Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 265† Schwarzach (Gde. Rheinmünster), kath. Pfarrkirche St. Peter u. Paul (ehem. Abteikirche) 1548

Beschreibung

Grabplatte für den Abt Johannes Gutbrot. Um 1667 offenbar in der Südapsis des Querhauses.1 Nach Fridegar Mone befand sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts zumindest noch ein Teil der Platte links vom Hochaltar.2 Die Umstände des bereits vor 1892 eingetretenen Verlustes3 sind unbekannt; offenbar entfernte man das Grabmal im Zuge der 1888 begonnenen Restaurierungsmaßnahmen.4 Auf der Platte ein Wappenschild, bekrönt von einer Mitra und hinterlegt von einem Krummstab.5 Der Sterbevermerk mit Grabbezeugung und Fürbitte vermutlich umlaufend am Rand.

Inschrift nach GLA Karlsruhe 65/606, Wagner.

Schriftart(en): Kapitalis (?).6

  1. Anno Salvatoris n(ost)ri 1548. 27. die mensis Junij obijt R(everen)d(us) in Chr(ist)o P(ate)r et D(omi)n(u)s, D(ominus) Joannes de f(a)m(i)lia Guotbrot abbas hui(us) loci hic sepult(us), cui(us) a(n)i(m)a in pace sancta req(ui)escat.

Übersetzung:

Im Jahr unseres Erlösers 1548 am 27. Tag des Monats Juni starb der ehrwürdige Vater in Christus und Herr, Herr Johannes aus der Familie Gutbrot, Abt dieses Ortes. Er ist hier begraben. Dessen Seele ruhe in heiligem Frieden.

Wappen:
Abtei Schwarzach/Gutbrot.7

Kommentar

Johannes Gutbrot trat 1520 die Amtsnachfolge des Schwarzacher Abtes Konrad von Straßburg an.8 Infolge der Bauernunruhen wurde er bereits wenige Jahre später gezwungen, gemeinsam mit dem Konvent das Kloster zu verlassen, und konnte erst am Ende des Jahres 1525 zurückkehren. Der an ihn gestellte Auftrag Markgraf Philipps I. von Baden, fortan im Ort als Pfarrer zu wirken, scheiterte am Widerstand der Gemeinde. Überdies sympathisierten in den Jahren danach zahlreiche Mitglieder des Konvents mit der Reformation, heirateten und mußten deshalb unter der markgräflichen Vormundschaftsregierung, vertreten durch Herzog Johann II. von Pfalz-Simmern und Herzog Wilhelm IV. von Bayern, das Land verlassen. So bestand der gesamte Schwarzacher Konvent im Jahre 1539 nur noch aus drei Mitgliedern. Johannes Gutbrot hatte sich mindestens zwei Jahre vor seinem Tod ein Augenleiden zugezogen, scheint aber bereits zuvor nur eingeschränkt sehtüchtig gewesen zu sein.9 Nachdem er außerdem an der Gelbsucht erkrankt war, starb er während eines Aufenthalts im nahegelegenen Hubbad.10

Anmerkungen

  1. Vgl. GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, Comportata, vol. 1, 451: „Testatur lapis sepulchralis in abside chori per quam itur e dormitorio (…).“ Zur Lage des Dormitoriums vgl. Marzolff, hochma. Abteikirche 36.
  2. Vgl. GLA Karlsruhe N Mone 111, Mone, Aufzeichnungen Büllot, fol. 142v.
  3. Der Verlust bereits durch Reinfried (wie unten) bezeugt.
  4. Allg. zur Restaurierung der Abteikirche unter Josef Durm von 1888–1897 vgl. Rüsch, Restaurierungen 25–39; Rüsch, Barockumbau 413–419; Marzolff, Baugeschichte 31f.; Göricke, Restaurierungsarbeiten 72, 75; Josef Durm, Die Abteikirche in Schwarzach, in: Deutsche Bauzeitung 33 (1899) nr. 72, 449–455, nr. 74, 461f.
  5. Vgl. GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, Comportata, vol. 1, 451: „superimposita mitra cum erecto lituo“.
  6. Nach der fragmentarischen Abschrift in GLA Karlsruhe N Mone 111, Mone, Aufzeichnungen Büllot, fol. 142v: [– – –] GVOTBROT ABB[– – –]. Die Wiedergabe der Inschrift erfolgt hier dennoch nach der vollständigen Textüberlieferung in GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, Comportata, vol. 1, 451, in Minuskeln.
  7. Nach GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, Comportata, vol. 1, 451: „Scutum insigniorum habet superne clavem et gladium signum Patronorum Petri et Pauli; inferiorem partem occupat media rota molendini, eminente parte convexa (…).“ Demnach geteilt: oben Schwarzach (Schlüssel und Schwert schräggekreuzt), unten Gutbrot (ein halbes Mühlrad).
  8. Vgl. wie auch zu den folgenden Angaben Gartner, Kloster Schwarzach 305–309, 341. Zu Konrad von Straßburg vgl. nr. 180.
  9. Vgl. wie auch zu den folgenden Angaben GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, Comportata, vol. 1, 451.
  10. Zum Hubbad vgl. Otto Gerke, Die Hub. Geschichte des alten Bades Hub, in: Die Ortenau 19 (1932) 33–114; 20 (1933) 67–150.

Nachweise

  1. GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, Comportata, vol. 1, 451.
  2. Gerettete Wahrheit, Bd. 2, 1209 nr. 1086 zu § 882, Urk. CXI (nach Wagner).
  3. GLA Karlsruhe N Mone 111, Mone, Aufzeichnungen Büllot, fol. 142v (unvollst.).
  4. Reinfried, Geschichte Schwarzach 61 (fehlerhaft nach Wagner).
  5. Harbrecht, Reichsabtei Schwarzach (1952) 12 (unvollst.).
  6. Stadtgesch. Inst. Bühl o. Sig., Smets, Geschichte 170 (nach Reinfried).
  7. Stadtgesch. Inst. Bühl o. Sig., Smets, Grabinschriften 3 (nach Reinfried).
  8. Gartner, Kloster Schwarzach 309 (erw.).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 265† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0026503.