Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)
Nr. 277 Neuweier (Stadt Baden-Baden), Unteres Schloß um 1549?
Beschreibung
Wandbemalung. Auf dem Wandverputz im ersten Obergeschoß zu beiden Seiten des Durchgangs vom Hauptraum der Bibliothek in das Zimmerchen des Südwestturmes. Nur teilweise freigelegt und durch vorgesetzte Wandverschalungen und Glastüren geschützt. Rings um die sichtbaren Flächen ist der jüngere Verputz noch vollständig vorhanden und verdeckt vermutlich eine umfangreiche Wandgestaltung. Stark beschädigt und mit großen Fehlstellen.
I. Auf der südöstlichen Seite sind etwa in Kopfhöhe noch drei Zeilen einer in Schwarz aufgemalten Inschrift (A) erkennbar. Darunter vier Vollwappen nebeneinander. Über den größtenteils zerstörten Helmzierden die entsprechenden Beischriften (B–E).
Maße: H. 90, B. 125, Bu. 4 cm.
Schriftart(en): Fraktur.
- A
[– – –] / Zu seÿner ḷẹịḅ vndt Ehren[– – –] / So wurt euch got · kainer wohḷ[– – –] / Bistu meÿn [– – –]
- B
· Langenaw
- C
H[– – –]heim
- D
Hel[– – –]
- E
[– – –]
Langenau1, Handschuhsheim2, Helmstatt2, Venningen3. |
Anmerkungen
- Linksgewendet. In Rot ein silberner Schrägbalken. Helmzier: zwei Büffelhörner. Zur Identifizierung vgl. Siebmacher NaA 28 (Taf. 43).
- Linksgewendet. Das Oberwappen zerstört.
- Das Oberwappen zerstört.
- Linksgewendet. Fünfmal silber-rot schräggeteilt. Helmzier: zwei silberne Eselsohren. Zur Identifizierung vgl. Siebmacher NaA 9 (Taf. 12).
- Linksgewendet. Rot-silber gespalten. Helmzier: ein rotgezungter Brackenrumpf in den Tinkturen des Schildes. Zur Identifizierung vgl. Alberti, Wappenbuch 892f.
- Linksgewendet. Helmzier: ein goldenes, rotbebandetes Jagdhorn, dessen Schallöffnung mit einem grünen Hahnenfederbusch besteckt ist.
- In Rot ein silberner Balken, belegt mit einem goldenen Ring; dieser außen besteckt mit zwei langen waagerechten und vier kurzen schrägen Stäben (Lilienhaspel?); die langen Stäbe an den Enden jeweils von zwei Ringen begleitet.
- Vgl. z. B. den Wappenfries in der Heiliggeistkirche zu Heidelberg, der auf eine Turniergesellschaft verweist, vgl. Drös, Heidelberger Wappenbuch 45–60 nrr. 54–88.
- Vgl. nrr. 266, 267, 274.
Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 277 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0027703.
II. Auf der gegenüberliegenden nordwestlichen Seite in gleicher Höhe noch fünf Zeilen einer ebenfalls in Schwarz aufgemalten Inschrift (F) wahrnehmbar, darunter sieben nur noch teilweise erhaltene Vollwappen. Über den Helmzierden die entsprechenden Beischriften (G–M).
Maße: H. 90, B. 165, Bu. 3,5 cm.
Schriftart(en): Fraktur.
[– – – / – – –]orcht v[– – – / . . . . .]ẹ[– – – / – – –]Kindt · Aw[– – –]del · dem dode[– – –] schuere[. . . .] / dasz [– – –]leben[. . . . . .] dich [. . . . . . . . .]
Bach
[– – –]
Aw[– – –]
[– – –]heim
Windeck ·
Kriss[. .] ·
Niffern ·
Kommentar
Unter den Gemeinen weisen einige Buchstaben noch die typischen Brechungen der Gotischen Minuskel auf. Der Schaft des h ist oben gespalten; der rechte Abschnitt mündet in eine eingerollte Haarlinie. Über dem u sitzt als diakritisches Zeichen ein nach oben offenes Häkchen. Als Interpunktionszeichen dienen auf halber Zeilenhöhe kurze waagerechte Striche mit rechtsschräg angesetzten Sporen.
Weder aus den Inschriften noch aus den Wappen läßt sich das Thema der Wandbemalung bzw. das Motiv für deren Ausführung erschließen. Da die Linkswendung der meisten Schilde keiner erkennbaren Regel unterliegt, dürfte eine Ahnenprobe kaum in Frage kommen. Möglicherweise verweisen die Wappen auf die Mitglieder einer Adelsgesellschaft.8 Da das Schloß um 1549 in großen Teilen neu errichtet wurde und die Malereien offenbar auf der untersten Putzschicht liegen,9 dürften auch sie um diese Zeit entstanden sein.