Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)
Nr. 223 Baden-Baden, Stadtmuseum (Lichtentaler Allee 10) 1. V. 16. Jh.
Beschreibung
Zwei Fragmente der Grabplatte für Kaspar Eisinger. Herkunft unbekannt.1 Bis 2003 wurden beide Spolien als Bestandteile der Städtischen Sammlungen Baden-Baden im bzw. am Marstallgebäude des Neuen Schlosses aufbewahrt, das kleinere im Depot, das größere an der östlichen Außenwand des Gebäudes. Danach kamen sie in die neuen Räume des Stadtmuseums im sog. Alleehaus. Rötlicher Sandstein. Während das größere Fragment den Mittelteil der ehemals hochrechteckigen, nun oben und unten abgeschlagenen Grabplatte darstellt, bildete das kleinere die obere linke Ecke. Darauf ist der Beginn und das Ende des ehemals umlaufend eingemeißelten sowie von dünnen Ritzlinien gerahmten Sterbevermerkes mit Fürbitte verzeichnet, von dem auf dem anderen Teilstück noch der Name und ein Teil der Datierung erhalten geblieben sind. Im Binnenfeld der Platte ist ein kreisrundes Medaillon eingetieft, in dem ein Vierpaß mit einem reliefierten, tartschenförmigen Wappenschild ausgehauen ist. Die Oberfläche beider Stücke ist porös und stark abgetreten, zudem verwittert und stellenweise beschädigt.
Maße: H. 100, B. 84, Bu. 8 cm.
Schriftart(en): Kapitalis mit frühhumanistischen Elementen.
AN[– – – / – – –]a) NECHSTEN SVNTAG NAC[H – – – / – – – / – – –] STARB DER ERSẠ[M]b) CASPER ŸSI(N)GE[R – – – G]OTc) DERd) SEL
Eisinger.2 |
Textkritischer Apparat
- Es fehlt die Jahresangabe. Ergänze unter Berücksichtigung der verschiedenen Kürzungsmöglichkeiten: AN[NO – – – / – – –]. Danach Fortsetzung der Inschrift auf dem größeren Fragment.
- Nach dem S die Oberfläche beschädigt. Vom A nur noch der linke Schrägschaft erkennbar.
- Ab hier Fortsetzung der Inschrift auf dem kleineren Eckfragment. Ergänze vermutlich zu GNAD G]OT o. ä.
- Das Wort kleiner ausgeführt und unter des knappe Spatium zwischen G]OT und SEL gesetzt.
Anmerkungen
- Beide Stücke ohne Inventarnummer.
- Hexagramm.
- Zu den Namensformen vgl. Topogr. Wb., Bd. 1, Sp. 494.
- Vgl. Steigelmann, Badische Präsentationen 521 nr. 280; Pflüger, Geschichte 407. Zu den Herren von Eisingen (Enzkreis) vgl. Land Baden-Württemberg, Bd. 5, 547; Pflüger, Geschichte 65. S. a. die undatierte Stiftungsurkunde der Ellin von Ysingen im Schenkungsbuch des Klosters Lichtenthal, vgl. Chronik v. Lichtenthal 194.
- Vgl. zur Frühhumanistischen Kapitalis Einl. Kap. 5.3, LXXXIVf.
- Vgl. als Parallele zur Schrift nr. 179 und zu einem Wappen im Vierpaß nr. 207; DI 30 (Calw) nr. 146 (1493).
Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 223 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0022305.
Kommentar
Die Schriftkerben sind konstant dünn geschlagen. Breite und Neigung der überwiegend schmal proportionierten Buchstaben variieren und bezeugen ein nur mäßig entwickeltes Geschick des Steinmetzen. Das A besitzt einen beiderseits überstehenden Deckbalken. Der Schaft des weit offenen D ist stark verkürzt und das obere Ende des Bogens nach unten umgebrochen. Der untere Bogenabschnitt des G in ŸSI(N)GER ist mit einem rechtsschräg in den Unterlängenbereich ragenden Sporn versehen, den rechts davon die vom Bogen gelöste, leicht nach links gekrümmte und oben nach links umgebrochene Cauda begleitet. Die Balken des schmalen E sind gleich lang, das H ist mit einer Ausbuchtung nach unten ausgestattet. Das R besitzt einen relativ kleinen Bogen und eine steil ansteigende Cauda, die die Grundlinie nicht immer berührt.
Kaspar Eisinger (auch Ysinger)3 ist in dem bisher veröffentlichten Quellenmaterial der Stadt Baden sonst nicht bezeugt. In Pforzheim lassen sich jedoch andere Angehörige seiner Familie, die vermutlich mit den Herren von Eisingen verwandt sind, mehrfach nachweisen.4 Die Datierung der Platte kann sich somit lediglich auf die Gestaltung der Schrift stützen, die in den Proportionen, der Strichstärke und in der Ausführung mehrerer Buchstaben (A, D, H, R) noch einige charakteristische Züge der Frühhumanistischen Kapitalis aufweist.5 Auch in Hinblick auf den Vierpaß im Zentrum der Platte kommt deshalb vor allem das 1. Viertel des 16. Jahrhunderts als Entstehungszeit in Betracht.6