Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 201† Baden-Baden-Lichtental, Kloster Lichtenthal, Klosterkirche 1519

Beschreibung

Grabplatte für die Äbtissin Maria von Baden. Ehemals vor dem Hochaltar und zwischen den beiden Seitenaltären nahe der Chorachse im Boden.1 Hier letztmalig 1942 bezeugt.2 Vermutlich im Zuge der 1965 einsetzenden Umgestaltung der Kirche abgegangen oder durch die damals neu verlegten Bodenplatten verdeckt.3 Sandstein.2 Im Binnenfeld der hochrechteckigen Platte ein senkrecht gestellter Äbtissinnenstab, der etwa in der Mitte die später nachgetragene und auf dem Kopf stehende Angabe N. // V. nach Franz Josef Herrs Numerierungssystem unterbrach.4 Auf dem Rand der umlaufend verzeichnete Sterbevermerk mit Fürbitte.

Inschrift nach Kdm., ergänzt nach KA Lichtenthal o. Sig., Glyckher.5

Maße: H. 196, B. 97 cm.

Schriftart(en): „Mischschrift“.6

  1. [+ Anno D(omi)ni MCCCCCXVIIII.a) auf den achtn Tag Januarijb)] ist die Erwir(di)gc) hochgeborn fürstin frauw / [Maria Ebbtisszin] des [Gottshaus Liechtenthald) gebohrne Marggräffin von Baden Todtse)] verschiede(n)c) / deren sele [Gott gnad].

Kommentar

Maria war die zweite Tochter Markgraf Christophs I. von Baden und der Ottilie von Katzenelnbogen.7 Sie wurde 1496 zur Äbtissin des Klosters Lichtenthal gewählt.8 Während ihrer Amtszeit erfolgte eine grundlegende Renovierung der Fürstenkapelle, die 1503 einen neuen Hochaltar erhielt.9 Bereits ein Jahr zuvor hatte Maria von Baden über Johannes Auer, den Propst des Kollegiatstifts zu Baden, Reliquien der Zehntausend Märtyrer aus der Kapelle Scala coeli des St.-Anastasius-Klosters vor den Mauern Roms erwerben können, die offensichtlich für den entsprechenden Seitenaltar der Fürstenkapelle bestimmt waren.10 Marias Bruder Jakob, Erzbischof von Trier, schenkte ihr vor seinem Tod einen silbernen Äbtissinnenstab.11 Der inschriftlich bezeichnete Sterbetag der Äbtissin wird durch die Eintragungen im Nekrolog bestätigt.12

Textkritischer Apparat

  1. M . und DXIX GLA Karlsruhe 47/37, Herr, GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 510, Herr, Gutgesell, Bauer, Deodata; M und [– – –] Grundriß Klosterkirche.
  2. auf den achtn Tag Januarij] den VIII Januarii GLA Karlsruhe 47/37, Herr, GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 510, Herr, Gutgesell, Bauer, Deodata; [– – –] Januari Grundriß Klosterkirche.
  3. Kürzungszeichen nicht überliefert.
  4. Lichtenthal GLA Karlsruhe 47/37, Herr, GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 510, Herr, Gutgesell, Bauer, Deodata; [– – –] Grundriß Klosterkirche.
  5. gebohrne Marggräffin von Baden Todts] Fehlt in GLA Karlsruhe 47/37, Herr, GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 510, Herr, Gutgesell, Bauer, Deodata; [– – –] Grundriß.

Anmerkungen

  1. Vgl. GLA Karlsruhe G Lichtenthal nr. 1, Grundriß Klosterkirche (wie unten). Die Grabstelle bereits im Nekrolog bezeugt: „ante summum altare tumulata in Ecclesia“, vgl. GLA Karlsruhe 64/47, Nekrolog Lichtenthal III, fol. 1r.
  2. Vgl. Kdm. (wie unten).
  3. Vgl. zu den Renovierungsmaßnahmen Stober, Denkmalpflege 150.
  4. Beschreibung nach GLA Karlsruhe G Lichtenthal nr. 1, Grundriß Klosterkirche (wie unten); zu F. J. Herrs Numerierung der Lichtenthaler Grabmäler 1803/04 vgl. GLA Karlsruhe 47/37, Herr, Beschreibung Lichtenthal 5.
  5. Die bereits 1942 verlorenen und in Kdm. (wie unten) nach Herr zitierten Textabschnitte wurden hier durch den von Glyckher überlieferten Wortlaut ersetzt und mittels eckiger Klammern gekennzeichnet.
  6. Maß- und Schriftangaben nach Kdm. (wie unten). Die Bezeichnung „Mischschrift“ hier nicht erklärt.
  7. Vgl. Schwennicke, Europ. Stammtafeln NF, Bd. 1.2, Taf. 268. Zu Markgraf Christoph I. von Baden und Ottilie von Katzenelnbogen vgl. nrr. 191, 229.
  8. Vgl. Schindele, Abtei Lichtenthal (1984) 164; Gutgesell, Kloster Lichtenthal 90.
  9. Vgl. zu den von Franz Josef Herr beschriebenen Spuren dieser Renovierungsmaßnahme Stober, Denkmalpflege 120f.; Krimm, Fürstenkapelle 155. Zum Hochaltar siehe nr. 114.
  10. Vgl. Schindele, Abtei Lichtenthal (1984) 164. Bereits im Jahre 1332 war der linke Seitenaltar der Fürstenkapelle dem hl. Oswald, den Zehntausend Märtyrern und dem Hl. Kreuz geweiht worden, vgl. Kdm. Baden-Baden 449; GLA Karlsruhe 67/713, Kopialbuch Lichtenthal, fol. 13v. Zu Propst Johannes Auer vgl. nr. 230.
  11. Vgl. Schindele, Abtei Lichtenthal (1984) 165. Siehe hierzu nr. 495 Anm. 12. Zu Erzbischof Jakob von Trier vgl. Bischöfe (1996) 335f.
  12. Vgl. GLA Karlsruhe 64/47, Nekrolog Lichtenthal III, fol. 1r; Schindele, Abtei Lichtenthal (1985) 69 Anm. 878; Necrologium 164.

Nachweise

  1. KA Lichtenthal o. Sig., Glyckher, Chronik 94.
  2. GLA Karlsruhe 47/37, Herr, Beschreibung Lichtenthal 13 nr. V.
  3. GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 510, Herr, Begräbnisse Lichtenthal, fol. 7v.
  4. GLA Karlsruhe G Lichtenthal nr. 1, Grundriß Klosterkirche nr. V, abgedr. in Kdm. Baden-Baden 510 (Abb. 416).
  5. Gutgesell, Kloster Lichtenthal 25.
  6. Bauer, Frauenkloster Lichtenthal 268.
  7. Deodata, Frauenkloster Lichtental 25.
  8. Kdm. Baden-Baden 502 nr. V.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 201† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0020109.