Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 290 Obertsrot-Ebersteinschloß (Stadt Gernsbach), Schloß Neueberstein 1551

Beschreibung

Wappentafel. Im Jahre 1855 an einem „alte[n] Haupteingang im Schloßinnern“ bezeugt, nachdem die Tafel zuvor „im Schutt des zerfallenen Mauerwerks“ aufgefunden worden war.1 Heute über dem Südportal des sog. Uhrenturms nördlich der Auffahrt zum Innenhof. Kreisrunde Scheibe aus rötlichem Sandstein. Im eingetieften Binnenfeld zwei zueinandergekehrte Eheallianzwappen. Darüber die Jahresangabe (B), die durch beide Helmzierden unterbrochen wird. Auf der schmalen Randleiste die umlaufend eingemeißelten Namen der Wappenführer (A), links unten beginnend. Diese Inschrift ist teilweise beschädigt, teilweise auch überputzt und falsch ergänzt worden.

Maße: Dm. 57, Bu. 3,5 (A), 2,5 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    [W]ILHEL[M · GR]AFFa) · Z[V · EBE]RSTEI(N)b) IOHANNA · GREFFI(N)c) · ZV · EBERST(E)I(N)d) · GEBORNE · [. . . . . . . . . . .]e)

  2. B

    ANN//O. 15//5//1

Wappen:
Eberstein, Hanau-Lichtenberg.

Kommentar

Die noch erhaltenen Buchstaben sind qualitätvoll geschlagen und sorgfältig ausgemessen, so daß Inschrift (A) offenbar einen geschlossenen Kreis ergab. Die Bögen weisen leichte Verstärkungen auf. Das freie Ende des unteren E-Balkens ist leicht nach oben gebogen. Die verkürzte, senkrecht gestellte Cauda des G setzt erst ein Stück oberhalb der Grundlinie am Bogen an. Über dem I sitzt ein Punkt. Der Schrägschaft und der rechte Schaft des N treffen in einer Spitze aufeinander, die nicht immer mit einem Sporn versehen ist. Die geschwungene oder stachelförmige Cauda des R trifft weit vorn auf den Bogen und ist unter die Grundlinie gezogen. Der Balken des T ist rechts- oder linksschräg geschnitten. Als Worttrenner dienen kleine Dreiecke auf halber Zeilenhöhe. Äußerst ähnliche Buchstabenformen lassen sich auf dem Epitaph für Hansjakob von Cammern gen. Knebler beobachten, das offenbar von demselben Steinmetzen geschlagen wurde.2

Die Wappentafel bezeugt neben anderen inschriftlichen Jahreszahlen die von Wilhelm IV. von Eberstein um die Mitte des 16. Jahrhunderts in die Wege geleiteten Baumaßnahmen auf Schloß Eberstein.3 Er hatte sich im Jahre 1522 mit Johanna von Hanau-Lichtenberg vermählt, die für den Ausbau der Residenz aus ihrem Erbe umfangreiche Mittel beisteuern konnte.4

Textkritischer Apparat

  1. [W]ILHEL[M · GR]AFF] Gegenwärtiger Befund: [.]ILHELFOPERAFF.
  2. Z[V · EBE]RSTEI(N)] Gegenwärtiger Befund: ZARLRSTEI(N). Das I etwas kleiner ausgeführt, da der Kürzungsstrich in Höhe der oberen Zeilenlinie sitzt. Danach ein kurzer Schaft auf der Grundlinie.
  3. Das I kleiner ausgeführt, da der Kürzungsstrich in Höhe der oberen Zeilenlinie sitzt.
  4. Über dem T ein waagerechter Kürzungsstrich. Der Kürzungsstrich über dem I in Höhe der oberen Zeilenlinie; deshalb das I kleiner ausgeführt.
  5. Randabschnitt überputzt. Dem geringen zur Verfügung stehenden Platz zufolge sind vermutlich lediglich die Initialen [G(REFFIN) Z(V) H(ANNAW) V(ND) L(IECHTENBERG)] zu ergänzen. Zur Schreibung vgl. nr. 317.

Anmerkungen

  1. Vgl. Beust (wie unten).
  2. Vgl. nr. 244.
  3. Vgl. zur Baugeschichte Kdm. Rastatt 272f.; Kleinmanns, Schloss Neu-Eberstein 130; s. a. nrr. 268, 276, 283, 312.
  4. Vgl. Kdm. Rastatt 272. Zum Grabmal für beide Eheleute vgl. nr. 317.

Nachweise

  1. Beust, Geschichte Eberstein 65.
  2. RP Karlsruhe (Denkmalpflege), Photoarchiv, Neg.-nr. 5694.
  3. Kdm. Rastatt 279.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 290 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0029009.