Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 299 Baden-Baden-Lichtental, Kloster Lichtenthal, Schulhof 1554

Beschreibung

Fragment einer Steinplatte. Auf der Innenseite des nordöstlich verlaufenden Abschnitts der Klostermauer, die das gesamte Abteigelände umgibt. Hier im Bereich des Schulhofes etwa 10 m nördlich der Ausfahrt sekundär vermauert. Rötlicher Sandstein. Das querrechteckige Bruchstück ist vertikal in zwei etwa gleich große Teile zerbrochen. Im unteren Bereich die zeilenweise eingemeißelte Bauinschrift. Über der Jahreszahl das Stz. nr. 36.1 Links daneben ein flaches Bohrloch.

Maße: H. 75, B. 110, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal, Baden-Baden [1/1]

  1. Anno d(omi)nia) · 1554b) · ist sollich/er galgbrv̈n mit diser steÿ=/ṇenc) plat(ten)d) v̈berlegt worden

Kommentar

Das flachgedeckte, etwas nach rechts aus der Achse verschobene A besitzt einen geschwungenen, einseitig nach links überstehenden und hier nach unten umgebogenen Deckbalken sowie einen linksschräg gestellten Mittelbalken. Der linke Schrägschaft zeigt eine aufgesetzte Schwellung und ist am unteren Ende hakenförmig nach außen umgebogen. Der nach rechts ausholende untere Bogen des g ist geschwungen und wie der untere Bogenabschnitt des h unter der Grundlinie weit nach links geführt. Die Fahne des r ist als paragraphzeichenförmiges Quadrangel wiedergegeben. Die Schäfte des l und t sind oben gespalten und rechts länger ausgezogen. Als Worttrenner dienen Quadrangel auf halber Zeilenhöhe.

Die Inschrift dokumentiert die Einfassung eines Galg- bzw. Ziehbrunnens an unbestimmter Stelle.2 Da es angesichts der relativ schweren Steinplatte unwahrscheinlich ist, daß man sie zur Zweitverwendung über eine weite Entfernung herantransportierte, könnte sie vielleicht vom Brunnen im Klosterhof stammen, der 1602 gänzlich erneuert wurde.3

Textkritischer Apparat

  1. Über dem n ein gewölbter Kürzungsstrich.
  2. Die 1 ohne Anstrich und unten nach links umgebogen. Über der zweiten 5 das Stz.
  3. Vom ersten n nur noch der rechte Schaft erhalten.
  4. Am Balken des t als Kürzungszeichen ein bis unter die Grundlinie geführter Abschwung.

Anmerkungen

  1. Vgl. dasselbe Stz. in nr. 304.
  2. Vgl. zur Bedeutung des Begriffs „Galgbrunnen“ Grimm/Grimm, Dt. Wörterbuch, Bd. 4, Sp. 1166. Allg. zu den Brunnen, Quellen und Badhäusern in der Stadt Baden vgl. Ortskernatlas Baden-Baden 21; Haebler, Geschichte, Bd. 1, 94–98; Matthaeus, Natürliche Beschreibung; Schreiber, Baaden 38–43.
  3. Vgl. nr. 419.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 299 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0029903.