Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 182 Baden-Baden, altkath. Pfarrkirche St. Maria u. Vierzehn Nothelfer (ehem. Spitalkirche) 1515

Beschreibung

Grabplatte für Reinhard von Remchingen. Im Jahre 1801 von Franz Josef Herr als zwanzigstes Grabmal „links des grosen Eingangs“ der Kirche bezeugt.1 Im Zuge der 1865 vorgenommenen Renovierung des Gebäudes im mittleren Langhausjoch als zweites Grabmal von Westen aufrecht an die Nordwand gestellt.2 Rötlicher Sandstein. Im eingetieften Binnenfeld unter einer Astwerkarkade ein reliefiertes Vollwappen. Auf dem Rand der umlaufend eingemeißelte Sterbevermerk mit Fürbitte. Die linke Außenkante oben und unten bestoßen.

Maße: H. 188, B. 88, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. Annoa) · domini · xvc · / vnd · xv · am · xxvj · tag · des · aprellen · / starb · de(r)b) · edel · vn(d) · / vest ·c) reinhartd) vo(n) remchinge(n) de(m) got genad ·

Wappen:
Remchingen.3

Kommentar

Die relativ schmal proportionierten Buchstaben stehen in regelmäßigen Abständen zueinander. Der obere Abschnitt des oberen g-Bogens ist rechtsschräg gestellt und knickt im Schnittpunkt mit dem Schaft schräg nach unten um. Der Bogen des h ist im Unterlängenbereich umgebogen und weit nach links ausgezogen. An der Cauda des r sitzt ein unten eingerollter Zierstrich. Den Rechtsschrägschaft des x ersetzt im oberen Bereich ein mit einer Zierlinie versehenes Quadrangel, im unteren ist er auf eine unter die Grundlinie geführte Haarlinie reduziert. Das A ähnelt in seiner Grundform dem zweistöckigen Minuskelbuchstaben, wobei der obere Bogen und der Schaft zu einem Viertelkreisbogen verschmelzen, der mit zwei unscheinbaren Dornen versehen ist. Der gebrochene untere Bogen ist unten offen. Als Worttrenner dienen paragraphzeichenförmige Quadrangel. Die angeführten Schriftbesonderheiten sind bis auf den Versal in nahezu identischer Form auf der Grabplatte für Wilhelm von Winterbach zu beobachten, weshalb für beide Grabmäler derselbe Steinmetz anzunehmen ist.4

Der Verstorbene läßt sich in die Genealogie der Familie von Remchingen nicht sicher einordnen.5 Möglicherweise ist er identisch mit Reinhard III. von Remchingen, der für das Jahr 1500 bezeugt ist, nach den bisherigen genealogischen Forschungen jedoch erst 1516 als Minderjähriger gestorben sein soll. Dieser war ein Sohn Sigmunds III. von Remchingen, des Vogts von Graben (Gde. Graben-Neudorf, Lkr. Karlsruhe) und Ettlingen (Lkr. Karlsruhe), der zunächst Barbara von Reichelsberg, später Barbara Küchlin und nach deren Tod Maria Schilling von Cannstatt geheiratet hatte.

Textkritischer Apparat

  1. Der Stein vor dem A beschädigt. Dadurch möglicherweise ein Kreuz oder Worttrenner verloren.
  2. Kürzung durch Haken.
  3. Oberfläche beschädigt, das Quadrangel deshalb nur noch teilweise erkennbar.
  4. Bernhard Herr.

Anmerkungen

  1. Vgl. GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 509, Herr (wie unten).
  2. Vgl. Kdm. Baden-Baden 216, 218 nr. 12. Dieser Standort blieb auch nach der Verkürzung der Kirchenschiffes im Jahre 1963 unverändert, vgl. Stadtkreis Baden-Baden 139. Zu den Renovierungsmaßnahmen von 1865 s. a. RP Karlsruhe (Denkmalpflege) I/281, Spitalkirche, passim.
  3. Zwei schräggekreuzte Lilienszepter. Als Helmzier ein gekrönter, mit der Schildfigur belegter Jungfrauenrumpf mit geflochtenem Zopf.
  4. Vgl. nr. 183; s. a. Einl. Kap. 5.2, LXXXf.
  5. Vgl. auch zu den folgenden Angaben Otto Bickel, Remchingen. Geschichte seiner Ortsteile und der Adelsfamilie dieses Namens, Remchingen 1993, 56f., 66f.

Nachweise

  1. BLB Karlsruhe K 218, Herr, Materialien 426 nr. 20.
  2. GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 509, Herr, Merkwürdigkeiten, fol. 53v nr. XX.
  3. GLA Karlsruhe N Mone 109, Mone, Aufzeichnungen Oosthal, fol. 126r.
  4. Kdm. Baden-Baden 218 nr. 12.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 182 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0018209.