Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 238† Ottersweier, kath. Pfarrkirche St. Johannes d. Täufer 1534

Beschreibung

Grabplatte für Anna von Brandeck, geb. von Windeck. Im Jahre 1573 neben einem unkenntlichen Grabmal „zur rechten handt unter des hohen altars stieps“ beschrieben.1 Sie war mit vier tartschenförmigen Schilden versehen, die offenbar die zwei Eheallianzen der Verstorbenen bezeugten.2 Dabei der Sterbevermerk mit Fürbitte. Verlustumstände unbekannt; vermutlich zusammen mit den meisten Grabmälern im Zuge der Umbaumaßnahmen von 1723/24 abgegangen.3

Inschrift nach FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch.

  1. Annoa) . 1534 . vf denn . 19. Octobris Starb die Edell vnd Ersam Frauw, Anna vonn Brandeckhb) geporne vonn Windeckhc), Dess Strenngen Herren Hannssd) vonn Brandeckhe) Ritters gemahell, den beeden Gott Gnadt

Wappen:4
Windeck, Kranz von Geispolzheim;
Windeck, Brandeck.

Kommentar

Die Verstorbene wurde bisher stets vermutungsweise mit der gleichnamigen Tochter Jakobs d. Ä. von Windeck identifiziert, die jedoch nachweislich mit Konrad von Bach (gest. vor 1509) die Ehe geschlossen hatte.5 In Anbetracht der überlieferten Allianzwappen, aus denen eindeutig hervorgeht, daß Anna in erster Ehe mit einem unbekannten Kranz von Geispolzheim vermählt war, läßt sich diese Hypothese nicht aufrechterhalten.6 Bei der hier bezeugten Anna muß es sich folglich um eine bisher genealogisch nicht näher einzuordnende Angehörige der Familie von Windeck handeln.

Annas zweiter Ehemann Hans von Brandeck stand in französischen Diensten und befehligte während der Kämpfe um Mailand in den Schlachten von Novara (1513), Marignano (1515) und Pavia (1525) als Oberst die sog. „Schwarze Bande“, eine gefürchtete Garde angeworbener Landsknechte.7 Er starb 1527.8

Textkritischer Apparat

  1. Anno domini Verzaichnüs.
  2. branndeck Verzaichnüs.
  3. Windeck Verzaichnüs, GLA Karlsruhe 67/1414, Windecksches Wappenbuch.
  4. hansen Verzaichnüs.
  5. Brandeck Verzaichnüs.

Anmerkungen

  1. Vgl. PfA Ottersweier A 34, Verzaichnüs 8r–v. Das Wort „stieps“ (=stipes) nur unsicher entziffert; Fauler liest statt dessen „Stiege“, vgl. Stadtgesch. Inst. Bühl o. Sig., Fauler (wie unten).
  2. Vgl. die Wappenskizzen in FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 56r; GLA Karlsruhe 67/1414, Windecksches Wappenbuch, fol. 46r; PfA Ottersweier A 34, Verzaichnüs, fol. 8v.
  3. Vgl. Reinfried, Pfarrei Ottersweier 55.
  4. Nach Wappenskizzen (vgl. wie Anm. 2).
  5. Vgl. Gartner, Die Windecker, o. S. (hinterer Klappeinband); Fischer, Die Herren von Bach, T. 2, 35 nr. VIII.7
  6. Vgl. zum Geschlecht der Kranz von Geispolzheim und zu ihrem Wappen Oberbad. Geschlechterbuch, Bd. 2, 362–364. Danach kommen vor allem Johann, Hans oder Martin Kranz von Geispolzheim in Betracht.
  7. Vgl. ebd., Bd. 1, 146. Zu den historischen Hintergründen vgl. Michael Seidlmayer, Geschichte Italiens. Vom Zusammenbruch des Römischen Reiches bis zum ersten Weltkrieg, mit Beiträgen von Theodor Schieder u. Jens Petersen (Kröners Taschenbuchausgabe 341), 2. Aufl., Stuttgart 1989, 304f. Zur entscheidenden Schlacht bei Pavia zwischen König Franz I. von Frankreich und Kaiser Karl V., in der die „Schwarze Bande“ aufgerieben wurde, vgl. Reinhard Thom, Die Schlacht bei Pavia, Diss. Berlin 1907, passim.
  8. Vgl. Oberbad. Geschlechterbuch, Bd. 1, 146.

Nachweise

  1. PfA Ottersweier A 34, Verzaichnüs, fol. 8v.
  2. FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 56r.
  3. GLA Karlsruhe 67/1414, Windecksches Wappenbuch, fol. 46r.
  4. Reinfried, Grablegen 256f. (nach Verzaichnüs).
  5. Stadtgesch. Inst. Bühl o. Sig., Fauler, Repertorium, fol. 15r (nach Verzaichnüs).
  6. Harbrecht, Grablegen 76 (nach Verzaichnüs).
  7. Regesten von Windeck 197 nr. 718 (nach FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 238† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0023806.