Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 303† Baden-Baden, altkath. Pfarrkirche St. Maria u. Vierzehn Nothelfer (ehem. Spitalkirche) 1557

Beschreibung

Grabplatte für Katharina Deschler, geb. von Rinkenberg. Erstmals in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und letztmalig im Jahre 1942 an der Nordseite des Schiffes als fünftes Monument von Westen bezeugt.1 Herkunfts- und Verlustumstände unbekannt. Auf dem Rand umlaufend Sterbevermerk und Fürbitte; die letzten Worte setzten sich zeilenweise im Binnenfeld fort. Hier waren außerdem zwei Wappenschilde und darunter eine stehende, 1942 nur noch andeutungsweise erkennbare Figur in Ritzzeichnung ausgeführt.

Inschrift nach Kdm.

Maße: H. 190, B. 94 cm.

Schriftart(en): „Minuskel/Kursive“.2

  1. Anno . 15.57. den . 15 mey starb die thug/entsam fraw catharina vo[. . .]rinckenberga) . des hochgelerten her[. . . / . . . h]ansenb) deshlers des kay(serlichen) camer/grichts advocaten . vnd procvrator . ha[u]sfrawc) dern . seln . got . //d) gnedig sey.

Wappen:
Deschler3, Rinkenberg4.

Kommentar

Katharina von Rinkenberg entstammte einem in der Stadt Rothenburg ob der Tauber (Lkr. Ansbach) ansässigen Adelsgeschlecht, dessen Stammfolge bisher noch nicht aufgearbeitet ist.5 Sie war mit dem in Alzey (Lkr. Alzey-Worms) geborenen Juristen Johannes Deschler verheiratet, der sein Studium 1526 an der Universität Heidelberg begonnen und hier 1534 die Prüfungen zum Magister artium abgelegt hatte.6 1540 war er zum Dekan der philosophischen Fakultät und 1543 zum Rektor der Universität gewählt worden.7 Am 13. August 1548 erfolgte die Promotion zum Doktor beider Rechte.8 Bereits seit Juli 1544 hatte er die Lektur für Institutionen inne, die er jedoch 1549 aufgab, um sich nur noch als Advokat und Prokurator am Reichskammergericht in Speyer zu betätigen.9 Nach April 1553 läßt er sich nicht mehr nachweisen.10

Textkritischer Apparat

  1. vo[. . .]rinckenberg] Ergänze vermutlich zu: vo[nn] rinckenberg.
  2. Ergänze vermutlich zu: her[n doc/tor h]ansen.
  3. Lies vermutlich: ha[v]sfraw.
  4. Ab hier Fortsetzung der Inschrift im Binnenfeld der Platte.

Anmerkungen

  1. Vgl. GLA Karlsruhe N Mone 109, Mone (wie unten); Kdm. (wie unten).
  2. Maßangaben und Schriftbestimmung nach Kdm. (wie unten). Vermutlich eine Gotische Minuskel mit Versal und kursiven Elementen.
  3. Tasche, vgl. Kdm. (wie unten).
  4. Hahn, vgl. Kdm. (wie unten). Siehe dazu Alberti, Wappenbuch 644.
  5. Vgl. lediglich Alberti, Wappenbuch 644; Johann Wilhelm David von Winterbach, Geschichte der Stadt Rothenburg an der Tauber und ihres Gebietes, mit topographisch-statistischer Darstellung nach reichsstädtischer und bayerischer Verfassung, T. 2, Rothenburg o. T. 1827, 298 (zum Wappen), 315.
  6. Vgl. Matrikel Heidelberg, T. 1, 539; siehe grundlegend zur Biographie Johannes Deschlers Dagmar Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon 1386–1651, Berlin 2002, 113f. S. a. Urkundenbuch der Universität Heidelberg, hg. v. Eduard Winkelmann, Heidelberg 1886, nrr. 881, 887f.
  7. Vgl. Hermann Weisert, Die Rektoren der Ruperto Carola zu Heidelberg und die Dekane ihrer Fakultäten 1386–1968 (Beilage zu Ruperto-Carola Jg. 20 Bd. 43), Heidelberg 1968, 82, 15.
  8. Vgl. Matrikel Heidelberg, T. 2, 541.
  9. Vgl. Drüll (wie Anm. 6) 113f. Zum Reichskammergericht vgl. HRG, Bd. 4, Sp. 655–662 (Lit.).
  10. Vgl. Drüll (wie Anm. 6) 114.

Nachweise

  1. GLA Karlsruhe N Mone 109, Mone, Aufzeichnungen Oosthal, fol. 123r.
  2. Kdm. Baden-Baden 216 nr. 5.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 303† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0030308.