Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 184 München, Alte Pinakothek 1515

Beschreibung

Tafelbild mit dem Porträt des Markgrafen Christoph I. von Baden.1 Ursprünglicher Standort unbekannt. In einem Inventar von 1802 erstmals im Besitz der Kurfürstlichen Galerie zu München bezeugt, wonach es kurz zuvor zusammen mit vier weiteren Fürstenbildnissen aus dem Franziskanerkloster zu München ersteigert worden sei.2 Danach zeitweilig im Neuen Schloß Schleißheim (Lkr. München) aufbewahrt. Seit 1881 endgültig in der Alten Pinakothek. Öl auf Lindenholz. Brustbild im Halbprofil nach links vor dunkelblauem Hintergrund. Der Markgraf ist mit ausrasiertem Kinn- und Backenbart wiedergegeben und trägt ein rot-schwarzes Barett. Dessen hochgeschlagene Krempe ist von einer schwarzgoldenen Kordel durchzogen, an der vier edelsteinbesetzte Goldringe hängen, und über der linken Schläfe mit einer kreuzförmigen Gold-Agraffe besetzt, an der Perlen und Edelsteine befestigt sind. Um den Hals liegt eine Goldkette, die vor der Brust unter einem weißen, vorn zugeknöpften Hemd liegt. Das Obergewand ist um die Schultern mit einem braunen Pelz besetzt. In der linken oberen Bildecke die Jahreszahl (A), rechts gegenüber die Malersignatur (B).

Inschriften nach Hans Baldung Grien in Freiburg.

Maße: H. 46,9, B. 35,8, Bu. ca. 1,2 (A), Zi. ca. 1 cm (B).3

Schriftart(en): Kapitalis (B).

  1. A

    1515

  2. B

    · H(ans) B(aldung) G(rien) ·

Kommentar

Die Schäfte beider 1 sind jeweils nur mit einem stark verkürzten Anstrich versehen, die Schäfte der 5 schräggestellt. Die Buchstaben sind mit unauffälligen Sporen besetzt. Das etwas kleiner ausgeführte G, das innerhalb des H von dessen Balken durchschnitten wird, sitzt etwa auf halber Zeilenhöhe. Sein oberer Bogenabschnitt verläuft nahezu geradlinig, ebenso der untere Bogenabschnitt des unteren B-Bogens. Als Trennzeichen dienen zwei rautenförmige Quadrangel in Kontur. Die Künstlersignatur entspricht den üblichen Baldung-Monogrammen.4

Das Gemälde wurde nach einer Silberstiftzeichnung im sog. Karlsruher Skizzenbuch des Malers angefertigt.5 Es zeigt den Markgrafen im inschriftlich bezeichneten Jahr 1515, in dem er die Aufteilung der Markgrafschaft Baden unter seine drei Söhne Philipp, Bernhard und Ernst testamentarisch verfügte.6 Er selbst soll in dieser Zeit bereits an Geistesschwäche gelitten haben, weshalb er von seinen Kindern entmündigt und hernach auf der Burg Hohenbaden dem politischen Geschehen ferngehalten wurde.

Anmerkungen

  1. Inv.-nr. 1407.
  2. Vgl. auch zu den folgenden Angaben von der Osten (wie unten) 125, Alte Pinakothek München (wie unten) 53f. nr. 1407.
  3. Maßangaben zu H. und B. nach Alte Pinakothek (wie Anm. 2).
  4. Vgl. nr. 174.
  5. Vgl. von der Osten (wie unten) 125; Skizzenbuch des Hans Baldung Grien. „Karlsruher Skizzenbuch“, hg. v. Kurt Martin, 2. Ausg. Basel 1959, Bd. 1, 45, Bd. 2, fol. 12v. Eine großformatige Abbildung der Skizze bietet der Freiburger Ausstellungskatalog, vgl. Hans Baldung Grien in Freiburg (wie unten) 219 (Abb.).
  6. Zu den biographischen Angaben vgl. nr. 229.

Nachweise

  1. Brambach, Bildnisse 13f. Anm. * zu nr. 44.
  2. Müller, Badische Fürsten-Bildnisse, 11f. (erw.).
  3. Reber, Bildnisse 18.
  4. Die Gemälde des Hans Baldung gen. Grien in Lichtdruck-Nachbildungen nach den Originalen, mit Unterstützung der Stadt Freiburg i. Br. zum Erstenmale hg. v. Gabriel von Térey, Bd. 1, Strassburg 1896, nr. 34 (Abb.).
  5. Altdeutsche Malerei, hg. v. d. Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, bearb. v. Christian A. zu Salm u. Gisela Goldberg (Alte Pinakothek München. Katalog 2), München 1963, 41f., 262 (Abb.).
  6. Gert von der Osten, Hans Baldung Grien, Gemälde und Dokumente, Berlin 1983, 125f. nr. 33 (hier die ältere Lit.), Taf. 94 (Abb. 33).
  7. Alte Pinakothek München. Erläuterungen zu den ausgestellten Gemälden. Korrigierte und durch einen Anhang erweiterte Ausgabe (Bayerische Staatsgemäldesammlungen), München 1986, 53f. nr. 1407 (Abb.).
  8. Rüdiger an der Heiden, Die Alte Pinakothek. Sammlungsgeschichte, Bau und Bilder, München 1998, 490 (Abb.).
  9. Hans Baldung Grien in Freiburg, Katalog der Ausstellung im Augustinermuseum 19. Oktober 2001 bis 15. Januar 2002, hg. v. Saskia Durian-Ress, Freiburg i. Br. 2001, 48 (erw.), 49 (Abb.).
  10. Martin Schawe, Alte Pinakothek. Altdeutsche und altniederländische Malerei, hg. v. den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, München (Alte Pinakothek. Katalog der ausgestellten Gemälde 2), München 2006, 86 (Abb.).
  11. 500 Jahre Stadtordnung 17 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 184 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0018403.