Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 339† Scherzheim (Stadt Lichtenau), ev. Filialkirche (St. Symphorian) 1572

Beschreibung

Glocke. Im Jahre 1648 durch den Lichtenauer Pfarrer Michael Faber bezeugt.1 Sie war die große Glocke des Geläutes, trug ein Andreas-Kreuz, den Herstellungsvermerk (A) und das Bibelzitat (B).2 Beide Inschriften waren offenbar zeilenweise ausgeführt und zentriert gesetzt. Die Verlustumstände sind unbekannt.3

Inschrift nach Lauppe.

  1. A

    Andreas heiß ich / Georg Amon zu Straßburg goß mich / Anno MDLXXII

  2. B

    Ferbuma) Domini mannetb) in eternum4) / Des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit5) Amen.

Übersetzung:

Das Wort des Herrn bleibt ewig. (B)

Versmaß: Deutsche Reimverse. (A)

Kommentar

Vom Werk des Gießers Georg Amons (Ammons) ist bisher lediglich eine weitere Glocke bekannt, die zunächst als Betglocke im Straßburger Münster hing und nach ihrer Überführung (1596) in die Kirche zu Dorlisheim (Elsaß, dép. Bas-Rhin) abhanden kam.6 Amons ist offenbar identisch mit dem gleichnamigen Büchsengießer, der 1562 in Straßburg urkundlich erwähnt wird.7

Die inschriftliche Verwendung des von den Protestanten als Devise verwendeten Bibelzitats belegt,8 daß Scherzheim seit 1554 offiziell evangelisch war.9 In diesem Jahr hatte die Abtei Schwarzach das Patronatsrecht über die ihr zuvor inkorporierte Pfarrkirche an die Grafen von Hanau-Lichtenberg verkauft. Danach wurde die Scherzheimer Gemeinde bis 1746 als Filiale der Pfarrei Lichtenau versorgt.

Textkritischer Apparat

  1. So statt Verbum.
  2. So statt manet.

Anmerkungen

  1. Vgl. Lauppe (wie unten) 301. Zu Pfarrer Michael Faber vgl. Neu, Pfarrerbuch, T. 1, 277, T. 2, 150.
  2. Vgl. wie auch zur folgenden Angabe Lauppe (wie unten) 301.
  3. In EA Freiburg Na 35 VI, 1–17, Glockenakten 1917/18, Aufnahmebögen ist sie nicht aufgeführt.
  4. I Pt 1,25; s. a. Is 40,8.
  5. 1 Pt 1,25; s. a. Jes 40,8.
  6. Vgl. AKL, Bd. 3, 272 (Lit.); s. a. Otte, Glockenkunde 180; Walter, Glockenkunde 678.
  7. Vgl. AKL, Bd. 3, 272; ThB, Bd. 1, 410.
  8. Vgl. allg. zur Devise “verbum domini manet in aeternum” Stopp, Verbum Domini 123–135; DI 41 (Göppingen) nr. 421; s. a. RDK, Bd. 3, Sp. 1350.
  9. Vgl. Landkreis Rastatt, Bd. 2, 226, 231; s. a. Coenen, Baukunst 167f.

Nachweise

  1. Ludwig Lauppe, Burg, Stadt und Gericht Lichtenau. Eine heimatgeschichtliche Rückschau, hg. v. Lisbeth Lauppe u. Wilhelm Lauppe, Weinheim 1984, 301 (nach einem Bericht des Pfarrers Michael Faber von 1648).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 339† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0033905.