 1565: „dexterum habet incurvam palmitem quem videtur deprimere Vva, medium interius curvi occupat folium, imo infixa est falcula vinitoria, curvo superius insidet avis ein Goll.“ Demnach offenbar eine um ein Rebmesser gebogene und mit einem Goll (Gimpel) besetzte Rebe mit einem Weinblatt; siehe zum Geschlecht und zu dessen übrigen bekannten Wappen Oberbad. Geschlechterbuch, Bd. 1, 456–458.
  5. Nach GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, Comportata, vol. 2, 1565: „Sinistrum scutum habet crucem, cuius latae trabes totum occupant, et transversa a lateribus paulatim se incurvat.“ Demnach offenbar ein Tatzenkreuz; vgl. Oberbad. Geschlechterbuch, Bd. 1, 145 (Lemma „Botzhelm“ [sic!]).
  6. Vgl. Oberbad. Geschlechterbuch, Bd. 1, 145. Zur Stammfolge vgl. ebd. 148f.; GHBy 4 (1953) 96f.; Albert Frhr. von Botzheim, 2 Ahnentafeln, in: Frankfurter Blätter für Familien-Geschichte 3 (1910) 108f. S. a. nrr. 295, 372.
  7. Vgl. Oberbad. Geschlechterbuch, Bd. 1, 456–458.
  8. Vgl. Gerettete Wahrheit, Bd. 1, 757 § 885.
  9. Vgl. Scheurer, Abteikirche 6; Harbrecht, Reichsabtei Schwarzach (1952) 20. Zur Renovierung des Münsters vgl. nr. 343.
  10. Vgl. GLA Karlsruhe 105/322, Korrespondenz zwischen Markgraf Philipp II. von Baden-Baden und Anton Goll in den Jahren 1573/74, o. S. Den Hinweis auf diese Quelle verdanke ich Herrn Dr. Suso Gartner, Altschweier.

Nachweise

  1. GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, Comportata, vol. 2, 1565.
  2. Gerettete Wahrheit, Bd. 2, 222 nr. 206b zu § 237 (nach Wagner; B unvollst.) – Reinfried, Geschichte Schwarzach (1892) 61f. (fehlerhaft nach Wagner).
  3. Harbrecht, Reichsabtei Schwarzach (1952) 20 (unvollst.).
  4. Scheurer, Abteikirche 6 (unvollst.).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 362† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0036207.