Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)
Nr. 249 Baden-Baden, altkath. Pfarrkirche St. Maria u. Vierzehn Nothelfer (ehem. Spitalkirche) 1540
Beschreibung
Grabplatte für Hans von Eyb. Im Jahre 1801 von Franz Josef Herr als viertes Grabmal „links des grosen Eingangs“ bezeugt.1 Im Zuge der Renovierung der Kirche von 1865 im mittleren Langhausjoch als vierte Grabplatte von Westen aufrecht an die Südwand gestellt.2 Dieser Standort blieb auch nach der Verkürzung des Kirchenschiffes von 1963 unverändert.3 Rötlicher Sandstein. Im Zentrum des eingetieften Binnenfeldes ein reliefiertes Vollwappen in Frontalstellung. Auf dem Rand zwischen zwei rahmenden Ritzlinien der umlaufend eingemeißelte Sterbevermerk mit Fürbitte. Die Plattenoberkante leicht bestoßen.
Maße: H. 192, B. 96, Bu. 6 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Frakturversalien.
An(n)o d(omi)ni 1540 vff / den 14 tag des brachmonatz Starb der Edel / vnd Ernvest Hans vo(n) / Eib des sel got gnedig sei amen
Datum: 14. Juni 1540.
Eyb.4 |
Anmerkungen
- Vgl. GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 509, Herr, Merkwürdigkeiten, fol. 51r–v.
- Vgl. Kdm. Baden-Baden 216, 221 nr. 30; zu den Renovierungsmaßnahmen von 1865 s. a. RP Karlsruhe (Denkmalpflege) I/281, Spitalkirche, passim.
- Vgl. Stadtkreis Baden-Baden 139.
- Drei Muscheln 2:1 gestellt. Als Helmzier über Helmkrone ein behalsringter Pfau.
- Vgl. nr. 270; s. a. Einl. Kap. 5.2, LXXXI.
- Vgl. Eyb (wie unten) o. S. (Anhang, Stammbaum des Stammes B) nr. 118a.
- Vgl. auch zu den folgenden Angaben Eyb (wie unten).
- Vgl. zu den verwandtschaftlichen Beziehungen Schwennicke, Europ. Stammtafeln NF, Bd. 1.1, Taf. 106; ebd. Bd. 1.2, Taf. 268.
Nachweise
- BLB Karlsruhe K 218, Herr, Materialien 420.
- GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 509, Herr, Merkwürdigkeiten, fol. 51v.
- GLA Karlsruhe N Mone 109, Mone, Aufzeichnungen Oosthal, fol. 132r.
- Kdm. Baden-Baden 221 nr. 30.
- Eberhard Freiherr von Eyb, Das reichsritterliche Geschlecht der Freiherren von Eyb, Neustadt/Aisch 1984, 23 (erw.), 212.
Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 249 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0024906.
Kommentar
Die schmal proportionierten und bei relativ breitem Wortabstand eng aneinandergefügten Buchstaben lassen Tendenzen zur Ausrundung erkennen. So ist der obere Bogen des a ohne jede Brechung ausgeführt. Der nach links abgeknickte obere Schaftabschnitt des d ist in der Regel leicht gewölbt oder geschwungen. Der als Deckbalken gestaltete obere Abschnitt des oberen g-Bogens ist linksschräg gestellt, durchschneidet den Schaft und ragt nach rechts über. Der untere Bogen holt nach rechts aus und mündet nach einer Brechung unter der Grundlinie in eine langgezogene, nach oben durchgebogene Spitze. Der Bogen des h ist unter der Grundlinie stark nach links gekrümmt, der Schaft oben gespalten. Den Balken des t teilt der Schaft in zwei gleiche Hälften. Das zweistöckige z besteht aus zwei übereinandergesetzten Quadrangeln und einem kurzen Bogen. Die stark gekrümmten oder geschwungenen Schwellzüge der Frakturversalien sind nur lose zusammengesetzt. Das H ist unzial wiedergegeben. Der Schaft der 1 ist im unteren Bereich nach links gebogen und am Ende eingerollt. Die 4 ist schlingenförmig, der Balken der 5 nach unten durchgebogen und die etwas kleinere, nahezu kreisrunde 0 an die obere Zeilenlinie gerückt.
Zahlreiche Merkmale der Schrift lassen sich auch auf der Grabplatte des 1549 verstorbenen Priesters Hieronymus Sparbrot in Schwarzach beobachten, darunter die Formen des d, g, t und des H.5 Offenbar stammen beide Platten aus derselben Steinmetzwerkstatt.
Hans von Eyb war ein Sohn Ludwigs VII. d. Ä. und der Katharina Marschall von Raueneck.6 Er wurde um 1524 geboren und hatte in den letzten Jahren seines kurzen Lebens eine Anstellung als Page der Herzogin Sabina von Württemberg.7 Die Todesumstände sind nicht bekannt. Da aber Sabina als Tochter Herzog Albrechts IV. von Bayern-München mit Maria Jakobäa von Baden verwandt war, die 1522 die Ehe mit ihrem Bruder Herzog Wilhelm IV. von Bayern geschlossen hatte, darf angenommen werden, daß Hans von Eyb während eines Besuchs der württembergischen Herzogin in der Heimatstadt ihrer Schwägerin verstarb und deshalb in der Stadt Baden begraben liegt.8