Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 278† Baden-Baden-Lichtental, Kloster Lichtenthal, Klosterkirche 1550

Beschreibung

Grabplatte für Regina Freiin von Mörsperg, geb. Fugger zu Kirchberg-Weißenhorn. Ehemals im Chor der Klosterkirche an zentraler Stelle vor dem Hochaltar im Boden.1 Hier letztmalig 1942 bezeugt.2 Vermutlich im Zuge der 1945 einsetzenden Renovierung der Klosterkirche abgegangen, als der Chor mit Platten aus Solnhofener Marmor neu belegt wurde.3 Im Binnenfeld des Grabmals die jüngere Angabe N: 11 nach Franz Josef Herrs Numerierungssystem.4 Innerhalb der umlaufenden Rahmenleiste der Sterbevermerk mit Fürbitte.

Inschrift nach Kdm.

Maße: H. 212, B. 105.

Schriftart(en): „Mischschrift“.5

  1. . Anno . D(omi)ni . MDLa) / [den XXVI.]b) Sept(embris)c) starb Regina fry(in)d) zue . Morsperge) . gebor=/ne . fuggerinf) . vndt gre=/ffin . von . Kirchberg . Aetatis sueg) . XXXI . derh) got . genadi)

Kommentar

Regina entstammte der gräflichen Linie der Fugger zu Kirchberg-Weißenhorn und war die Tochter von Raymund Fugger und Katharina Thurzo von Bethlemfalva.6 Am 17. Juli 1538 wurde sie zu Weißenhorn (Lkr. Neu-Ulm) die Ehefrau des Freiherrn Hans Jakob von Mörsperg,7 der ein Bruder der Äbtissin Anna von Mörsperg war, die dem Kloster Lichtenthal in den Jahren zwischen 1544 und 1550 vorstand.8 Diese verwandtschaftliche Beziehung erklärt sicher die Wahl des Begräbnisortes. Entgegen der jüngsten, sonst sehr verläßlichen Überlieferung, die 1552 als Todesjahr angibt,9 muß Regina von Mörsperg unter Berücksichtigung der älteren Quellen10 und der inschriftlichen Altersangabe bereits 1550 verstorben sein, da sie am 15. Februar 1519 geboren wurde.11 Im Nekrolog des Klosters findet sich zu ihr kein Eintrag.12

Textkritischer Apparat

  1. Emendiert aus MDLII nach Herr, Grundriß Klosterkirche, Gutgesell, Bauer, Deodata; vgl. Kommentar. MCCCCCL. Glyckher.
  2. [den XXVI.]] Quelle für die Ergänzung in Kdm. nicht angeführt. die XXVI Glyckher.
  3. Ohne Kürzungszeichen. Septembris Glyckher; Sept(em)ber Herr; September Gutgesell, Bauer, Deodata.
  4. Abkürzung durch Doppelpunkt. freÿin Glyckher; Freyin Herr, Gutgesell, Bauer, Deodata; frey(in) Grundriß Klosterkirche.
  5. zue . Morsperg] von Mersperg Glyckher; zu Moersperg Herr, Bauer, Deodata; zu Moërsperg Gutgesell; zu Morsperg Grundriß Klosterkirche.
  6. fuckherin Glyckher.
  7. Fehlt in Grundriß Klosterkirche.
  8. Über dem Wort ein waagerechter Kürzungsstrich. Lies vermutlich: der (selen).
  9. gnädig. Glyckher.

Anmerkungen

  1. Vgl. zur Lokalisierung GLA Karlsruhe G Lichtenthal nr. 1, Grundriß Klosterkirche (wie unten).
  2. Vgl. Kdm. (wie unten).
  3. Vgl. zu den Renovierungsmaßnahmen nach dem Zweiten Weltkrieg Stober, Denkmalpflege 145–148, hier 148. Der Verlust könnte allerdings auch erst während der Neugestaltung der Klosterkirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil von 1965 eingetreten sein, vgl. ebd. 148–151.
  4. Beschreibung nach GLA Karlsruhe G Lichtenthal nr. 1, Grundriß Klosterkirche (wie unten); zu F. J. Herrs Numerierung der Lichtenthaler Grabmäler 1803/04 vgl. GLA Karlsruhe 47/37, Herr, Beschreibung Lichtenthal 5.
  5. Maß- und Schriftangaben nach Kdm. (wie unten). Der Begriff „Mischschrift“ hier nicht näher definiert.
  6. Vgl. Gerhart Nebinger / Albrecht Rieber, Genealogie des Hauses Fugger von der Lilie. Stammtafeln (Schwäb. Forschungsgemeinschaft bei d. Kommission f. Bayerische Landesgeschichte 4/17, Studien zur Fuggergeschichte 26), Tübingen 1978, Taf. 5 R V 1 e; Martha Schad, Die Frauen des Hauses Fugger. Mit sanfter Macht zum Weltruhm, München 2003, 93.
  7. Vgl. Stammtafel des mediatisierten Hauses Fugger, o. O. 1904, Taf. 2. Siehe zur Hochzeit auch Martha Schad, Die Frauen des Hauses Fugger von der Lilie (15.–17. Jahrhundert). Augsburg – Ortenburg – Trient, Tübingen 1989, 2.
  8. Vgl. Oberbad. Geschlechterbuch, Bd. 3, 101; Schindele, Kloster Lichtenthal (1985) 85.
  9. Vgl. Kdm. (wie unten).
  10. Vgl. die Angaben unter Anm. a. S. a. Nebinger/Rieber (wie Anm. 6); Stammtafel (wie Anm. 7); Contrafehe Der Herrn Fugger vnd Frawen Fuggerin, wöllche in disem geschlecht geporen worden oder zue demselben sich ehelich verpflichtet haben, Augsburg 1620, 8.
  11. Vgl. zum Geburtstag Stammtafel (wie Anm. 7).
  12. Negativer Befund in GLA Karlsruhe 64/19, Nekrolog Lichtenthal I/II; GLA Karlsruhe 64/47, Nekrolog Lichtenthal III; Necrologium. Entgegen der inschriftlichen Angabe ist in Stammtafel (wie Anm. 7) der 16.9.1550, in Contrafehe etc. (wie Anm. 10) der 25.9.1550 als Todestag vermerkt.

Nachweise

  1. KA Lichtenthal o. Sig., Glyckher, Chronik 94.
  2. GLA Karlsruhe 47/37, Herr, Beschreibung Lichtenthal 16 nr. 11.
  3. GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 510, Herr, Begräbnisse Lichtenthal, fol. 8v nr. 11.
  4. GLA Karlsruhe G Lichtenthal nr. 1, Grundriß Klosterkirche nr. 11, abgedr. in Kdm. Baden-Baden 510 (Abb. 416).
  5. GLA Karlsruhe N Mone 109, Mone, Aufzeichnungen Oosthal, fol. 199v.
  6. Gutgesell, Kloster Lichtenthal 30.
  7. Bauer, Frauenkloster Lichtenthal 273.
  8. Deodata, Frauenkloster Lichtental 170.
  9. Kdm. Baden-Baden 503 nr. 11.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 278† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0027800.