Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 255† Baden-Baden-Lichtental, Kloster Lichtenthal, Klostergarten 1543

Beschreibung

Grabmal für Dorothea Veus, geb. Meyer. Ehemals auf dem alten Friedhof des Klosters, der sich im Bereich südlich des Kirchenchores und östlich der Sakristei in der Nähe der Ölberg-Figurengruppe befand.1 Auf Veranlassung Franz Josef Herrs im Jahre 1804 an die Innenseite der Umfassungsmauer des Klostergartens nahe der Einsiedlerkapelle versetzt.2 Vor 1942 abgegangen und durch ein neues Grabmal ersetzt, das heute außen an der Nordwand des Klosterkirchenchores steht.3 Darauf im oberen Drittel zwei reliefierte Eheallianzwappenschilde, die anscheinend wie der Wortlaut der darunter eingemeißelten Inschrift getreu nach dem Vorbild des Originals wiedergegeben wurden.4

Inschrift nach GLA Karlsruhe 47/37, Herr.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal, Baden-Baden [1/1]

  1. + Uff . den . 28 . Tag . Hornung . des . Jahrs . 1543a) . starb die . ersame . Frauwe [– – –]b) Doctor . Hieronimen . Veusen . Canclers zu . Baden . Hussfrauw . derenc) . Got . genaded) .

Datum: 28. Februar 1543.

Wappen:
Veus5, Meyer6.

Kommentar

Dorothea Veus war die Tochter Nikolaus Meyers, des bischöflich straßburgischen Amtmannes zu Sasbach (Ortenaukreis).7 Spätestens im Jahre 1513 wurde sie mit Hieronymus Veus vermählt, der aus der Stadt Baden stammte und 1510 an der Universität Freiburg zum Doktor beider Rechte promoviert worden war.8 Um das Jahr 1517 dürfte sie ihrem Ehemann in dessen Heimatstadt gefolgt sein, da ihm Markgraf Philipp I. von Baden die Stelle des Kanzlers übertragen hatte.9 Von den fünf namentlich überlieferten Kindern kam die jüngste Tochter Barbara in jungen Jahren an das Kloster Lichtenthal, wo sie 1551 bis 1597 das Äbtissinnenamt bekleidete.10 Aufgrund dieser engen Beziehung der Familie zur Abtei wurde hier nicht nur der Mutter Dorothea, sondern auch der älteren Schwester Margareta das Begräbnis gewährt.11

Textkritischer Apparat

  1. 1573. Kdm. nach Ersatzgrabstein. Die darauf verzeichnete Jahreszahl heute unkenntlich.
  2. Die Lücke im Ms. durch drei lange waagerechte Striche gekennzeichnet. Ergänze vermutlich [Dorothea Meyerin] o. ä.
  3. Ergänze vermutlich zu: deren [. Sele] bzw. deren [. Selen], vgl. nr. 126, 169, 201, 202, 219, 244, 287 u. a. m.
  4. GENEDE Ersatzgrabstein, Kdm. nach Ersatzgrabstein.

Anmerkungen

  1. Vgl. GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 510, Herr (wie unten). Zur Lokalisierung des alten Kirchhofes und der Ölberg-Figurengruppe vgl. ebd. sowie 750 Jahre Lichtenthal 413f. nr. 300 (Abb. 300); Bauer, Frauenkloster Lichtenthal 193 (Abb.); Kdm. Baden-Baden 446 (Faltbl. IV. Abb. 348).
  2. Vgl. GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 510, Herr (wie unten); GLA Karlsruhe 47/37, Herr (wie unten).
  3. Vgl. Kdm. (wie unten).
  4. Der Wortlaut der auf dem Stein in Kapitalis eingemeißelten Inschrift entspricht in seiner Unvollständigkeit der Überlieferung nach dem Original durch Fr. J. Herr. Allerdings bezeugt Herr nur das Wappen Veus, vgl. GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 510, Herr (wie unten); GLA Karlsruhe 47/37, Herr (wie unten).
  5. Nach Ersatzgrabstein: ein aus einem Dreiberg hervorwachsender und von einem Pfeil durchbohrter Hirschrumpf. Linksgewendet.
  6. Nach Ersatzgrabstein: geteilt.
  7. Vgl. Herbert Immenköter, Hieronymus Vehus. Jurist und Humanist der Reformationszeit (Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung 42), Münster 1982, 17; Kattermann, Markgraf Philipp I. (Teildruck) 18.
  8. Vgl. Kattermann, Markgraf Philipp I. (Teildruck) 15, 17f.
  9. Vgl. Immenköter (wie Anm. 7) 18. Zur Biographie und zum politischen Wirken des Kanzlers Hieronymus Veus s. a. Thomas Fuchs, Humanistische Politik zwischen Reformation und alter Kirche. Hieronymus Vehus und die lutherische Frage auf den Reichstagen der Reformationszeit, in: Neue Studien zur frühneuzeitlichen Reichsgeschichte, hg. v. Johannes Kunisch (Zeitschrift für historische Forschung, Beih. 19), Berlin 1997, 133–179, insbes. 133 Anm. 1f. (Lit.); Christine Roll, Das zweite Reichsregiment 1521–1530 (Forschungen zur deutschen Rechtsgeschichte 15), Köln 1996, 464f.; Eugène Honée, Hieronymus Vehus. Seine Vermittlerrolle während der Augsburger Einigungsverhandlungen, in: Vermittlungsversuche auf dem Augsburger Reichstag 1530. Melanchthon, Brenz, Vehus, hg. v. Rolf Decot (Veröff. d. Inst. f. Europ. Geschichte Mainz, Beih. 26, Abt. Religionsgeschichte), Stuttgart 1989, 29–49; Eugène Honée, Der Libell des Hieronymus Vehus zum Augsburger Reichstag 1530. Untersuchungen und Texte zur katholischen Concordia-Politik (Reformationsgeschichtliche Studien und Texte 125), Münster 1988, passim; Kattermann, Markgraf Philipp I., passim.
  10. Vgl. nrr. 374, 404, 406, 471, 492. Zu den weiteren Kindern vgl. Immenköter (wie Anm. 7) 17; Oberbad. Geschlechterbuch, Bd. 1, 343.
  11. Vgl. nr. 375.

Nachweise

  1. GLA Karlsruhe 47/37, Herr, Beschreibung Lichtenthal 39f. nr. IV.
  2. GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 510, Herr, Begräbnisse Lichtenthal, fol. 24r.
  3. Kdm. Baden-Baden 517 nr. 1 (Ersatzgrabmal).
  4. KA Lichtenthal o. Sig., Bauer, Inventar, Bd. 1: Klosterkirche mit Ausstattung, Hochaltar, fol. 93r (Abb. des Ersatzgrabmals).
  5. KA Lichtenthal o. Sig, Bauer, Inventar Bd. 6: Klosterhof, Schulhof, Äußerer Garten, Umgebung, fol. 32+2r (Ersatzgrabmal).
  6. KA Lichtenthal o. Sig., Krupp, Inventar, Bd.: Äußerer Bereich 11, Grabmäler, o. S. (Ersatzgrabmal).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 255† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0025507.