Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 246 Baden-Baden-Lichtental, Kloster Lichtenthal, Museum 1537

Beschreibung

Tafelbild mit der hl. Familie. Hochrechteckiges Gemälde. Leimfarbe, Aquarell, Gouache (?) auf doublierter Leinwand.1 Im Zentrum Maria unter einem roten Baldachin in einer geräumigen, palastartigen Säulenhalle. Hinter ihrem Haupt ein großer Strahlennimbus. Sie sitzt auf einer durch Kissen gepolsterten Bank, hat ein aufgeschlagenes Buch auf den Knien, schaut jedoch auf das vor ihr in einer Wiege liegende Jesuskind. Dieses hat einen Rosenkranz in den Händen und wird von zwei Engelsknaben in den Schlaf gewiegt. Rechts hinter Marias Rücken ein dritter, Flöte spielender Engel. Ein weiterer schwebt links neben dem Baldachin herbei und hält ein breites Schriftband mit dem Gotteslob (A) in den Händen. Im Hintergrund rechts der hl. Josef, der den Raum durch einen tonnengewölbten Durchgang betritt. In der unteren rechten Bildecke die Jahreszahl (B). Das Gemälde war zwischen 1940 und 1945 in einem Keller eingelagert, wodurch die Malerei starke Beschädigungen erlitten hat.2 Danach vermutlich restauriert.

Maße: H. 57,5, B. 56,5,3 Bu. 0,4, Zi. 1 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    GORIAa) IN EXELSISb) / DEO4)

  2. B

    1537c)

Übersetzung:

Ehre sei Gott in der Höhe.

Kommentar

Inschrift (A) wurde vermutlich während einer Restaurierung des Bildes nach 1945 neu aufgemalt. Wie die fehlenden Buchstaben, aber auch die gegenwärtige Verteilung des Textes auf dem viel breiteren Schriftband nahelegen, hat man sich damals offenbar nicht mehr am Originalbefund orientieren können.

Nach stilistischen Gesichtspunkten läßt sich das Gemälde dem Künstler Nikolaus Kremer zuweisen.5 Auch diese Annahme spricht dafür, daß Inschrift (A) nicht originalgetreu wiederhergestellt wurde. Denn in seinem nur drei Jahre zuvor gemalten, von Sebastian Metzger gestifteten Andachtsbild verwendete Kremer ausschließlich eine Gotische Minuskel mit stark gerundeten Formen.6

Textkritischer Apparat

  1. Sic! Lies: GLORIA.
  2. Sic! Lies: EXCELSIS.
  3. 1534 Rott, Bauer, 750 Jahre Lichtenthal; 1531 Krupp. Die 1 ohne Anstrich, die 5 aus zwei gegenläufigen Bögen, die 7 lambdaförmig.

Anmerkungen

  1. Angaben zur Technik nach 750 Jahre Lichtenthal (wie unten).
  2. Vgl. 750 Jahre Lichtenthal (wie unten); KA Lichtenthal o. Sig., Bauer (wie unten).
  3. Maßangaben incl. Rahmen.
  4. Beginn des „Gloria“ nach dem Ordo Missae (Große Doxologie).
  5. Vgl. Rott (wie unten). Auf der Rückseite des Bildes befindet sich die jüngere, offenbar auf Rotts Untersuchungen basierende Inschrift: pinx(it) Nicolaus Kremer aus Baden-Baden 1531 + Ottersweier 1553, vgl. 750 Jahre Lichtenthal (wie unten). Zum Künstler vgl. nr. 296.
  6. Vgl. nr. 239.

Nachweise

  1. RP Karlsruhe (Denkmalpflege), Photoarchiv, Neg.-nrr. 06564, 0445.
  2. Rott, Quellen und Forschungen, T. 3, Bd. 3, 93 (erw.).
  3. KA Lichtenthal o. Sig, Bauer, Inventar, Bd. 7: Gemälde, fol. 32r (Photo Wilhelm Kratt).
  4. 750 Jahre Lichtenthal 304f. nr. 152 (Abb. 152).
  5. KA Lichtenthal o. Sig., Krupp, Inventar, Bd.: Museum: Innerer Raum 11, Wand III, Wand IV, o. S.
  6. 500 Jahre Stadtordnung 68 (Abb. 18), 95 nr. 25.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 246 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0024608.