Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 178† Schwarzach (Gde. Rheinmünster), kath. Pfarrkirche St. Peter u. Paul (ehem. Abteikirche) 1514

Beschreibung

Grabplatte für den Abt Johannes (Birbaum?) von Schwarzach. Der Bestattungsort um 1517 von Ambros Phoeber „vor dem pfüler, neben dem altar Sanct Marie Magdalene“ lokalisiert.1 Die Platte selbst um 1667 durch Gallus Wagner im südlichen Nebenchor bezeugt und als das vierte der dort befindlichen Abtsgrabmäler ausgewiesen.2 In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde das Grabmal von Wilhelm Smets im südlichen Querschiff beschrieben, der die Inschrift jedoch nur noch teilweise entziffern konnte.3 Von dem figürlichen Grabbild vermochte er nichts mehr erkennen.3 Die Umstände des offenbar erst in jüngerer Zeit eingetretenen Verlusts sind unbekannt. Die Platte war mit der ausgearbeiteten Figur des Verstorbenen versehen.4 Er trug eine Kukulle mit weiten Ärmeln, hielt in der Linken einen Kelch, den er mit der Rechten segnete. Mit der linken Armbeuge preßte er den Abtsstab an die Schulter. Am Plattenrand verlief der Sterbevermerk.

Inschrift nach GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, Comportata, vol. 1, 46b (späterer Nachtrag).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.5

  1. Anno Dominicae Jncarnationis Milleno quingenteno XIIII. obijt Reuerend(us) in Chr(ist)o D(omi)n(u)s (et)a) Pater Joannes Abbas hui(us) Mon(aste)rij.

Übersetzung:

Im Jahr der Fleischwerdung des Herrn Eintausenfünfhundert und 14 starb der ehrwürdige Herr in Christus und Vater Johannes, Abt dieses Klosters.

Kommentar

Abt Johannes stammte offenbar aus Schwarzach.6 Gallus Wagner vermutet, daß er mit dem zwischen 1483 und 1486 bezeugten Vikar Johannes Birbaum an der Kirche zu Stollhofen, der zugleich geistlicher Schaffner und Konventuale des Klosters Schwarzach war, identisch ist, doch läßt sich dies bisher nicht endgültig nachweisen.7 Im Jahre 1487 wurde Johannes zum Abt gewählt.8 Während seiner Amtsführung gelang es ihm, den Finanzhaushalt der Abtei wieder in Ordnung zu bringen und ihre Eigenständigkeit gegen die Herrschaftsansprüche der Markgrafschaft Baden so weit wie möglich zu verteidigen. Er starb am 26. Juli 1514.9

Textkritischer Apparat

  1. Fehlt in GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, 644.

Anmerkungen

  1. Vgl. GLA Karlsruhe 67/1321, Registratura Phoeberii, fol. 132r, abgedr. in Gartner, Kloster Schwarzach 303. Zur Lage des St.-Maria-Magdalenen-Altars im südlichen Nebenchor vgl. Reinfried, Geschichte Schwarzach (1892) 56f.; Marzolff, hochma. Abteikirche 36.
  2. Vgl. GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, Comportata, vol. 1, 644: „(…) lapis sepulchralis in abside chori versus meridiem. Est quartum sepulchrum inter abbates ibi positos.“
  3. Vgl. Stadtgesch. Inst. Bühl o. Sig., Smets, Geschichte 135; Stadtgesch. Inst. Bühl o. Sig., Smets, Grabinschriften 3: „Erhalten ist jedoch die Grabplatte! Die Umschrift ist in gotischen Frakturbuchstaben gehalten, aber nur noch fragmentarisch zu erkennen: Anno · dmcc (dominicae) · II (Incarnationis?) obiit [– – –] hic sepultus quingenteno XIIII. Nichts mehr zu erkennen ist von dem Abt, der (…) auf der Grabplatte ausgehauen war.“ Hierauf beruht die Angabe Marzolffs vom Jahre 1969, die Grabplatte sei noch unvollständig vorhanden, vgl. Marzolff, Baugeschichte 34 Anm. 9 (Ich danke Herrn Dr. Peter Marzolff, Heidelberg, für diesen Hinweis). Es ist nicht auszuschließen, daß hier eine Verwechslung vorliegt, da „hic sepultus“ sonst nicht überliefert ist. Reinfried hat die Platte offenbar nicht gesehen, vgl. ders., Geschichte Schwarzach (1892) 59.
  4. Vgl. GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, Comportata, vol. 1, 644: „Lapis habet imaginem Monachi cucullo cum follicantibus manicis induti; qui sinistra tenet calicem, cui impositum habet indicem et medium digitum sue manus dextrae. Pedum intra sinistrum brachium ad axilla inclinat. Nulla habet insignia. Limbus hac scriptura indicat annum mortis.“ S. a. ebd. 46b: „Lapidi incisus est flocca indutus, in sinistro bracchio habens pedum, et in manu calicem, dextra manu benedicens calicem.“
  5. Vgl. Stadtgesch. Inst. Bühl o. Sig., Smets, Grabinschriften 3: „in gotischen Frakturbuchstaben“. Im Besitz von Herrn Dr. Peter Marzolff, Heidelberg, befindet sich eine illustrierte Ausfertigung dieser Schrift, die zusätzlich eine paläographisch offenbar originalgetreue Abzeichnung des von Smets noch vorgefundenen Inschriftenfragments enthält.
  6. Vgl. Harbrecht, Reichsabtei Schwarzach (1951) 188.
  7. Vgl. GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, Comportata, vol. 2, 1084–1086; ebd., vol. 1, 198, 644; Gerettete Wahrheit, Bd. 1, 755 § 885. Für den ersten Literaturhinweis danke ich Herrn Dr. Suso Gartner, Altschweier.
  8. Vgl. wie auch zu den folgenden Angaben Gartner, Kloster Schwarzach 301–303. Zum Beginn des Abbatiats s. a. Franciscus Petrus, Suevia ecclesiastica sev clericalia collegia tum secularia tum regularia (…), Augustae Vindelicorum 1699, 744.
  9. Vgl. Benediktinerklöster 584; GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, Comportata, vol. 1, 644.

Nachweise

  1. GLA Karlsruhe 65/606, Wagner, Comportata, vol. 1, 46b (späterer Nachtrag), 644.
  2. Gerettete Wahrheit, Bd. 2, 136 nr. 124 zu § 138 (nach Wagner, Comportata 644).
  3. Reinfried, Geschichte Schwarzach (1892) 61 (erw.).
  4. Harbrecht, Reichsabtei Schwarzach (1951) 190 (erw.).
  5. Stadtgesch. Inst. Bühl o. Sig., Smets, Geschichte 135.
  6. Stadtgesch. Inst. Bühl o. Sig., Smets, Grabinschriften 3.
  7. Marzolff, Baugeschichte 34 Anm. 9 (erw.).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 178† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0017805.