Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 335 Baden-Baden, Stadtmuseum (Lichtentaler Allee 10) 1571, 1676

Beschreibung

Wappentafel. Ursprünglicher Standort ungewiß. Im Jahre 1909 aus dem Garten Hans Weismanns, des Besitzers des Friesenwaldhotels in der Werderstraße 20, in die Stadtgeschichtlichen Sammlungen überführt.1 Bis 2003 lagerte sie im nordwestlichen Raum des Depots im Marstallgebäude des Neuen Schlosses und wurde nach Fertigstellung des neuen Stadtmuseums in die Lichtenthaler Allee verbracht. Rötlicher Sandstein. Die hochrechteckige Platte ist auf der Vorderseite in zwei Bereiche untergliedert. Die oberen zwei Drittel der Oberfläche sind von einer einfach profilierten Rahmenleiste umgeben. Das eingetiefte Binnenfeld enthält unter einem erhaben ausgearbeiteten Wappenschild die zeilenweise eingemeißelte Bauinschrift (B). In den verbleibenden Raum links und rechts des Wappens wurde später die ebenfalls eingemeißelte Bauinschrift (A) nachgetragen. Der untere Plattenabschnitt ist lediglich geglättet und diente offenbar zur Verankerung im Erdreich. Die Kanten sind stark bestoßen, die untere linke Ecke bogenförmig ausgeschnitten.

Maße: H. 160, B. 75, Bu. 5–8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit einzelnen Buchstaben der Gotischen Minuskel.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Stadtmuseum Baden-Baden [1/1]

  1. A

    RENO(VATVM)a) //b) ANNO / 1 · 6 · //b) · 7 6 · / · BVRG(ERMAISTER)a) //b) · H(ANS) · A(DAM) · S(TROH) ·

  2. B

    ALS · maN · 15 · 68 · ZALT · / [WA]ṚṬc) · diSE STEiG · aNGFANG(EN)d) / BEFEST · VNd GEmaCHT · VNd · / im · 71 · VOLENT · GOT · VNS · ạLLE · / SIN GNOdE · SENd · FRHe) ·f)

Versmaß: Deutsche Reimverse. (B)

Wappen:
Baden.

Kommentar

Die recht ungelenk geschlagenen Buchstaben in (B) sind sehr schlank proportioniert, stehen dicht gedrängt beieinander und weisen schmale Kerben auf. Das A besitzt in ZALT einen beiderseits überstehenden Deckbalken. Die Schräg- bzw. Mittelbalken von H und N haben eine Ausbuchtung nach oben oder unten. Das O ist spitzoval, das Z zweistöckig. Der obere Bogen des a ist stark ausgerundet und teilweise eingebogen. Die 3 ist spitz, die 6 nicht ganz geschlossen. Der rechtsschräg gestellte Balken der 5 setzt direkt am Bogen an. Als Worttrenner dienen Quadrangel auf halber Zeilenhöhe.

Während Hans Adam Stroh als Bürgermeister der Stadt Baden (1672 bis 1688) gut belegt ist,2 kann der durch das Monogramm in Inschrift (B) bezeugte Amtsträger bisher nicht identifiziert werden.3 Ebensowenig läßt sich der Weg, der in den inschriftlich aufgeführten Jahren befestigt wurde, lokalisieren.

Textkritischer Apparat

  1. Kürzung durch Doppelpunkt.
  2. Unterbrechung durch Wappenschild.
  3. Ergänzung erschlossen.
  4. Kürzung durch Schleife mit Abschwung.
  5. FRH] Die Reihenfolge der ligierten Buchstaben ist ungewiß. Der linke Schaft des sehr breiten H verschmilzt mit den Schäften von F und R. Sämtliche Buchstaben sind nach unten verlängert und beanspruchen die Höhe von zwei Zeilen. Sie erinnern in Gestaltung, Größe und Plazierung an Monogramme in der Unterfertigungszeile von Urkunden, vgl. allg. dazu RMA 162f.; Ruth Schmidt-Wiegand, Die rechtshistorische Funktion graphischer Zeichen und Symbole in Urkunden, in: Graphische Symbole in mittelalterlichen Urkunden. Beiträge zur diplomatischen Semiotik, hg. v. Peter Rück (Historische Hilfswissenschaften 3), Sigmaringen 1996, 67–79, hier 73 (Abb. 5).
  6. Paragraphzeichenförmiges Quadrangel in der Größe der voranstehenden drei Initialen.

Anmerkungen

  1. Vgl. Stadtgesch. Slg. Baden-Baden Inventarbuch IIb, Inv.-nr. 6520. Ich danke Frau Heike Kronenwett M. A., Leiterin des Stadtmuseums Baden-Baden, für die Übermittlung der Information.
  2. Vgl. den Verweis auf entsprechende Belege von 1668 und 1679 in Regesten u. Urkunden 461. Die Auflösung der Initialen und die Kenntnis der Amtsdauer des Bürgermeisters verdanke ich Frau Heike Kronenwett M. A., Stadtmuseum Baden-Baden.
  3. Negativer Befund in Haebler, Geschichte; Loeser, Geschichte; Ruf, Beiträge.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 335 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0033500.