Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 312 Obertsrot-Ebersteinschloß (Stadt Gernsbach), Schloß Neueberstein 1560

Beschreibung

Türsturz. Kurz nach 1877 von Fridegar Mone an einer nördlichen Tür des damals eingestürzten Bergfrieds bezeugt.1 Vermutlich bald darauf als Spolie wiederverwendet und über der Eingangstür zum südlichen Wohnbau links neben dem Hoftor in das Mauerwerk eingesetzt.2 Querrechteckiger Sturz aus rötlichem Sandstein. Im oberen Bereich die eingemeißelte Jahreszahl. Das untere Drittel bis auf die vertikalen Randleisten stark eingetieft und unten in Form eines Kielbogens ausgespart, der den ehemaligen Durchlaß überfing. Die linke Ecke neu angestückt. Unter der Spitze die in den dahinterliegenden Mauerverputz eingeritzte Jahreszahl 2002.

Maße: H. 53, B. 100, Zi. 12 cm.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

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Kommentar

Der Schaft der linksgewendeten 1 mündet oben in einen Quadrangel und ist unten nach rechts spiralförmig eingerollt. Das freie Bogenende der 5 ist ebenso verziert. Ihr rechtsschräg gestellter Schaft ist stark verkürzt und geht nach einem geringfügigen Knick in den Balken über. Das obere Bogenende der offenen und ebenfalls linksgewendeten 6 ist hakenförmig nach rechts umgebogen. Die 0 ist spitzoval. Als Zifferntrenner dient ein paragraphzeichenförmiges Quadrangel. Identische bzw. nah verwandte Ziffernmerkmale weisen die Jahreszahlen 1559 an einem Eingang des Alten Amtshofes in Gernsbach und 1558 an einem Staufenberger Kellerportal auf.3 Sie stammen zweifellos von demselben Steinmetzen, der in Anbetracht des Stz. nr. 37 auch das verlorene Gernsbacher Türgewände von 1558 gefertigt haben muß.4

Sollte der ehemalige Standort des Sturzsteins ursprünglich sein, so wäre die Jahreszahl ein Beleg für frühe, bisher unbekannte Baumaßnahmen am Bergfried.5 Dabei könnte es sich jedoch nur um Restaurierungs- oder Erweiterungsarbeiten gehandelt haben, da Mone an einer zweiten Tür der Nordseite die Jahreszahl 1508 bezeugt.6

Anmerkungen

  1. Vgl. GLA Karlsruhe N Mone 108, Mone (wie unten).
  2. Hier erstmals in Kdm. (wie unten) bezeugt.
  3. Vgl. nrr. 286, 307, s. a. 331.
  4. Vgl. nr. 306.
  5. Zur Baugeschichte des Schlosses und des Bergfriedes vgl. Kdm. Rastatt 272–275, 277; Kleinmanns, Schloss Neu-Eberstein 130.
  6. Vgl. GLA Karlsruhe N Mone 108, Mone (wie unten); Einl. Kap. 6 nr. *108.

Nachweise

  1. GLA Karlsruhe N Mone 108, Mone, Aufzeichnungen Murgthal, fol. 15r.
  2. Kdm. Rastatt 277.
  3. Hoffmann, Schloß Neu-Eberstein 79.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 312 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0031207.