Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 243† Baden-Baden, kath. Pfarrkirche Unserer Lieben Frau (ehem. Stiftskirche) 1535

Beschreibung

Grabplatte für den Stiftskustoden Gregor Billung. Im Jahre 1801 von Franz Josef Herr vor dem nördlichen Nebenchor „auf der Seite des St Sebastiani Altars“ als liegender Stein bezeugt.1 Zu unbestimmter Zeit durch einen neuen Fußboden verdeckt. 1962 wurde die Platte bei Entfeuchtungsarbeiten in der östlichen Seitenkapelle des nördlichen Seitenschiffes wiederaufgefunden, konnte jedoch nicht gehoben werden, da ein Teil des Grabmals für Franz Wolfgang Hornus darauf steht.2 Sie ist mit Sterbevermerk und Fürbitte versehen.

Inschrift nach GLA Karlsruhe 195/1453, Collectanea.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.3

  1. Anno Domini 1535 in die Sancte Katherine virginis et martÿris obyit ven(erabi)l(i)s d(omi)n(u)s Gregorÿa) Billung ex Pforzheim sacre theologie licenciatus collegiate ec(c)l(esi)eb) Baden(sis) custos et c(an)onic(us) cuius an(i)ma requiescat in pace.

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1535 starb am Tag der heiligen Jungfrau und Märtyrerin Katharina der ehrwürdige Herr Gregor Billung aus Pforzheim, Lizentiat der heiligen Theologie, Kustos und Stiftsherr der Kollegiatkirche zu Baden, dessen Seele in Frieden ruhen möge.

Datum: 25. November 1535.

Kommentar

Gregor Billung entstammte einer in Pforzheim mehrfach nachgewiesenen Familie.4 Er hatte das Amt des Stiftskustoden 1502 nach dem Tod seines Amtsvorgängers Lucas Wüst von Winterthur übernommen.5 Im Jahre 1527 erhielt er das Kanonikat des St.-Sebastians-Altars.6 Nach seinem Ableben blieb das Kustodenamt durch die Reformationsbestrebungen in der Stadt Baden bis 1579 unbesetzt.7

Textkritischer Apparat

  1. Lies vermutlich Gregori(us).
  2. Kürzung durch zwei Kürzungsstriche über c und e sowie durch einen Doppelpunkt am Wortende.

Anmerkungen

  1. BLB Karlsruhe K 218, Herr, Materialien 411. Der Standort des St.-Sebastian-Altars ergibt sich vermutlich aus dem Ort der Wiederauffindung der Platte, siehe unten. Zu den älteren Altären der Stiftskirche allg. vgl. Kdm. Baden-Baden 91.
  2. Vgl. Privatbesitz Emilie Ruf, Baden-Baden, Notizen zur ihren Exzerpten aus BLB Karlsruhe K 218, Herr, Materialien 429f. Appendix I, o. S. Zum Grabmal des markgräflich badischen Geheimsekretärs Franz Wolfgang Hornus vgl. Weis, Stiftskirche 46f. nr. 42.
  3. Erschlossen aus der dem überlieferten Wortlaut voranstehenden Angabe „Fragtur“. Daß damit die Gotische Minuskel gemeint ist, ergibt sich aus der noch erhaltenen Grabplatte für Hans Mandriba, deren Inschrift hier ebenso charakterisiert wird, vgl. nr. 347; GLA Karlsruhe 195/1453, Collectanea, o. S.
  4. Vgl. Pflüger, Geschichte 174, 281 (Billing). S. a. DI 57 (Pforzheim) nr. 20, 33.
  5. Vgl. Steigelmann, Bad. Präsentationen 506 nr. 34; BLB Karlsruhe K 218, Herr, Materialien 244 und nr. 150.
  6. Vgl. Steigelmann, Bad. Präsentationen 509 nr. 79.
  7. Vgl. BLB Karlsruhe K 218, Herr, Materialien 244. Nach Steigelmann, Bad. Präsentationen 506 nr. 35, war das Amt sogar bis 1582 vakant.

Nachweise

  1. GLA Karlsruhe 195/1453, Collectanea, o. S.
  2. BLB Karlsruhe K 218, Herr, Materialien 411.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 243† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0024307.