Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 174 Freiburg i. Br., Augustinermuseum 1513

Beschreibung

Tafelbild mit dem Schmerzensmann, von Maria und Engeln beweint. Das Gemälde war offenbar zeitweilig im Besitz Markgraf Ferdinand Maximilians von Baden-Baden (1625–1669), da Gabor von Térey noch 1894 auf der Rückseite ein Siegel mit den Buchstaben FMMB registrierte.1 Auf Vermittlung Franz Josef Herrs von Großherzog Leopold von Baden dem Kloster Lichtenthal im Jahre 1833 geschenkt.2 1897 vom Augustinermuseum Freiburg i. Br. aus dem Besitz Marc Rosenbergs in Karlsruhe erworben.3 Öltempera auf Holz, teilweise retuschiert.4 Im Vordergrund rechts der sitzende Schmerzensmann, nur mit dem Lendentuch bekleidet und der Dornenkrone auf dem Haupt. Links neben ihm Maria, die ihn in tiefer Trauer anblickt und ihre Hände vor der Brust zusammengelegt hat. Beide Figuren sind von Wolken und zahlreichen weinenden Engeln umgeben, die teilweise die Gliedmaßen Christi umfassen und stützen. In der oberen rechten Ecke die Figur Gottvaters mit der Erdkugel und etwas unter ihm die Taube des Hl. Geistes. Den übrigen Hintergrund füllen weitere, zwischen Wolken schwebende Engel, von denen manche die Leidenswerkzeuge tragen. In der linken unteren Ecke die in Gelb aufgemalte Künstlersignatur.

Maße: H. 70,3, B. 54,5 Bu. 1, Zi. 0,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. H(ans) B(aldung) G(rien)a) / 1513

Kommentar

Die Buchstaben sind dünnstrichig gemalt und nur mit unscheinbaren Sporen versehen. Der untere, etwas größere Bogen des B ist in Höhe der Grundlinie gebrochen und danach als Gerade zum Schaft zurückgeführt. Die Cauda des G ist rechtwinklig nach innen umgebrochen. Die 1 besitzt keinen Anstrich, die 3 ist spitz.

Nachdem die ungeteilte Urheberschaft Baldung Griens für dieses Gemälde eine Zeitlang in Frage gestellt wurde, ordnet man es derzeit wieder mit Nachdruck dem Meister selbst zu.6 Dies ist vor allem auf die Untersuchungen von der Ostens zurückzuführen, der die Aufmerksamkeit verstärkt auf die Feinfühligkeit des Empfindens und die technische Sorgfalt der Malerei gelenkt hat.7 Auch aus epigraphischer Perspektive unterliegt diese Zuschreibung keinem Zweifel, da die Buchstaben der Signatur, aber auch die Ziffernformen der Jahreszahl auf anderen Werken Baldungs in nahezu identischer Form ausgeführt sind.8

Textkritischer Apparat

  1. Befund: HGB als Nexus litterarum. Die Buchstaben H und B sind ligiert und das etwas kleinere G unterbricht den Balken des H.

Anmerkungen

  1. Vgl. Gabriel von Térey, Verzeichniss der Gemälde des Hans Baldung gen. Grien (Studien zur deutschen Kunstgeschichte 1, 1), Straßburg 1894, 27f. nr. 29.
  2. Vgl. Rögele, Franz Josef Herr 107f. nr. 2. Das Kloster besaß überdies nach dem Zeugnis Fridegar Mones eine Reihe von Holzskulpturen (vermutlich Reliefbilder), die die Kreuzwegstationen wiedergaben. Darunter soll sich auch eine „Kreuzabnahme“ befunden haben („sitzender lebender Christus, Maria daneben, weinende Engel“), die anscheinend nach der Vorlage des Bildes gefertigt und ebenfalls mit der Signatur H(ans) B(aldung) G(rien) / 1513 versehen war, vgl. GLA Karlsruhe N Mone 109, Mone, Aufzeichnungen Oosthal, fol. 169r–v; s. a. Einl. Kap. 6. nr. *114.
  3. Inv.-nr. 11532; vgl. Augustinermuseum (wie unten) 93.
  4. Vgl. den Restaurierungsbericht in von der Osten (wie unten) 91.
  5. Maße mitsamt dem Rahmen. Maße der Tafel ohne Rahmen: H. 57,5, B. 41 cm, vgl. Augustinermuseum (wie unten) 93.
  6. Vgl. hierzu zusammenfassend Augustinermuseum (wie unten).
  7. Vgl. von der Osten (wie unten).
  8. Vgl. z. B. die Signatur und Jahreszahl auf Baldungs Porträt Markgraf Christophs I. von Baden von 1515 (München, Alte Pinakothek) in von der Osten (wie unten) 125f. nr. 33, Taf. 94 (Abb. 33); s. a. die Signatur am Hochaltar des Freiburger Münsters ebd. 99–118 nr. 26, Taf. 85 (Abb. 26 h 2).

Nachweise

  1. Rögele, Franz Josef Herr 108 nr. 2 (hier die falsche Jz. 1512; unvollst.).
  2. GLA Karlsruhe N Mone 109, Mone, Aufzeichnungen Oosthal, fol. 27v, 213r.
  3. Ausstellung Baden-Baden (1902) 141f. nr. 1047.
  4. Daniel Burckhardt u. a., Gemälde des XV. und XVI. Jahrhunderts im Kloster Lichtenthal, in: Repertorium für Kunstwissenschaft 25 (1902) 477–480, hier 479 (erw.).
  5. KA Lichtenthal 46 Fach 31, Baur, Gemälde, o. S.
  6. Gert von der Osten, Hans Baldung Grien, Gemälde und Dokumente, Berlin 1983, 91–93 nr. 22 (Lit.; Abb.).
  7. Augustinermuseum. Gemälde bis 1800, Auswahlkatalog, bearb. v. Detlev Zinke, Freiburg i. Br. 1990, 93–95 (Lit., Abb.).
  8. Hans Baldung Grien in Freiburg, Katalog der Ausstellung im Augustinermuseum 19. Oktober 2001 bis 15. Januar 2002, hg. v. Saskia Durian-Ress, Freiburg i. Br. 2001, 250f. nr. 64 (Lit.; Abb.).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 174 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0017407.