Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 280 Baden-Baden, Stadtwald, Iberstgipfel 1550

Beschreibung

Gemarkungsgrenzstein, sog. „Beckenstein“. Südlich der Jahn- und östlich der Ibersthütte auf dem Gipfel des Iberst in unwegsamem Gelände. Rötlicher Sandstein. Stele auf dreieckigem Grundriß. Der untere, in das Erdreich zu versenkende Abschnitt ist nur grob behauen. Die drei hochrechteckigen Seitenflächen des Dreimärkers sind jeweils mit einem eingeritzten Wappenschild versehen. Auf der östlichen Seite über dem Schild die Jahreszahl; unter ihr die jüngere Nummer 438, unter dem Schild die Vermerke N 167 und N 466. Das Wappenbild des südwestlichen Schildes sorgfältig abgespitzt; statt dessen die Initialen V G eingemeißelt. Über dem Wappen die Angabe N ii.1 Im Nordwesten knapp unter der Oberkante der Vermerk N 42, teilweise überdeckt von der später knapp darunter hinzugesetzten Nummer 122. Die Schildspitze punktförmig beschädigt. Darunter der Buchstabe M, der später mit der an gleicher Stelle angebrachten Jahreszahl 1844 getilgt werden sollte. Darunter die Nummer 85. Auf der Oberseite des Steins ist der Grenzverlauf durch drei einem Punkt entspringende Ritzlinien gekennzeichnet. Die Kanten stellenweise bestoßen, die westliche im oberen Bereich tief ausgebrochen.

Maße: H. 100, B. 38, Zi. 3–8 cm.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. 1550

Wappen:
Stadt Baden2, [Stadt Steinbach]3, Waldzeichen der Markgrafen von Baden4.

Kommentar

Der leicht nach rechts durchgebogene Schaft der 1 ist oben gegabelt. Beide 5 bestehen lediglich aus dem Bogen und einem rechtsschräg gestellten Balken; die kreisrunde, deutlich kleinere 0 liegt in der oberen Zeilenhälfte.

Der sog. „Beckenstein“ wird bereits in einer Grenzbeschreibung von 1660 genannt, aus der hervorgeht, daß die merkwürdige Bezeichnung auf eine sonst nicht weiter bezeugte Person namens Lienhart Boeck zurückzuführen ist.5 Dieser älteste erhaltene Grenzstein im Stadtwald markiert die Stelle, wo ursprünglich der Forstbesitz der Stadt Baden im Nordosten, der Steinbacher Kirchspielwald im Südwesten und der herrschaftlich-badische Besitz am Yburgwald aneinanderstießen.6 Nach der dritten Teilung des Steinbacher Kirchspielwaldes um das Jahr 1815 kam der hier angrenzende Bereich an die Gemeinde Varnhalt, weshalb man das entsprechende Wappen abänderte und den Besitzwechsel im Schild durch die Angabe der Initialen V(arnhalt) G(emarkung) vermerkte.7

Anmerkungen

  1. Das N retrograd und mit geschwungenem Schrägschaft.
  2. Auf der Ostseite des Steins. Vgl. zum Wappen der Stadt Baden Kreis- u. Gemeindewappen 17.
  3. Auf der Südwestseite des Steins. Der ehemalige Mühlstein sorgfältig abgespitzt, in die verbliebene runde Fläche die Initialen V G eingemeißelt. Zum Wappen von Steinbach vgl. Wappenbuch Lkr. Bühl 129–132.
  4. Auf der Nordwestseite des Steins. Vier kleine Schindeln 2:2 gestellt, 1/4. linksschräg liegend, 2/3. schrägliegend. Identifikation nach Auskunft von Hans Georg Zier, ehem. Generallandesarchiv Karlsruhe, dokumentiert in StdtA Baden-Baden o. Sig., Dokumentation Kleindenkmale, o. S. (Erfassungsbogen eines Grenzsteins etc. - wie unten).
  5. Vgl. die Grenzbeschreibung von 1660, zitiert in StdtA Baden-Baden o. Sig., Dokumentation Kleindenkmale, o. S. (Erfassungsbogen eines Grenzsteins etc. - wie unten): „so man Lienhart Boeckhen stain nempt“.
  6. Vgl. das Zitat des Hinterlocherungsberichts vom 30.5.1672 in StdtA Baden-Baden o. Sig., Dokumentation Kleindenkmale, o. S. (Erfassungsbogen eines Grenzsteins etc. - wie unten): „Ein großer hoher dreyeckheter stein, genannt der Beckhenstein auf dem hohen berg, so ein wendtstein, der scheidet die herrschaftlich, stadt Baden und stadt Steinbach mit der herrschaftlichen und beider stadtwappen samt der Jahreszahl 1550.“
  7. Vgl. Brandstetter (wie unten) 101–105, 115.

Nachweise

  1. Lothar Brandstetter, Aus der Waldgeschichte des Reblandes, in: Das Baden-Badener Rebland 95–115, hier 115 (Abb.).
  2. StdtA Baden-Baden o. Sig., Dokumentation Kleindenkmale, OZ 98 Flurstück nr. 2614 sowie o. S. (Erfassungsbogen eines Grenzsteins vom 8.3.92, bearb. v. Karl Schwab, Steinbach).
  3. Stadtgesch. Slg. Baden-Baden Inv.-nr. 78/154 (Abb. F 001-1533).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 280 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0028000.