Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 206 Baden-Baden, altkath. Pfarrkirche St. Maria u. Vierzehn Nothelfer (ehem. Spitalkirche) 1520

Beschreibung

Grabplatte für Philipp von Wittstatt gen. Hagenbuch. Im Jahre 1801 von Franz Josef Herr als zehntes Grabmal „links des grosen Eingangs“ bezeugt.1 Im Zuge der 1865 vorgenommenen Kirchenrenovierung im mittleren Langhausjoch als zweite Platte von Osten aufrecht an die Nordwand gestellt.2 Nach der Verkürzung des Kirchenschiffes im Jahre 1963 in das östliche Langhausjoch versetzt.3 Seither hier die zweite Platte östlich des Nordeingangs. Rötlicher Sandstein. Im eingetieften Binnenfeld ein reliefiertes linksgewendetes Vollwappen. Auf der außen von einer tiefen Ritzlinie umzogenen Rahmenleiste verläuft der eingemeißelte Sterbevermerk mit Fürbitte. Die Plattenoberfläche platzt im unteren Bereich stellenweise dünn ab; der Rand ist leicht bestoßen.

Maße: H. 202, B. 99, Bu. 8,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

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Datum: 13. Februar 1520.

Wappen:
Wittstatt.4

Kommentar

Die schmal proportionierten Buchstaben tragen nur unauffällige Sporen. Die Schrift steht in ihrem Duktus noch der Frühhumanistischen Kapitalis nahe. Das spitze A ist zu Beginn der Inschrift mit einem links überstehenden Deckbalken versehen. Das I besitzt regelmäßig einen i-Punkt, der Mittelteil des geraden M endet in der Zeilenmitte. Der Schrägschaft des N ist als Haarstrich ausgeführt, das G eingerollt und oben fast geschlossen. Die Cauda des R erscheint entweder gerade oder stachelförmig. Als Worttrenner dienen kleine Dreiecke auf halber Zeilenhöhe.

Philipp Wittstatt ist bereits 1477 mit seinen Brüdern Hans und Anton urkundlich nachweisbar.5 Seine Frau Agathe von Ramstein heiratete er offenbar vor 1506, denn in diesem Jahr verkauften beide den angestammten Familienbesitz Hagenbuch (Bad Friedrichshall-Hagenbach) für 2000 fl. an den Deutschen Ritterorden.6 Zwischen 1510 und 1513 ist er als württembergischer Obervogt über das Amt Altensteig (Lkr. Calw) bezeugt.7 Danach zogen die Eheleute in die Stadt Baden, wo Philipp in markgräfliche Dienste trat.8 Seine Frau starb hier im Jahre 1518, sein vermutlicher Sohn bereits 1513.9

Textkritischer Apparat

  1. Das N kleiner ausgeführt und in die Mitte der Zeile gestellt.
  2. Das D ragt über die untere Rahmenritzlinie hinaus.
  3. Der Balken des ersten H mit einer leichten Ausbuchtung nach oben versehen.

Anmerkungen

  1. Vgl. GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 509, Herr, Merkwürdigkeiten, fol. 52v.
  2. Vgl. Kdm. Baden-Baden 216, 218 nr. 15; zu den Renovierungsmaßnahmen von 1865 s. a. RP Karlsruhe (Denkmalpflege) I/281, Spitalkirche, passim.
  3. Vgl. Stadtkreis Baden-Baden 139.
  4. Linksgewendet.
  5. Vgl. Biedermann, Geschlechtsregister Rhön u. Werra, Taf. 434.
  6. Vgl. Hantsch, Herren von Wittstatt 259f. In Oberbad. Geschlechterbuch, Bd. 3, 321 wird die Eheschließung in das Jahr 1509 datiert.
  7. Vgl. Neues württ. Dienerbuch, Bd. 2, § 2137; s. a. DI 30 (Calw) nr. 263.
  8. Vgl. Hantsch, Herren von Wittstatt 260; s. a. Regesten u. Urkunden 442 nr. 90.
  9. Vgl. nrr. 194, 175.

Nachweise

  1. BLB Karlsruhe K 218, Herr, Materialien 422 nr. 10.
  2. GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 509, Herr, Merkwürdigkeiten, fol. 52v nr. X.
  3. GLA Karlsruhe N Mone 109, Mone, Aufzeichnungen Oosthal, fol. 134v.
  4. Kdm. Baden-Baden 218 nr. 15.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 206 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0020604.