Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)
Nr. 345 Gernsbach, kath. Pfarrkirche Unserer Lieben Frau 1574
Beschreibung
Epitaph für den Grafen Hans Bernhard von Eberstein. Bis zur Kirchenerweiterung von 1833 im südlichen Seitenschiff; seither gegenüber im nördlichen Seitenschiff an der Wand.1 Hochrechteckige Platte aus Sandstein. Im oberen Viertel eine von Aststäben und Rollwerk gerahmte querrechteckige Kartusche. Darin der zeilenweise eingemeißelte Sterbevermerk (A) mit Fürbitte. In der letzten Zeile die Devise (B). Darunter die fast vollplastisch ausgearbeitete Figur des Verstorbenen auf einer vorkragenden Standplatte. Er ist im Harnisch wiedergegeben und trägt einen kurzen Faltenrock. Um die Hüfte sind Schwert und Dolch gegürtet. Die Hände sind vor dem Brustpanzer zusammengelegt. Zu Füßen des Verstorbenen liegen Helm, Handschuhe und Rundschild. Auf den vertikalen Plattenrändern verlaufen beiderseits der Figur zwei breite Zierleisten mit reliefierten Amphoren, Engelsköpfen und floralem Dekor. Diese werden oberhalb der Knie teilweise von zwei Vollwappen verdeckt. In den unteren Ecken des Epitaphs und in einer Kehlung der Standplatte vier Putti, von denen zwei mit einem Apfel spielen. Auf einem Profilstab darunter das eingemeißelte Stz. nr. 43.
Maße: H. 217, B. 111, Bu. 4 (A), 4,5 cm (B).
Schriftart(en): Fraktur (A), Kapitalis (B).
- A
Als man zalt · 1574 · den · xj · tag / Aprilis · starb der wolgeboren Herr / Hans Bernhart · Graff zv Eber=/stein · Herr zv Rixingen2) vnd fraw=/enbvrg3) · dem Gott welle genedig sein
- B
ALTERIVS //a) VITAE SPES
Übersetzung:
Die Hoffnung auf das andere Leben.
Eberstein4, Diez5. |
Textkritischer Apparat
- Unterbrechung durch das von unten in die Inschrift hineinragende Haupt der Figur.
Anmerkungen
- Vgl. StdtA Gernsbach 1439, Krebs, Chronologische Notizen 25.
- Réchicourt (Lothringen, dép. Moselle).
- Lothringen, dép. Moselle.
- Hier linksgewendet. Mit beiden Oberwappen. Vordere Helmzier: zwischen zwei außen mit je drei Blüten tragenden Lindenstäben besteckten Büffelhörnern eine Rose; hintere Helmzier: ein Mannesrumpf, die Brust mit dem Schildbild (Rose) belegt, auf dem Kopf eine federbesetzte Mitra.
- Vgl. Möller, Stammtafeln, Bd. 3, 217. Helmzier: ein zwischen Büffelhörnern hockender Löwe (Hessen).
- Vgl. zu den genealogischen und biographischen Angaben Europ. Stammtafeln NF, Bd. 12, Taf. 29; Krieg v. Hochfelden, Geschichte 168–171; Hennl, Gernsbach 104, 106–108, 121, 237.
- Vgl. nr. 346.
- Vgl. Europ. Stammtafeln NF, Bd. 12, Taf. 29.
- Zur Geschichte der Liebfrauenkirche vgl. Hennl, Gernsbach 236–238; Marbach, Liebfrauenkirche 2–8, hier 4.
Nachweise
- GLA Karlsruhe N Mone 108, Mone, Aufzeichnungen Murgthal, fol. 33v (erw.), 46r.
- Krieg v. Hochfelden, Geschichte 292.
- Trenkle, Beiträge (1881) 182f. (erw.).
- StdtA Gernsbach 1439, Krebs, Chronologische Notizen 24f.
- RP Karlsruhe (Denkmalpflege), Photoarchiv, Neg.-nr. 01843 (Aufn. v. 1910).
- StdtA Gernsbach o. Sig., Langenbach, Stadtchronik Gernsbach, Bd. 1, 196.
- Langenbach, Gründung der Pfarrei Gernsbach, o. S.
- Kdm. Rastatt 164–166 (Abb. 98).
- Marbach, Liebfrauenkirche 15 (Abb.), 17 (erw.).
Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 345 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0034506.
Kommentar
Die Fraktur ist sehr qualitätvoll ausgeführt, obwohl sie fast gänzlich auf Zierlinien verzichtet und die Schwellschäfte nur gering ausgeprägt sind. Die Oberlängen münden überwiegend in leicht nach rechts gekrümmte Spitzen. Lediglich der nach links abknickende Schaft des d endet stumpf. Über dem i befindet sich stets ein nach rechts durchgebogenes Häkchen, über dem v ein nach oben gewölbter Haarstrich. Der Schaft der 1 ist unten gespalten, der Balken der 5 rechtsschräg gestellt. Als Worttrenner dienen Quadrangel in der unteren Zeilenhälfte. Innerhalb der Kapitalis tragen die Buchstaben deutliche Sporen. Die Balken des E sind von unterschiedlicher Länge. Die Bögen von P und R sind nach klassischem Vorbild offen.
Hans Bernhard war der zweite Sohn Johann Jakobs I. von Eberstein von dessen erster Ehefrau Barbara von Daun-Falkenstein.6 Am 31. Dezember 1567 ehelichte er Margareta von Diez, die Tochter Landgraf Philipps des Großmütigen von Hessen, mit der er die Söhne Philipp und Hans Jakob sowie die Tochter Barbara hatte. Die Bestattung Hans Bernhards7 in der Gernsbacher Liebfrauenkirche bezeugt, daß er im Gegensatz zu seiner Frau8 katholisch geblieben war.9