Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 273 Hörden (Stadt Gaggenau), Bahnhofsgelände 1549, 1635

Beschreibung

Bildstock. Etwa 50 m nördlich des Bahnsteiges und östlich der Gleise. Ursprünglich etwas weiter oben auf der Anhöhe.1 Rötlicher Sandstein. Der pfeilerartige Bildstock auf quadratischem Grundriß ist geringfügig in das Erdreich eingesunken. Der giebelförmige Kopf wurde offenbar 1951 nach altem Vorbild neu gefertigt und ersetzt.2 Auf dessen Stirnseite ein dilettantisch gehauenes Kruzifix im Halbrelief, flankiert von zwei Lorbeerzweigen. Auf der rechten Seitenfläche unter dem Gesims die Jahreszahl (A). Der offenbar noch originale Schaft im oberen Bereich bis auf die Rückseite mit je einer eingetieften hochrechteckigen Fläche versehen. Im vorderen Binnenfeld Inschrift (B), auf der unteren Rahmenleiste die schon stark verwitterten Richtungsangaben (C). Die Seitenflächen tragen facettierte geometrische Figuren. Der untere Teil des Pfostens ist an den Kanten abgefast. Der verbleibende Streifen der Vorderseite ist ebenfalls eingetieft und mit einem erhabenen Kreuz versehen, das einen geradlinig emporwachsenden und spitzovale Blätter tragenden Ast bekrönt (Lebensbaum). Darüber die Initialen (D). Auf den flankierenden Fasen die gleichen Pflanzenreliefs. Sämtliche Inschriften eingemeißelt und stark verwittert.

Maße: H. 148, B. 33, Bu./Zi. 5–8 (A), 4–6 (B), 4,5 (C), 3 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis (B, D), Humanistische Minuskel (C).

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A†

    15 · 4 · 9a)

  2. B

    IH(ESV)Sb) M(ARIA)c) / D W / 1 · 63̣ · 5

  3. C

    Loff(enau)d) //e) Gag(genau)f)

  4. D

    L B

Kommentar

Die ungelenken Buchstaben in (B–D) wurden mehr in den Stein geritzt als gemeißelt. Das D ist offen, der Balken des L linksschräg gestellt und stark verkürzt. Der Mittelteil des konischen M bleibt auf das obere Zeilenviertel begrenzt. Als Worttrenner dienen kaum noch wahrnehmbare Punkte auf halber Zeilenhöhe.

Falls der ursprüngliche Kopf tatsächlich zum Schaft gehörte, dürfte die Jahreszahl (A) die Aufstellung des Bildstockes datieren. Der Sage nach soll er von einem Fuhrknecht gestiftet worden sein, der an der Murg mit seinem Fuhrwerk schwer verunglückte.3 Im Jahre 1635 wurden die Inschriften (B–D) hinzugefügt. Seither verwendete man den Stein zusätzlich als Wegweiser, der die Richtungen nach Loffenau und Gaggenau auswies. Die Initialen kürzen vermutlich Namen ab, lassen sich aber nicht auflösen.

Textkritischer Apparat

  1. Die 1 ganz am Rand und stark beschädigt. Ihr Schaft ist nach rechts durchgebogen und ohne Anstrich; er endet unten in einer Schlinge. Die 5 besteht aus einem rechtsschräg gestellten Deckbalken und einem schwach gekrümmten Bogen. Der Bogen der 9 ist offen.
  2. Über dem H ein Kreuz, das auf der Ausbuchtung des Querbalkens steht. Die Bögen des S unbeholfen eckig.
  3. Ohne Kürzungszeichen.
  4. Schreibweise der Auflösung ungewiß. IOH Kdm.
  5. Unterbrechung durch einen Schaft und einen Balken, die sich in Form eines L durchkreuzen. Offenbar die bildliche Wiedergabe der Wegkreuzung oder eines Grenzverlaufs.
  6. Ohne Kürzungszeichen; Schreibweise der Auflösung ungewiß. L[ang?] Kdm.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Rastatt 208; Humpert/Feyel (wie unten) 85.
  2. In einem Schreiben des Bürgermeisteramtes Hörden an das Landratsamt Rastatt vom 26.2.1960 (vgl. KrA Rastatt 1/LRA RA Generalia 14, Hörden, Steinernes Kreuz, o. S.) wird die Restaurierung eines steinernen Kruzifixes auf dem bahneigenen Gelände der Gemeinde Hörden anläßlich der 700-Jahr-Feier im Jahre 1951 bestätigt. Da auf dem Bahnhofsgelände kein weiteres Kruzifix nachweisbar ist, bezieht sich dieser Vermerk wohl auf den Bildstock.
  3. Vgl. Kieser u. a., Kunst- u. Kulturdenkmale RA/BAD 197.

Nachweise

  1. RP Karlsruhe (Denkmalpflege), Photoarchiv, Neg.-nrr. 5822, 3478/27.
  2. Theodor Humpert / August Feyel, Im Zauber der Heimat. Ein Heimatbuch für das Murg-, Oos- und anschließende Rheintal, Karlsruhe 1926, 85 (nur B unvollst.).
  3. StdtA Gaggenau Chronik Hö, Langenbach, Dorfchronik Hörden, o. S. (Photo).
  4. Kdm. Rastatt 208.
  5. Scholl, Zeugen der Zeit 187 (Abb. 270f.).
  6. Kieser u. a., Kunst- u. Kulturdenkmale RA/BAD 196 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 273 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0027305.