Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 203† Baden-Baden, Stiftskirche Unserer Lieben Frau 1519

Beschreibung

Grabmal für den Stiftsherrn Jakob Hose (?). Im Jahre 1801 von Franz Josef Herr „bei dem Altar die Abnehmung Christi vom Kreuze“ bezeugt.1 Nach dem Sterbevermerk mit Fürbitte ein Wappenschild.2 Im Ms. folgen weitere sieben Wappen mit entsprechenden Beischriften, die dem Grabmal wohl aber nicht zuzuordnen sind.3 Verlustumstände unbekannt.

Inschrift nach GLA Karlsruhe 195/1453, Collectanea.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.4

  1. Anno Domini 1519a) den 26 Augusti obÿit honorabilis dominus magister Jacobus Hoseb) de Pforsheim [– – –]usc) huius collegij cuius anima requiescat in Pace amen.

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1519 starb am 26. August der ehrbare Herr Magister Jakob Hose aus Pforzheim, (Stiftsherr) dieses Kollegiums, dessen Seele in Frieden ruhen möge, amen.

Wappen:
Priesterwappen/Hose.5

Kommentar

Das redende Wappen und die formale Ähnlichkeit von l und Schaft-s lassen keinen Zweifel daran, daß es sich bei dem Verstorbenen um einen Angehörigen der in der Markgrafschaft Baden mehrfach nachweisbaren Familie Hos(e) handelt.6 Die Genealogie der Familie ist für die Zeit vor 1500 nur unzureichend aufgearbeitet, so daß sich Jakob verwandtschaftlich nicht einordnen läßt. Er wurde am 30. Mai 1496 an der Universität Freiburg i. Br. immatrikuliert.7 Hier blieb er jedoch nur ein Jahr und schrieb sich bereits am 13. Mai 1497 in Köln ein.8 Im gleichen Jahr erhielt er die Pfründe des St.-Ulrich-Altars in der Kapelle des Schlosses Hohenbaden, die ihm 1500 auf Lebenszeit überlassen wurde.9 Am 21. Januar 1502 bekam er das Kanonikat des St.-Nikolaus-Altars am Kollegiatstift zu Baden.10

Textkritischer Apparat

  1. Beide 1 im Ms. ohne Anstrich und stark nach rechts durchgebogen; die 5 linksgewendet, ihr unteres Schaftende nach rechts umgebogen.
  2. Auch in Hinblick auf das Wappen aus der Überlieferung Höle emendiert.
  3. Die Lücke im Ms. durch zwei waagerechte Striche gekennzeichnet. Ergänze vermutlich zu [canonic]us.

Anmerkungen

  1. BLB Karlsruhe K 218, Herr, Materialien 417. Lokalisierung ungewiß; zu den Altären der Stiftskirche allg. vgl. Kdm. Baden-Baden 91.
  2. Vgl. GLA Karlsruhe 195/1453, Collectanea, o. S. (Skizze). In BLB Karlsruhe K 218, Herr, Materialien 417 lediglich blasoniert.
  3. Vgl. GLA Karlsruhe 195/1453, Collectanea, o. S. (Skizze). In BLB Karlsruhe K 218, Herr, Materialien 417 nicht aufgeführt. Es handelt sich hierbei um folgende Wappen: Steinbach (ein von einem Ring umgebener Punkt, anscheinend der Mühlstein; der Schild von einem Sechspaß umgeben; vgl. Wappenbuch Lkr. Bühl 130 (Abb.); vgl. nr. 533), darüber die Beischrift „Steinbach“ (zuvor „Stollhofen“ geschrieben und getilgt); Stollhofen (gespalten, vorn ein Schrägbalken, hinten ein senkrecht gestellter Schlüssel; vgl. Wappenbuch Lkr. Bühl 133 (Abb.); nr. 533), darüber die Beischrift „Stollhofen“ (zuvor „Steinbach“ geschrieben und getilgt); Sinzheim (geteilt, oben ein Tatzenkreuz, unten ein liegendes Rebmesser; vgl. Wappenbuch Lkr. Bühl 126 (Abb.)), darüber die Beischrift „Sinzheim“; Baden (der Schild von einem Kreis umgeben), darüber die Beischrift „Baden“; Achern (gespalten, vorn ein halber Adler am Spalt, hinten ein Balken; vgl. Wappenbuch Lkr. Bühl 40 (Abb.)), darüber die Beischrift „Achern“; Bühl (drei Kugeln, wohl als „Bühel“ zu interpretieren, 2 : 1 gestellt; vgl. Wappenbuch Lkr. Bühl 50 (Abb.)), darüber die Beischrift „Bühl“; Niederbühl (gestürzte Pflugschar; vgl. Wappenbuch Lkr. Rastatt 46; der Schild hier von einem Kreis umgeben), darüber die Beischrift „Niderbühl“.
  4. Die Schriftart vom Kopisten gekennzeichnet durch ein dem Wortlaut der Inschrift voranstehendes „F“ als Abkürzung für „Fraktur“. Daß damit die Gotische Minuskel gemeint ist, ergibt sich aus der noch erhaltenen Grabplatte für Hans Mandriba, deren Inschrift hier ebenso charakterisiert ist, vgl nr. 347, GLA Karlsruhe 195/1453, Collectanea, o. S.
  5. Gespalten, vorn ein Kelch, hinten ein Hosenbein, vgl. Oberbad. Geschlechterbuch, Bd. 2, 138f.
  6. Vgl. Oberbad. Geschlechterbuch, Bd. 2, 138–141. S. a. nr. 372; Deutsches Adels-Lexicon, Bd. 4, 492.
  7. Vgl. Matrikel Freiburg, Bd. 1, 125 nr. 9.
  8. Vgl. Matrikel Köln, Bd. 2, 424 nr. 91.
  9. Vgl. Steigelmann, Bad. Präsentationen 518 nr. 236.
  10. Vgl. Steigelmann, Bad. Präsentationen 507 nr. 58.

Nachweise

  1. GLA Karlsruhe 195/1453, Collectanea, o. S.
  2. BLB Karlsruhe K 218, Herr, Materialien 417.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 203† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0020303.