Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)
Nr. 179 Baden-Baden, altkath. Pfarrkirche St. Maria u. Vierzehn Nothelfer (ehem. Spitalkirche) 1514
Beschreibung
Grabplatte für Dietrich Röder von Rodeck den Jüngeren. Im Jahre 1801 von Franz Josef Herr als vierzehntes Grabmal „links des grosen Eingangs“ bezeugt.1 Während der 1865 vorgenommenen Neugestaltung der Kirche im mittleren Langhausjoch als erste Platte von Westen aufrecht an die Südwand gestellt.2 Im Zuge der Verkürzung des Kirchenschiffes im Jahre 19633 an dieser Stelle belassen. Rötlicher Sandstein. Im eingetieften Binnenfeld der hochrechteckigen Platte ein reliefiertes Vollwappen unter einem Eselsrückenbaldachin aus Astwerk. Unter dem gelehnten Schild das Beiwappen in Frontalstellung. Auf der Randleiste der umlaufend eingemeißelte Sterbevermerk mit Fürbitte, begleitet von zwei rahmenden Stegen. In der Mitte des oberen Schmalseitenrandes eine größere Ausbruchstelle. Die Oberfläche des unteren Plattenbereiches sandelt stellenweise durch aufsteigende Feuchtigkeit ab.
Maße: H. 175, B. 90, Bu. 10 cm.
Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis mit einzelnen Minuskelbuchstaben.
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Röder4, Leininger von Lemberg5. |
Textkritischer Apparat
- Die Ziffern der Jahreszahl durch die Beschädigung des Plattenrandes größtenteils weggebrochen. Ergänzung nach Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Forschungsstelle Deutsche Inschriften, Photo Helmut Hartmann nr. 4360 (1971).
- Ohne Kürzungszeichen.
- Das D kleiner und hochgestellt.
Anmerkungen
- Vgl. GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 509, Herr (wie unten).
- Vgl. Kdm. Baden-Baden 216, 220 nr. 27; zu den Renovierungsmaßnahmen von 1865 s. a. RP Karlsruhe (Denkmalpflege) I/281, Spitalkirche, passim.
- Vgl. Stadtkreis Baden-Baden 139.
- Adler überzwerch. Als Helmzier über dem Spangenhelm ein abgerissener Adlerrumpf. Vgl. Alberti, Wappenbuch 647 (Abb. 2401).
- Drillingsbalken, oben mit drei anstoßenden Spitzen besetzt. Heute stark verwittert, vgl. Kdm. Baden-Baden 220 (Abb. 166); s. a. Alberti, Wappenbuch 445 (Abb. 1614).
- Vgl. nrr. 207, 210.
- Sämtliche biographischen Angaben nach Oberbad. Geschlechterbuch, Bd. 3, 563.
- Vgl. wie Anm. 7; zu den Vorgängen im Einzelnen vgl. Georg Veesenmeyer, Nachricht von zwei Rosenbergischen Fehden. 1. Jörgen, Adolphs und Friedrichs von Rosenberg mit dem Bistume Würzburg 1486. 2. Jörgen von Rosenberg mit Asmus, Grafen von Wertheim, 1501-1502, in: Verhandlungen des Historischen Vereins Ulm 13 (1860) H. 12, 41–56.
- Vgl. wie Anm. 7. Vermutlich handelt es sich um eines der drei von Losch auf einem Hügel nordwestlich des Ortes vor einer Kapelle bezeugten Kreuze, die ehemals an der Landstraße B 3 standen, vgl. Losch, Sühne und Gedenken 156.
- Vgl. wie Anm. 7; Grabmal nicht erhalten. Zu weiteren in der Stiftskirche begrabenen Vorfahren der Familie vgl. nr. 78.
Nachweise
- BLB Karlsruhe K 218, Herr, Materialien 424 nr. 14.
- GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 509, Herr, Merkwürdigkeiten, fol. 53r nr. XIV.
- GLA Karlsruhe N Mone 109, Mone, Aufzeichnungen Oosthal, fol. 128v.
- Kdm. Baden-Baden 220 nr. 27.
Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 179 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0017909.
Kommentar
Die schlank proportionierten Buchstaben weisen eine gleichmäßig schmal geschlagene Kerbe auf, die sich an manchen freien Schaftenden schwach keilförmig verbreitert. Die Schrägschäfte des spitzen A sind bisweilen ein wenig eingebogen; der Balken ist wie der Schrägschaft des N als Haarlinie ausgeführt. Der Bogen des offenen D ist oben mitunter leicht geschwungen bzw. stärker nach oben gezogen. In VND erscheint es unzial, in GNAD als geschlossener Kapitalisbuchstabe. Der kleine, nur die obere Zeilenhälfte beanspruchende Bogen des G hat keinen Kontakt zu seiner rechtwinklig gebrochenen und unten nach links umgebogenen Cauda. Der Mittelteil des geraden oder konischen M endet stets innerhalb der oberen Zeilenhälfte. Die Cauda des R ist gerade oder stachelförmig. Die Verwendung der Minuskeln beschränkt sich auf d und b, deren Bögen vollkommen ausgerundet sind. Als Worttrenner dienen Quadrangel auf halber Zeilenhöhe. Vergleichbare Buchstabenformen finden sich auf einem Schlußstein unbekannter Provenienz und einem Bildrelief mit der Auferstehungsszene.6
Dietrich Röder von Rodeck der Jüngere, ansässig in Stollhofen, entstammte der Ehe Dietrich Röders des Älteren mit einer unbekannten Frau von Stadion.7 1486 geriet er gemeinsam mit seinem Vater in die Reichsacht, weil sie die Grafen Jörg, Adolf und Friedrich von Rosenberg gegen den Bischof von Würzburg, Rudolf II. von Scherenberg, unterstützt hatten.8 1504 nahm er am Landshuter Erbfolgekrieg teil und wurde für sechs Jahre Diener des Pfalzgrafen Philipp. Am inschriftlich bezeichneten Tag fiel er in einem Gefecht bei Sinzheim. Den Todesort bezeichnete nach Kindler von Knobloch noch bis in das 20. Jahrhundert ein Kreuz an der Alten Landstraße.9 Seine Ehefrau, eine Tochter des Heinrich Leininger von Lemberg auf Lauterburg (Elsaß, dép. Bas-Rhin), wurde in der Stiftskirche der Stadt Baden begraben.10